Bibendum sagt „Au revoir“
Schlechte Nachricht für den Michelin-Standort Karlsruhe und grenzüberschreitende Lehrlingsprogramme – bis 2025 will Michelin seinen Standard Karlsruhe schließen.
(KL) – Lange Jahre war das Geschäft mit Fahrzeugreifen eine fast krisensichere Angelegenheit. Doch diese Zeiten sind vorbei. Nach dem US-Reifenproduzenten Goodyear kündigt nun auch der französische Hersteller Michelin an, Produktionsstandorte in Deutschland zu schließen, darunter die Werke in Karlsruhe, Trier und Teile des Standorts Homburg im Saarland. Nordbaden und das Nordelsass trifft diese Ankündigung besonders hart.
Steigende Kosten, insbesondere im Energiebereich und Billiganbieter aus Niedriglohnländern haben den Druck auf Michelin so steigen lassen, dass man das französische Unternehmen nun komplett umstrukturieren muss, so die Ankündigung der Konzernleitung. Für die Region Nordbaden/Nordelsass ist diese Nachricht besonders belastend, denn seit Jahren war Michelin ein Vorzeigeunternehmen, wenn es um Programme in der grenzüberschreitenden Lehrlingsausbildung ging. Viele Mitarbeiter am Standort Karlsruhe kommen aus dem Elsass, haben ihre Ausbildung in Karlsruhe absolviert und sind dann direkt übernommen worden. Doch das ist 2025 vorbei.
Die Umstrukturierung wird in Deutschland insgesamt 1410 Arbeitsplätze kosten, und auch, wenn die Konzernleitung ankündigt, die Mitarbeiter „auf neuen beruflichen Wegen begleiten“ zu wollen, so fehlt ein wenig der Glaube an eine sozialverträgliche Abwicklung. Bei den Gewerkschaften herrscht Unverständnis darüber, dass Karlsruhe und Trier aus den genannten Gründen geschlossen werden, dafür aber das europaweit größte Werk für Runderneuerung von Lkw-Reifen in Homburg, sowie das Werk in Bad Kreuznach, wo PKW-Reifen produziert werden, weitermachen können.
Für die Organisationen des Arbeits- und Ausbildungsmarkts im Norden der Region ist diese Nachricht sehr belastend, denn Michelin gehörte in Karlsruhe zu denjenigen Unternehmen, deren grenzüberschreitende Lehrlingsprogramme richtungsweisend waren und sich zu einem echten wirtschaftlichen Bindeglied zwischen dem Nordelsass und Nordbaden entwickelt hatten. Der Wegfall von Michelin wird für diese Programme nur schwer zu kompensieren sein.
Dass die Gewerkschaften diese Standort-Schließungen „nicht hinnehmen“ wollen, wird letztlich an der unternehmerischen Entscheidung Michelins nicht viel ändern können. Ganz offensichtlich ist die gesamte Reifenbranche unter Druck und die aktuellen Krisen sorgen dafür, dass sich das auch nicht so schnell ändern kann.
Auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Norden der Region kommt nun eine schwierige Aufgabe zu. Denn die Nachfrage junger Elsässer nach Ausbildungsplätzen auf der deutschen Seite im Eurodistrikt PAMINA ist nach wie vor groß und einen Ausbildungsbetrieb der Dimension von Michelin wird man nicht so schnell ersetzen können. Fast sieht es so aus, als ob die Folgen der weltweiten Krisen nun auch in Nordbaden und im Nordelsass ankommen.
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