„Bis an die Grenze“ – wie normale Menschen Geschichte erleben

Das Deutsche Generalkonsulat, die Stiftung „Entente Franco-Allemande“ (FEFA) und das Museum Würth zeigen ein einzigartiges Filmdokument über das Leben in Berlin nach dem Krieg bis zum Mauerfall.

"Bis an die Grenze" zeigt, wie ganz normale Menschen die Auswirkungen von Krieg und Wahnsinn erleben. Absolut sehenswert. Foto: Filmausschnitt

(KL) – Das Datum für die Vorführung des Dokumentarfilms „Bis zur Grenze“ der beiden Regisseure Claus Oppeermann und Gérald Grote im Ersteiner „Musée Würth“ hätte nicht besser gewählt sein können – am Sonntag, den 9. November um 11 Uhr wird dieser Film im „Musée Würth“ gezeigt, also Tag für Tag 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer. Der Film ist ein Meisterwerk und zeigt bisher noch nie gesehene Bilder von privaten Filmamateuren, die diese Epoche selbst miterlebt haben und dabei Super 8-Filme gedreht haben, die eindrucksvoll zeigen, wie Menschen wie du und ich die große Geschichte und vor allem deren Auswirkungen erleben.

Ob es sich nun um Bilder von der Berliner Luftbrücke handelt, mit der die Amerikaner mit 280.000 Versorgungsflügen das Überleben der von der Außenwelt abgeschnittenen Berliner retteten, oder um Bilder des Mauerbaus, von Trümmerfrauen im zerbombten Berlin – alle diese meisterlich zusammengestellten Zeitdokumente zeigen die Weltgeschichte aus der Sichtweise normaler Menschen. Die Bilder von der mobilen Würstchenbude auf dem Flughafen Tempelhof, mit der die amerikanischen Piloten in ihren nur wenigen Minuten dauernden Pausen verpflegt wurden und das Lächeln der jungen Frau, die den Kaffee ausschenkt, sagen mehr über die Geschichte als ein lapidarer Hinweis auf die Luftbrücke in den Geschichtsbüchern.

Der Dokumentarfilm „Bis an die Grenze“ zeigt Erstaunliches auf. Zum Beispiel die beiläufige Aussage eines der Amateurfilmer, dass man sich damals eben für Politik interessiert habe, zwangsläufig, was heute allgemein nicht mehr der Fall ist. Damals war es das aber. Oder die Trümmerfrauen, die mit einem fatalistischen „es nützt ja nüscht“ die Schäden beseitigten, die ihre Männer im Naziwahn angerichtet hatten. Aber auch das Verhältnis Deutschlands zu den USA wird in diesem Film deutlich. Denn ohne die amerikanische Unterstützung des Landes nach dem II. Weltkrieg wäre Deutschland nie wieder auf die Beine gekommen– so etwas prägt nachhaltig die Beziehungen.

Sympathisch ist auch die Milieustudie dieses Films zu den Berlinern, deren Mentalität und der berühmten „Berliner Schnauze“. In lockerem Ton berichten die befragten Amateurfilmer von ihren Erlebnissen in einer zerstörten, zerrissenen Stadt. Und dabei wird auch das eigentliche Ziel dieses Films deutlich – aufzuzeigen, wie sinnlos Krieg und Zerstörung sind und wer am Ende eigentlich am meisten unter Krieg und dessen Folgen zu leiden hat. Nämlich Menschen wie du und ich.

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass diese Produktion und Vorführung von deutschen und französischen Partnern ermöglicht wurde. Wenn Deutsche und Franzosen es wie hier schaffen, gemeinsam die jüngere Vergangenheit aufzuarbeiten, dann stehen wir kurz vor einer europäischen Geschichtsbetrachtung, bei der es nicht mehr darum geht, mit dem Finger auf den jeweils anderen zu zeigen, sondern wo das Ziel einer solchen gemeinsamen Gedächtnisarbeit darin besteht, gemeinsam zu verhindern, dass so etwas noch einmal geschieht.

Sonntag, 9. November, 11 Uhr, Museum Würth, Erstein

„Bis zur Grenze“

Ein Dokumentarfilm von Claus Oppermann und Gérard Grote

Eintritt frei, Reservierung erforderlich.

Reservierungen unter +33-(0)3-88-64-74-84

oder per Email an mwfe.info@wurth.fr

3 Kommentare zu „Bis an die Grenze“ – wie normale Menschen Geschichte erleben

  1. Bis zur Grenze, eine gute geschichtliche Dokumentation So könnte auch der Titel eines Abschnitts meines Lebens lauten. Von 1975 bis 1880 war ich als Diensthundeführer beim Grenzolldienst an der Grenze zur ehemaligen DDR in Bad Harzburg Eckertal, wo wir auch wohnten. in dieser Zeit konnte ich viele Filmaufnahmen über die Grenztruppen der DDR und deren Ausbau der unmenschlichen Sperranlagen machen. Diese Aufnahmen wurden jetzt vom WDR digitalisiert und in das zeitgeschichtliche Archiv des Senders übernommen. Sie sind im Internet unter der Eingabe von: WDR Digit Startseite , zu sehen. Bitte dazu den Suchbegriff: Eckertal einfügen und auf eines der zwei erscheinenden Filmbilder klicken.Natürlich habe ich in dieser Zeit auch viele “Grenzgeschichten” zwischen Ost und West erlebt. Ich habe diese Erlebnisse zwischen Ost und West niedergeschrieben und mit den Filmaufnahmen auf der guten Internetseite: Grenzgeschichten aus Ost und West von Herrn Roehl veröffentlicht. Mit den besten Grüssen aus Aachen, Burkhard Brenk.

    • Kai Littmann // 3. Juni 2015 um 22:54 // Antworten

      Vielen Dank für diesen Kommentar. Vielleicht haben Sie ja Lust uns zu erzählen, wie Sie von Ihrer Warte aus diese Tage erlebt haben!

  2. Sicherlich habe ich Lust zu erzählen wiec es bei mir im Zollgrenzdienst einmal war. Ich habe meine autobiographischen ERlebnisse in dem Buch: ” Ein Zöllner flüchtete in die DDR” ISBN Nr. 978-3-7375-8667-2 für 11.95 Euro im Handel, zusammengefast. Burkhard Brenk.

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