Boris Johnson spielt den Schulhof-Bully

Brexit-Bojo fängt an, der EU zu drohen und sich von seiner Mehrheit im Parlament mit Vollmachten ausstatten zu lassen, mit denen er das Vereinigte Königreich richtig an die Wand fahren kann.

Recht so, BoJo trainiert schon für den Tag, an dem auf der Insel das Benzin ausgeht... Foto: European Cyclists' Federation / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Boris Johnson droht. In der Tat, er droht der EU, dass er, wenn die Europäische Union nicht das tut, was er möchte, er seine im Zerfall befindliche Insel dann aber noch härter an die Wand fährt, als er es ohnehin schon tut. Indem er, huh!, die Verhandlungen mit der EU platzen lässt. Knackpunkt ist, dass er keine europäische Regel und keinen europäischen Standard für ein neues Freihandelsabkommen akzeptieren wird. Vielleicht sollte man ihn auf seiner Insel einfach schauen lassen, wie er ohne Europa klarkommt.

Für die nächste Woche in Brüssel beginnenden Verhandlungen hat BoJo nämlich bereits angekündigt, dass er sie platzen lassen will, falls es bis Ende Juni kein richtiges Ergebnis gibt. Well, für diesen Zeitpunkt war ohnehin eine Überprüfung vorgesehen, ob die Verhandlungspartner es für realistisch halten, bis Ende des Jahres einen Deal auf dem Tisch zu haben. Natürlich ist das nicht realistisch – seit fast vier Jahren schaffen es die Briten nicht, eine Vorstellung davon zu entwickeln, was sie eigentlich wollen. Bislang wissen sie nur, was sie nicht wollen. Was nach vier Jahren und dem beginnenden Auseinanderbrechen des Vereinten Königreichs schon ziemlich dünn ist.

Die Europäische Union und das weiß BoJo natürlich, ist in der Vergangenheit bei Verhandlungen mit Großbritannien immer eingeknickt. Das sollte dieses Mal allerdings nicht passieren. Die EU braucht ein Freihandelsabkommen mit Großbritannien weitaus weniger, als das umgekehrt der Fall ist. Denn wenn es kein Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU geben sollte, würden die künftigen Handelsbeziehungen eben nach den Regeln der WTO, der Welthandelsorganisation gestaltet werden. Das bedeutet in erster Linie Zölle, Zölle und Zölle. Angesicht der Wirtschaftskrise, die der Brexit auslöst, werden sich die britischen Wähler sicherlich freuen, wenn alle lebenswichtigen Importe, von Lebensmitteln bis zu Medikamenten, deutlich teurer werden. Ob die Briten BoJo dann immer noch feiern werden?

Innenpolitisch gerät der wackere Neonationalist Boris Johnson immer mehr in Schieflage. Vor allem die Wirtschaftsverbände machen immer mehr Druck, denn dort, wo nicht nur im Vollsuff nationalistische Parolen gegrölt werden, macht man sich inzwischen ernsthaft Sorgen. So pocht beispielsweise die Automobilindustrie auf die Einhaltung europäischer Regeln, da man weiß, dass die britischen Autobauer ansonsten keine Fahrzeuge mehr in Europa verkaufen können. Aber Boris Johnson gehört nicht zu denjenigen, die sich die Bedenken Dritter anhören – er will die Implosion des Vereinten Königreichs mit allen Mitteln bis zum bitteren Ende durchziehen. Kurz vor dem definitiven Zusammenbruch wird er dann vermutlich zusammen mit David Cameron und Theresa May ins Exil gehen, um einer Anklage wegen Hochverrat zu entgehen…

Die europäische Verhandlungsgruppe um Michel Barnier sollte BoJo gleich zu Beginn der Verhandlungen deutlich machen, dass die EU dieses Mal keinerlei Geschenke nach London schicken wird. Boris Johnson hat der EU nicht zu drohen und vor allem, womit? Dass er die Verhandlungen abbricht und künftig die MS Britannia alleine durch die Krisen der Welt steuern wird? Das soll er ruhig und Michel Barnier sollte vielleicht im Gegenzug die Möglichkeit ins Spiel bringen, dass London künftig seine Lebensmittel und Medikamente anderswo einkaufen darf.

Die Briten tanzen uns jetzt seit vier Jahren auf der Nase herum und ihre wechselnden Regierungschefs benehmen sich wie Schulhof-Bullys. Und jetzt reicht es langsam. Sollte sich Boris Johnson nicht endlich wie ein Regierungschef verhalten, dann sollte sich die EU überlegen, ob sie ihm nicht Einreiseverbot in die EU erteilt und auf einen anderen Verhandlungspartner pocht. Sollten die Briten dann nicht weiter verhandeln wollen, dann können sie ja mit Papua-Neuguinea ein Freihandelsabkommen zu ihren Bedingungen aushandeln…

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