Bilanz – Frank Scherer als Präsident des Eurodistrikts

Der Landrat der Ortenau hat in den Jahren seiner Präsidentschaft vieles im Eurodistrikt Straßburg-Ortenau in Bewegung gebracht. Mehr, als viele Kritiker sehen wollen.

Roland Ries, Frank Scherer und Cordula Riedel - Plätze getauscht und weiter geht's. Foto: © Kai Littmann

(KL) – Wenn man einmal die Liste der bisherigen Sprecher und dann Präsidenten des Eurodistrikts Straßburg-Kehl anschaut, dann fällt einem auf, dass einem nichts auffällt. Keiner der bisherigen Verantwortlichen hat seine Amtszeit genutzt, diesem Eurodistrikt eine eigene Richtung zu geben. Robert Grossmann, Klaus Brodbeck, Edith Schreiner, noch mal Robert Grossmann, Günther Petry – keiner von diesen fühlte sich so richtig berufen, die einmalige Chance zu ergreifen, die sich mit dem Eurodistrikt plötzlich bot.

Bei Frank Scherer, der das Präsidentenamt vom Straßburger OB Roland Ries übernahm, war das anders. Scherer zeigte in seinem Amt mehr Mut und Innovationsfreude als seine Vorgänger. Man denke an den Dialog, den Scherer mit konstruktiv-kritischen Kräften des Eurodistrikts aufgenommen hatte, die „Bürgerkonvente“, die darauf abzielten, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft näher zusammen zu bringen. Das hatte eine neue Qualität, und wenn nicht alles perfekt lief, so haben Scherer und sein Team das Verdienst erworben, einen Prozess in Gang gesetzt zu haben.

Doch genau dort, wo Scherer Schritte in die richtige Richtung unternahm, stieß der Eurodistrikt auch an seine Grenzen. Während einerseits die Erwartungen an den Eurodistrikt stiegen, war das Generalsekretariat in Kehl, immerhin die Stelle, die ambitionierte Projekte umsetzen soll, chronisch unterbesetzt. Was auch genau der Grund ist, warum Eurojournalist(e) seit langem anregt, man möge das Budget verdreifachen, das Team deutlich aufstocken und ihm und sich die Chance geben, aus diesem Eurodistrikt das „europäische Laboratorium“ zu machen, wie es sich die Gründungsväter Jacques Chirac und Gerhard Schröder gewünscht hatten.

Man kann nicht von einem Miniteam erwarten, dass es Pyramiden bauen kann. Wenn die Politik aber Pyramiden bauen will, dann muss sie für ausreichende Ressourcen sorgen. Maurer, Steinmetze, Logistik, Architekten und so weiter. Doch genau das passiert nicht. Der Eurodistrikt will Pyramiden bauen, hat aber zahlenmäßig nur eine erweiterte Skatrunde zur Verfügung.

Frank Scherer hat versucht, den Eurodistrikt zu den Bürgern zu bringen, doch muss man auch festhalten, dass der Zivilgesellschaft in diesem seit 10 Jahren andauernden Hin und Her die Puste ausgegangen ist. Das ist sehr schade, denn nun muss sich der Eurodistrikt grundsätzlich entscheiden, wo er hin will. Will er mehr als nur Sportveranstaltungen organisieren, dann muss er jetzt einen Gang höher schalten, das Team ausbauen, mehr Geld bereits stellen (2 € statt 1 € pro Einwohner wäre schon mal ein Start!) und die Bürger viel enger anbinden. Sitze mit Bobachterstatus für engagierte Bürger, die nicht von den Offiziellen handverlesen, sondern per Online-Abstimmung gewählt werden, ein Teil des Budgets sollte von den Bürgern selbst für Projekte zugewiesen werden – der Eurodistrikt kann nur dann richtig funktionieren, wenn er einerseits wächst und es andererseits schafft, aktive Kräfte aus der Zivilgesellschaft auch aktiv einzubinden.

Nun ist es an Roland Ries und am neuen Eurodistriktrat, diesen eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Es ist spät, aber nicht zu spät. Wenn die Verantwortlichen nun die richtigen Dinge tun.

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