Boris Johnson’s „Freedom Day“ ist wie ein zweiter Brexit

Die Briten sollten sich nicht beschweren – sie haben selbst mit Boris Johnson einen politischen Amokläufer zum Regierungschef gewählt. Doch sein heutiger „Freedom Day“ gefährdet uns alle.

Trotz der Erklärungen seiner Beraterin verstand Boris Johnson die Warnung von 1200 Wissenschaftlern nicht... Foto: UK Prime Minister / Wikimedia Commons / OGL 3

(KL) – Das Infektionsgeschehen ist momentan in Großbritannien schlimmer als anderswo. Die Infektions-Zahlen schießen durch die Decke, in einigen Landesteilen liegt die Inzidenz momentan über 700, im Großraum London über 300. Das Delta-Virus grassiert auf der britischen Insel wie nirgendwo sonst, aber für Boris Johnson ist das der richtige Zeitpunkt, alle sanitären Maßnahmen fallen zu lassen und den „Freedom Day“ auszurufen. Es ist ein wenig wie ein zweiter Brexit – statt diesen Mann endlich von der Regierung zu entfernen, laufen ihm die Briten jubelnd hinterher. Im Grunde könnte es einem egal sein, wie sich die Briten zugrunde richten, doch ist die Totalöffnung von Boris Johnson leider nicht ohne Folgen für den Rest Europas und letztlich, für die ganze Welt.

Bereits das „britische Variant“ hat es gezeigt – über die Drehscheibe London konnte es sich international verbreiten und der Umstand, dass heute alle Barrieren in Großbritannien fallen, ist eine Einladung für das Virus, weiter zu mutieren. Ärgerlich nur, dass jede neue Mutation die Eigenschaft haben wird, existierende Impfstoffe zu umfahren und damit neue Gefahren für die Pandemie-Entwicklung zu generieren.

Nein, Boris Johnson ist kein Diktator, die Briten haben ihn jubelnd damit beauftragt, das Inselreich zugrunde zu richten. Das kriegt er auch prima hin. Schottland steht vor dem Absprung aus dem vereinten Königreich, der Irland-Konflikt wird von Johnson permanent weiter angeheizt und Von Großbritannien wird nach der Regierungszeit Johnsons nicht viel Großes übrig bleiben. Das haben sich die Briten allerdings selbst zuzuschreiben, immerhin hatten sie zweimal an den Wahlurnen die Möglichkeit, diesen Wahnsinn zu stoppen. Nur – die neuen Virus-Varianten, die Boris Johnson gerade erzeugt, werden nicht auf der britischen Insel bleiben, sondern auch uns betreffen.

Trotz der Warnung von 1200 (!) Wissenschaftlern, die Johnson in einem offenen Brief gebeten hatten, diesen Irrsinn zu stoppen und den „Freedom Day“ als gefährlich und verfrüht bezeichnet hatten, hält der britische Premier an seinen verrückten Plänen fest. Ab heute gibt es keine Maskenpflicht mehr in Großbritannien, auch soziale Abstände müssen nicht mehr eingehalten werden, und am liebsten hätte Johnson den Briten wohl auch das Händewaschen verboten.

Für den Rest der Welt kann es eigentlich nur eine Antwort auf den erneuten politischen Amoklauf von Boris Johnson geben – einen rigorosen Einreisestopp aus Großbritannien, einschließlich der Politiker, des Warenverkehrs und von Urlaubern. Boris Johnson tritt gerade die „fünfte Welle“ los und es gibt keinen Grund, warum die Anstrengungen der Welt in der Bekämpfung der Pandemie von einem einzigen Politclown konterkariert werden sollten. Was hat die Briten nur geritten, diesem Mann die Schlüssel ihres Landes in die Hand zu drücken?

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