BionTech oder Moderna – was soll man wählen?

Die Debatte rund um die Vakzine ist so verwässert wie die Debatte um die „Lockdown-Maßnahmen“. Wie soll man sich bitte entscheiden, welchen Impfstoff man verabreicht bekommen will, wenn überhaupt?

Ob die Impfkampagnen erfolgreich sein werden, steht in den Sternen. Aber immerhin wird jetzt erstmal richtig viel Geld verdient... Foto: Kasa Fue / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Impf-Strategien sind momentan die einzig nachvollziehbare Strategie, um aus der Pandemie herauszukommen. Nur – auch in diesem Zusammenhang werden wir mit falschen, halben oder gar manipulativen Informationen gefüttert, was zur Folge hat, dass niemand mehr versteht, was tatsächlich passiert und gleichzeitig, dass immer mehr Menschen (nicht nur in Deutschland) ihren Regierungen massiv misstrauen. Auch die Art des Umgangs mit den Vakzinen verunsichert die Bevölkerung.

Die einen wollen die Impf-Dosen strecken, die anderen wollen die Reste aus den Flacons herauskratzen, wieder andere wollen die Zweitimpfung um lange Zeiträume verschieben – es herrscht absolutes Chaos. Ganz offensichtlich stehen nirgends ausreichende Mengen der verschiedenen Vakzine zur Verfügung, die Behörden werfen mit „Not-Genehmigungen“ für nicht ausreichend getestete Vakzine um sich, und all das trägt nicht gerade zur Akzeptanz der Impf-Kampagnen bei. „Ich warte erstmal ab, wie die erste Impfwelle verläuft“, hört man von vielen und diese (nachvollziehbare) Einstellung sorgt dafür, dass wir auf lange, lange Zeit keine Kollektiv-Immunität hinbekommen werden. Alleine die Wortwahl der Offiziellen, die immer noch von „Herden-Immunität“ sprechen, sagt vieles aus – man betrachtet uns als etwas blöde Herde, die es nun auch gegen ihren Willen und trotz ihrer Zweifel glücklich zu machen gilt.

Nur – welche andere Strategie bietet momentan Aussicht auf Erfolg? Dass alle bisher ausprobierten Strategien keinerlei Erfolg haben, das sieht jeder. Weder das „Laissez-Faire“, noch strikte „Lockdowns“ haben zu irgendeinem Ergebnis geführt, das darauf hinweisen würde, dass wir auf dem Weg sind, diese Pandemie eingrenzen zu können. Dies hat allerdings nicht verhindert, dass in vielen Ländern die politisch Verantwortlichen durch die Gegend paradieren und sich selbst für ihr „tolles Management“ auf die Schulter klopfen. Angesichts der Opferzahlen ist diese Haltung allerdings nichts anderes als Zynismus und der Versuch, seine eigene politische Zukunft zu retten.

Schuld an diesem Chaos ist allerdings auch die Unfähigkeit unserer Staatenlenker, europäisch zu denken und zu handeln. Das Virus ist da wesentlich weiter – es zirkuliert munter über Grenzen, zwischen Regionen und in den Städten. Und Europa? Europa macht das, was es seit einem Jahr ohne jeden Erfolg tut – jeder kocht sein eigenes Süppchen, belächelt seine Nachbarn ob deren unzureichendem Management und zählt seine Opfer. Wie soll die Bevölkerung angesichts der zahllosen Lügen und Nachweisen der Unfähigkeit nun Vertrauen fassen, dass nicht ausreichend getestete Impfstoffe nun die Lösung bringen sollen.

Einerseits könnte man die Impfungen als „alternativlos“ betrachten, andererseits sind sie so schlecht organisiert, dass man die Weigerung vieler verstehen kann, sich jetzt impfen zu lassen. Was ist beispielsweise mit denjenigen Personen, die während der ersten Welle an Covid-19 erkrankt waren, unter Langzeitfolgen leiden, immer noch Antikörper in geringer Menge aufweisen und dennoch geimpft werden sollen? Personen, die immer noch aktive Viren-Stämme im Körper haben, sollten nicht mit neuen Viren-Stämmen bei einer Impfung gefährdet werden – für diese Personen kann eine Impfung sogar richtig gefährlich werden.

Und nach wie vor steht eine zentrale Frage im Raum – warum investiert man Milliardenbeträge in Impfungen, stellt aber kaum Mittel für die Entwicklung von Therapien und Medikamenten zur Verfügung? Geht es wirklich um die Volksgesundheit oder um das kommerzielle Rennen zwischen BionTech-Pfizer und Moderna?

Was immer gerade passiert, die zahllosen Verschwörungstheorien werden gerade von den politisch Verantwortlichen nicht etwa durch Transparenz entkräftet, sondern im Gegenteil, sie werden durch die allgemeine Kakophonie weiter befeuert. Sollte sich nicht bald grundlegend etwas an der Kommunikation und Transparenz der politischen Kommunikation ändern, werden wir aus dieser Pandemie nicht mehr herauskommen, denn die Menschen werden alles verweigern, was die Politik anbietet.

Impfen oder nicht? BionTech oder Moderna? Jetzt impfen oder später? Das sind nun Fragen, die jeder und jede für sich selbst entscheiden muss. Diejenigen, die wir gewählt haben, werden uns bei diesen Entscheidungen kaum helfen können. Denn sie haben genau so viel oder so wenig Ahnung wie wir selbst. Nicht gerade beruhigend, diese Perspektive.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste