Brexit, Brexit und kein Ende…

Da ist er nun, der Brexit, mit dem niemand so richtig etwas anfangen kann, der allen nur Nachteile bringt und den die Briten einfach nicht vom Eis schaffen können. Dabei würden sie das wohl gerne.

Die britischen Proteste gegen den Brexit werden immer lauter... Foto: Sinn Féin / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – „Hilfe, wir sind auf einer Insel gefangen, die von Wahnsinnigen regiert wird!“, das konnte man auf einem Plakat bei einer der vielen Anti-Brexit-Demonstrationen in London lesen. Dieser Satz trifft die Situation sehr genau. Aus einem unerfindlichen Grund treibt die britische Regierung den Brexit voran, obwohl inzwischen jedem klar ist, dass dieser Ausstieg aus der EU allen Beteiligten nur Nachteile bringt, vor allem den Briten selbst.

Die Regierung von Theresa May, die ungefähr das Übelste ist, was den Briten passieren konnte, ist zwar munter dabei, EU-Richtlinen in britisches Recht umzumünzen, damit überhaupt noch die Möglichkeit besteht, nach einem Austritt mit der EU über ein neues Handelsabkommen nachdenken zu können, doch das rettet die Situation nicht mehr. Seltsam ist vor allem, dass trotz aller Proteste in Großbritannien dort niemand auf die Idee kommt zu sagen, dass man es dann eben einfach bleiben lässt.

Wenn man heute die eifrigsten Verfechter des Brexit fragt, was er Großbritannien eigentlich an Vorteilen bringen soll, erhält man eigentlich nur noch schwammig-nationalistische Antworten. „Dann bestimmt nicht mehr Brüssel, was bei uns passiert“, ist eine der Antworten. Die natürlich in dem Moment hinfällig wird, wo die britische Regierung das Regelwerk der europäischen Richtlinien in britisches Recht ummünzt und damit übernimmt.

Dass gerade die britische Wirtschaft in eine Sackgasse läuft, dass der Finanzplatz London eigentlich nur noch überleben kann, wenn er sich auf Geschäfte in legalen Grauzonen und Steuerparadiesen einlässt, das ist ein rein britisches Problem. Dass viele große Unternehmen von der Insel abwandern werden, ist ebenfalls ein britisches Problem. Dass britische Bürgerinnen und Bürger künftig große administrative Probleme haben werden, wenn sie in Europa leben und arbeiten wollen, auch. Was also soll der Brexit anders tun, als ein diffuses nationales Selbstwertgefühl zu bedienen?

Lohnt es sich, für etwas so Volatiles wie ein nationales Selbstwertgefühl die 1000 Jahre alte britische Identität zu zerstören? Das Auseinanderbrechen des Vereinigten Königreichs in Kauf zu nehmen, um einer Handvoll Populisten ein warmes Gefühl im Bauch zu spendieren? Was passiert mit Großbritannien, sollten die Schotten ihre Ankündigung wahrmachen, sich von Großbritannien lossagen und Mitglied der EU werden? Was passiert mit Irland? Wird es zukünftig eine EU-Außengrenze zwischen Derry und Londonderry geben?

Noch wäre Zeit, die Notbremse zu ziehen. Noch wäre Zeit, Theresa May dorthin zu schicken, wo der Pfeffer wächst und David Cameron (dem wir dieses ganze Desaster zu verdanken haben…) seinen Tee trinkt. Großbritannien ist und bleibt ein europäisches Land – da wäre es doch deutlich sinnvoller, würde man tatsächlich das europäische Projekt neu aufsetzen und zwar in einer Form, in der sich alle Mitglieder wiederfinden können. Doch das ist wohl reine Utopie. Heutzutage hat man sich daran gewöhnt, sich mit dem Wahnsinn der Kims, Trumps, Erdogans und Mays auseinanderzusetzen, statt diesen Wahnsinn einfach zu stoppen. O tempora, o mores…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste