Boykott vom Weingott

Der badische Weinbauverband verlangt ungeübten Reportern aus lauter Gastfreundschaft Einiges ab.

Da wird der Blick glasig: Unser Reporter brachte noch ein Foto zustande, bevor er sich im Rahmen der Weinbau-Jahrespressekonferenz in den eigenen Notizen verlor. Foto: Bicker

(Red.) – In ganz Südbaden gibt es sicher nicht viele Menschen, die mehr von Weinverkostung und Weinanbau verstehen als der Präsident des Badischen Weinbauverbandes, Kilian Schneider, und dessen Geschäftsführer, Peter Wohlfarth. Ganz bestimmt gehört zu diesen gewieften Weinkennern nicht unser Reporter Arne Bicker.

Doch es gibt Schlimmeres für einen aus dem weinunverdächtigen Ruhrgebiet stammenden Kollegen, als zur vormittäglichen Jahrespressekonferenz des besagten Weinbauverbandes inklusive luxuriöser Qualitätsweinverkostung berufen zu werden – dachte die Redaktion.

Und so warf sich unser Mann ohne ein Wort des Widerspruchs auf den noch trockenen Lippen zum zweiten Mal der vielleicht sonnigsten aller Branchen heldenhaft an die Brust, um im Dienste unserer Leser, wenn nicht gar der gesamten Menschheit, Fakten und Zitate zu sammeln, zu ordnen und diese im Redaktionsauftrag unmittelbar danach, also gegen Mittag, mit rasiermesserscharfem Verstand in einen ebenso aufklärenden wie detailgenauen Bericht einfließen zu lassen. Es ist ihm zum Teil gelungen. Hier die Reportage im Wortlaut (ein Redigieren war leider zeitlich nicht machbar):

Uiuiui. Präampel, Isch hätte foher früstühken solln. Wassolls, aufigohts, zumklück habich ja meine novitzen. also, Zum warmwerden gabs am Eingang einen 2014er Hagener Blausuff für unterwegs innie Hand bis zum Sitzungsaal, weinperlig-fruchtig-gaumig-anregend, direkt ausser Brütt, isjabald fasnet, und ab dafür. Dann die infos, kann ich aufm Zellet kaummehr lesn, aber ich versuchsma: also, der trockene Bereich im verlaufe der landes und gebietprämiierungen leicht zugenommen, genauso wie die betriebsgrößen, die wchsen nämlich durch fusionen  im genossenschaftlichenBereich zu fläschenstarrken Betriepen. Und so ein nasses Frühjahr hatten wir schon lange nicht am Meer, und auch nicht Hier, besonders in vegetationsperiodischer hinsicht, vom fruchtansatz eher ein ungleichmäßiker Zuhschlag, auch auf steinernen Böden.

Puh, und darauf einen 2015er dottergelben Kastellheimer, gut und edel im Gegenlicht, auch farblich im hellen, leicht grünlichen gelb, nicht fordergrundig-deftig sonnern nussigzurückhaltend am Daumen, lebendig-spritzigfrisch, völlig losgelöst von sämtlischen alkoholgradationen, ein echter  prädikatswein mit 40,3 prozent, anteil an den weinprädikaten, und ab indie Famarktung, der kunde is König, da raucht das kabinett in der Literflasche. Dazu einen 2015er Rivaler als nasenkeilsheimn, ohne überzogene fruchtigkeit, verspielt am gaumen, da tanzt die fruchtsäure, wahrscheinlich pasodoble.

So, weiter. Die mitglieder der alkoholfreien Sekte sind eher undynamisch, da bewegt sich nicht viel, außer dramatischen einbrüchen am russischen Markt, stark belastend vor allem für das linksreinische Weinwohl, da sackt der Frohsinn innen Kella, quasi ein direkter boykott vom sowjettischen Weingott, furchtbar das, und auf den Schreck gleich einen 2015er friesischen Herbsttritt, tritititttrocken, ala hopp, besser als jedes kellerei zu ostern, wowarich? Ahja, beim 2015er Silbersee mit glatter oberfläche, jedenfalls vorm trinken, das will geprüft sein, diese duftende Rose im lacksfarbenen reifebild, äh, roseee natürlich, etwas fein und herb, nicht jedoch feinherb, verpeilt in gestalt, nein, verspielt im gehalt, beim speichellastigen mundgefühl aus teifgruentigen Stantorten, da verschiept sich das Klimaoptimumm nach Süden.

Und auf steinernen böhden bewegt sich was, nee, hattich schon, wir sind bei der verdunstung bei warner Witterungsfase, das erfrischt die Rehe, bock, maumau, rebe natürlich, schlägt sich aber auch aufs Mastgewicht nieder, most genannt, selbst wenn sich die Öcksle nich im überschussbereich verstecken! Da war die nacht der Nächte am achzenten janua, zweistelliger eiswein im minus, hurra, der klirrt im Glas oder waas, und in den alten Winzerköpfe stiek der saft nach Oben, das hat nich grat zur beruigung beigetragn, abba der Schädlink konnte uns diesma nich einseifen, das nennt man Nullbefall, ha, umsatz gleich absatz, sieht man rundum lachende Gesichter, außer beim schädling natühlich, der hat ja blau gemacht, hattich schon erwänt.

Getz abba, da kommterzum Gaumen, mit riesenkleinen schritten, der 2018er Fegefeuer Lallberg, aus, ach, ich glaube Karren, ein geschosszwerg, grauer schlawiner, ein Wein der sagt: Hier binnich!! VierzehnkommafünfProzent, aber der alkohol domminiert nich, neineinnein, das Gesamtkonstrukt machts, ich suche meine frau ja auchnich nachm Röntgenbild aus, das war maln zitat, einsa, jungejunge, tja, und da rinnt ein sehr sachlüssiges unt homokenes Jagangsbild ausm Forherbstbereich in die Kehle, mit durchaus auch zahlenmäßigen Extraktwerten, ätsch, richtich geschriem, ähem.

Meine Hacke, da kommt schon der steife Burgunder aus zwotausndfnfzhn, elegant und grazill, also nicht nur, sondern auch, mit Grundkomponenten, aber ohne Nebengeräusche, zitatende. Mehr gibt’s dazu nich zu sagen, war ja auch der letzte, nur Aufstehen is schwerer. Schlusinfo: Die Steilllagenkulisse lässt sich nicht erzwingen, auch wenn der winzer den deubel an die wantmalt, da wohnt die WHO, neeee, der W-O-H, der wein Ohne herkunft, ubnd da musss mann offen und ährlich sein: an der mosel, da schwindet der Hektar, auch ohne frostgefahr, es füat auch ein kleines übsaangeboot zu preisverwerftungen, das retuziert die Werbenassnahmen trotz Anstiekszahlen der gütesiegelinsapruchname, da kann sich der winzerkeller bloß noch hintanstellen.

Juhu, G-Shaft! Ishgeh getz ne runde penen, heutabend is auch nochn Tak.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste