Bescheidenheit, Realismus und ein Lautsprecher
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verkündet seine Teilnahme an dem von der Schweiz ausgerichteten Gipfel zur Lage in der Ukraine. Wie so oft, nimmt er dabei den Mund sehr voll.
(KL) – Erst vor wenigen Tagen berichteten wir darüber, wie wohltuend realistisch und bescheiden die Schweizer Präsidentin Viola Amherd und ihr Außenminister Ignazio Cassis den am 15. und 16. Juni in der Schweiz stattfindenden Gipfel zur Lage in der Ukraine angekündigt hatten. Vorsorglich hatten die Veranstalter darauf hingewiesen, dass es bei diesem Gipfel darum ginge, Wege auszuloten, mit denen man Russland zu Gesprächen bewegen könnte. Explizit sagten die beiden, dass von diesem Gipfel kein Friedensplan zu erwarten sei. Doch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trampelt, wie die Kollegen von n-tv berichten, wie so oft durch den Porzellanladen der internationalen Politik und die Ankündigung seiner Teilnahme macht diesen realistischen und bescheidenen Ansatz fast schon wieder zunichte.
Ausgerechnet der Mann, der „nicht ausschließen“ will, westliche Bodentruppen in die Gefechte in der Ukraine zu schicken, trötete nun seine Teilnahme in die Welt. Aber nicht etwa an einem Gipfel zur Lage in der Ukraine, sondern zum „Weltfriedensgipfel“. Ein einfaches „Frankreich ist dabei“ hätte gereicht und wäre zielführender gewesen, denn die Schweiz legt großen Wert darauf, dass es sich, trotz der Nicht-Teilnahme Russlands, nicht um einen Anti-Russland-Gipfel und auch keine erneute Geberkonferenz für die Ukraine handelt. Aber wenn schon Ihre Majestät Emmanuel I. in die Schweiz reist, dann muss es schon ein „Weltfriedensgipfel“ sein, darunter macht der Monarch es nicht.
Dass es sich Macron mit seinem Sonnenkönig-Gehabe inzwischen mit mehr als vier Fünfteln seiner Landsleute und der internationalen Politik verscherzt hat, das traut sich offenbar keiner seiner hoch bezahlten Berater zu sagen. Dass seine diplomatischen Bemühungen seit geraumer Zeit sämtlich Rohrkrepierer sind, auch nicht. Man erinnere sich an seinen Besuch in Moskau kurz vor Ausbruch des Kriegs, als er stolz der Weltpresse verkündete, er habe den Krieg in der Ukraine verhindert. Aber Macron geht es eben vor allem um eines – seine eitle Außenwirkung.
Es war wirklich nicht nötig, die leisen Töne der Schweizer Organisatoren dieses Gipfels mit seinem Superlativ-Getöse zu überbrüllen. Zumal man in Paris und übrigens auch in Berlin langsam erkennen sollte, dass das Gewicht des früheren „Motors Europas“ auf der internationalen Bühne inzwischen in der Kategorie „Fliegengewicht“ angekommen ist.
Bleibt zu hoffen, dass es den Schweizer Organisatoren gelingt, diesen Gipfel so zu organisieren, dass keine Macron-Show daraus wird. Für den Weltfrieden wäre das sehr hilfreich.
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