Billion-Dollar-Baby…

Der Technologieriese ist das erste private Unternehmen, dessen Wert eine Billion Dollar übersteigt. Ganz große Klasse und ein herzliches Dankeschön an Jean-Claude Juncker, der so tatkräftig an der Seite Apples steht…

Das Europageschäft von Apple läuft blendend, auch dank des Herrn Jean-Claude Juncker... Foto: Rky520Yip / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Dass Apple der wertvollste IY-Konzern auf diesem Planeten ist, überrascht wohl niemanden. Dass der Börsenwert von Apple nun die Billion-Dollar-Grenze geknackt hat, eigentlich auch nicht. Mit iPhones, iPads, iPods und jede Menge anderer Produkte lässt sich eben gut Geld verdienen. Warum ein so erfolgreiches Unternehmen dank des Steuervermeidungsmodells, dessen Fortbestand Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker so sehr am Herzen liegt, in Europa auch noch fast steuerbefreit arbeiten kann, das versteht außer Appel und Herrn Juncker wohl niemand. Und dass der Präsident der Europäischen Kommission damit die anderen EU-Mitgliedsstaaten um Milliarden Steuereinnahmen bringt, darüber möchte in so einer Jubelstunde eigentlich niemand reden… ein guter Grund, doch einmal genauer hinzuschauen.

Die Dimensionen zeigen, wie verrückt die Finanzwelt und die ganze Wirtschaft geworden sind. Als diese Woche der Aktienkurs von Apple die Grenze von 207,04 Dollar durchbrach, war es soweit: Apple war eine Billion Dollar wert, so viel wie die 15 größten DAX-Firmen und die sind nun auch nicht gerade klein.

Bei Apple läuft’s, vielen Dank. Dabei ist vor allem das Europa-Geschäft eine wahre Goldgrube, denn in den europäischen Ländern erzielt Apple großartige Umsätze und Gewinne, zahlt aber kaum Steuern, da sich die Europazentrale des Unternehmens in Irland befindet, das Apple Steuernachlässe gewährt, die sich sehen lassen können. Dabei ist das Prinzip einfach: Die Europazentrale des Unternehmens befindet sich im Niedrigsteuerland Irland und die Gewinne aus den anderen europäischen Ländern werden so lange zwischen den Apple-Ländertöchtern hin- und herverrechnet, bis die Gewinne genau dort landen, wo kaum Steuern gezahlt werden müssen.

Das Argument, das Apple (und viele andere Großkonzerne) gerne anbringen, ist dass diese Praxis nicht illegal ist, sondern europäischem Steuerrecht entspricht. Das stimmt. Doch dass dieses europäische Steuerrecht nicht geändert wird, das liegt unter anderem daran, dass Jean-Claude Juncker, der Mustereuropäer, die Interessen seines kleinen Landes über diejenigen aller anderen EU-Mitgliedsstaaten stellt. Den Grund dafür, sowie die generelle Haltung Luxemburgs, erläuterte neulich Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn im deutschen Fernsehen: „An diesem Sektor hängen in Luxemburg 2000 Arbeitsplätze. Sie mögen unser Vorgehen für illegal halten, da steht es Ihnen frei, vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen. Bis es von dort ein rechtskräftiges Urteil gibt, sehen wir keinen Grund, irgendetwas zu verändern.“ Blöd für die Europäer, dass die europäischen Institutionen so organisiert sind, dass einzig die Europäische Kommission neue Gesetzesvorschläge einbringen kann. Die Frage, ob die EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker eine Gesetzesinitiative einbringen wird, die das Heimatland Junckers um diese Einnahmequelle bringen könnte, ist wohl eher rhetorischer Natur.

Dann können sie jetzt in aller Ruhe ihren Champagner schlürfen, ihren Kaviar löffeln und sich im Glanz ihres Billion-Dollar-Babys wälzen. Apple ist, ganz klar, das erfolgreichste private Unternehmen der Welt. Auch dank der Hilfe eines Jean-Claude Juncker, dessen Land (gemeinsam mit den anderen europäischen Steueroasen) die europäischen Partner um Milliardeneinnahmen prellt. Diejenigen, die es also jetzt abzuwählen gilt, sind nicht etwa die Produkte von Apple, sondern Jean-Claude Juncker. Dessen Generation hat in Europa inzwischen wahrlich genug Schaden angerichtet…

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