Brexit – the Schlag ins Wasser…

Wachen die Briten nun langsam auf? Kaum haben sie ihren Brexit, gefällt er ihnen nicht mehr. Das zumindest besagt eine aktuelle YouGov-Umfrage. Nur – ein Exit vom Brexit ist nicht vorgesehen.

Das dürfte das neue Motto der Briten werden... Foto: frankieleon from Belgium / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Was freuten sich die Nigel Farages und Theresa Mays und Boris Johnsons, als sie dann ihren Brexit endlich in trockenen Tüchern hatten! Britannia rules, hieß es auf der britischen Insel (bis auf Schottland), auch, wenn zu keinem Zeitpunkt deutlich wurde, welche Vorteile ein Brexit überhaupt bringen kann. Aber trunken vom Gefühl, dass das weltumspannende Commonwealth wieder zu alter Größe erwachen könnte, gaben sich am Ende 52 % der Briten der Illusion hin, ohne Europa würde alles viel besser laufen. Doch heute ist alles ganz anders. Laut einer YouGov-Umfrage betrachten heute 62 % der Briten den Brexit als das, was er ist: ein Mißerfolg.

Ganze 9 % der Briten denken heute, dass der Brexit ein „Erfolg“ sei. 9 %! Seltsamerweise behaupten 56 % derjenigen, die den Brexit für einen Schlag ins Wasser halten, dass sie von vornherein gewusst hätten, dass es mit dem Brexit nichts würde. Wie es mathematisch sein kann, dass sich bei allen Brexit-Abstimmungen und Parlamentswahlen in diesem Jahren immer die Brexit-Befürworter durchsetzen konnten, erklärt die YouGov-Umfrage allerdings nicht.

Die übrigen Befragten hatten zum Brexit gar keine Meinung. Es ändert ja auch nicht viel, wenn man eine Meinung hat. Eine solche Meinung wäre seit 2016 gefragt gewesen, seit diesem ersten Referendum, das gar kein Referendum, sondern eine niemanden zu nichts verpflichtende Volksbefragung war, gab es so viele Gelegenheiten, zu denen die Briten den Brexit hätten abwenden können. Aber das haben sie eben nicht getan.

Jetzt steht das Vereinte Königreich vor einem Scherbenhaufen. Der schärfste Brexit-Treiber Nigel Farage hat inzwischen seine Hände in Unschuld gewaschen, mit der geschickten Aussage, dass der Brexit eigentlich ein riesiges Potential gehabt hätte, das leider von den verschiedenen Regierungen an die Wand gefahren wurde.

Dass keine der Regierungen seit David Cameron das Zeug hatte, diesen Brexit zu managen und sich alle praktisch unvorbereitet in das Abenteuer Brexit stürzten, ist ein Trauerspiel. Irgendwann wird London auch das nächste Unabhängigkeits-Referendum in Schottland nicht mehr verhindern können und dann bricht die einstmals stolze Weltmacht endgültig auseinander.

Einen Weg zurück scheint es nicht zu geben und so werden alle weiter mit dieser seltsamen Situation leben müssen, dass die EU kurz vor Dover endet. Aber wie schön, dass die Briten nun schon merken, dass der Brexit ein Schlag ins Wasser war…

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