Brexit: Jeremy Corbyn – genauso schlimm wie Theresa May

Wenige Tage vor der entscheidenden Abstimmung über den Brexit-Vertrag im britischen Unterhaus zeigt sich, dass die Briten großes Pech mit ihren Politikern haben.

Labour-Chef Jeremy Corbyn ist genauso ein Totalausfall wie Theresa May. Arme Briten... Foto: DonkeyHotey / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Das Problem ist kein rein britisches. Mittelmäßige bis schlechte Politiker gibt es in vielen Ländern, doch in wenigen Ländern ist das Niveau der Politiker erbärmlicher als in Großbritannien. Nach dem pathetischen David Cameron, der die nicht so pfiffige Idee hatte, seine eigene politische Zukunft über das Brexit-Referendum entscheiden lassen zu wollen, über die Profilneurotikerin Theresa May bis hin zum Opportunisten Jeremy Corbyn – alle, die für die Frage der Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU federführend waren und sind, haben ausschließlich ihre eigenen Karrieren im Kopf und das Schicksal ihres Landes ist ihnen egal. Die Zeche dafür werden am Ende die Briten zahlen, denen man ebenso wie den Menschen in anderen Ländern vorhalten muss, dass sie ihre eigenen Schlächter gewählt haben.

Am nächsten Dienstag ist es so weit – es schlägt die Stunde der Wahrheit für Theresa May. Das britische Unterhaus wird über den von ihr mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag abstimmen und fast alle Beobachter rechnen damit, dass ihr der Vertrag um die Ohren geschlagen werden wird. Der erste Hinweis darauf war die Abstimmung in dieser Woche zum Auftakt der Brexit-Debatte, in der Theresa May dazu verdonnert wurde, im Falle der Ablehnung ihres Vertrags innerhalb von drei Tagen (!) einen Alternativ-Plan vorzulegen. Dabei ist die erwartete Abstimmungsniederlage für Theresa May doppelt motiviert – die einen lehnen den Brexit generell ab und sind für einen Verbleib in der EU, den anderen sind die Vertragsbedingungen nicht konsequent genug, denn immerhin sieht der Vertrag vor, dass die meisten aktuellen Bestimmungen ohnehin in Kraft bleiben müssen, um eine völlige wirtschaftliche und politische Isolierung Großbritanniens zu verhindern.

Eine Abstimmungsniederlage von Theresa May hätte die große Stunde für Labour-Chef Jeremy Corbyn sein können, doch genau wie zuvor Cameron und May zeigt nun auch Corbyn, dass ihm die Zukunft des Vereinten Königreichs egal ist. Statt sich zum Wortführer derjenigen Briten zu machen, die für einen Verbleib Großbritanniens in der EU kämpfen (und die nach allen aktuellen Umfragen deutlich in der Mehrheit sind), statt sich als Europäer zu outen und eine britische Vision innerhalb Europas anzubieten, erweist sich auch Corbyn als kleinkarierter Karrieremacher, denn statt offensiv gegen den Brexit zu trommeln, fordert er im Falle einer Abstimmungsniederlage Mays lediglich Neuwahlen. Die er dann, klar, zu gewinnen hofft. Um, wie er sagte, „bessere Vertragskonditionen für den Brexit auszuhandeln“.

Diese erneute Täuschung der Briten setzt Corbyn in eine Reihe mit den Farages, Boris Johnsons und Theresa Mays. Implizit befürwortet er mit dieser Aussage, dass er den Brexit weitertreiben würde, wenn er denn an die Macht käme und dazu gaukelt er den Briten vor, er könne die Verhandlungen mit der EU erneut öffnen. Der erste Punkt ist das Ignorieren des Willens einer im ersten Referendum getäuschten britischen Bevölkerung, das zweite ist schlicht unwahr, denn die EU wird die Verhandlungen mit Großbritannien nicht wieder aufnehmen.

Auch Corbyn ist also ebenfalls bereit, um den Preis der persönlichen Macht Großbritannien in die größte Krise seit der Invasion der Sachsen und der Dänen zu stürzen und dabei gleichzeitig selbst die Auflösung des Vereinten Königreichs in Kauf zu nehmen, denn es ist klar, dass im Falle des Brexit auch Schottland erneut abstimmen wird und zwar über den Verbleib in Großbritannien. Und auch die irische Frage wird trotz aller Übergangsfristen wieder aufflackern. Ganz zu schweigen von der fest programmierten Implosion der britischen Wirtschaft.

Cameron, May, Corbyn – was haben die Briten nur verbrochen, um solches Führungspersonal zu verdienen?

2 Kommentare zu Brexit: Jeremy Corbyn – genauso schlimm wie Theresa May

  1. Ich denke ein Referendum mit 52:48 ist kein Mandat für eine solche Politik. Umgekehrt aber auch nicht. Die eigentliche Frage lautet doch, wir man diese hälftige Spaltung überwinden kann. Ich sehe da keinen Weg, wenn man SUN und Co so weitermachen lässt. Egal ob May oder Corbyn.

    • Eurojournalist(e) // 13. Januar 2019 um 0:01 // Antworten

      Am Dienstag werden wir mehr wissen. Klar, die Rolle der britischen Yellow Press war und ist schlimm. Allerdings verstehe ich einfach nicht, warum man sich nach einer völlig gefakten Debatte so konsequent ins Messer stürzen kann. Als Land. Und alle stehen neben Theresa May am Brückengeländer und statt sie vom Springen abzuhalten, diskutiert man angeregt darüber, wie man verfahren will, wenn sie gesprungen ist.

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