„Bring deinen Drummer unter Kontrolle“

Die australische Bluesrock-Band VDELLI klärt in Freiburg die Geheimnisse ihres Erfolges auf.

VDELLI in Freiburg: Michael Vdelli, Ric Whittle und Leigh Miller spielten und gaben Antworten im Auditorium der JRS. Foto: Novak Day

Wie schafft es eine australische Bluesrock-Band auf die Erfolgsleiter zu klettern, gibt es dafür ein Rezept? Antworten auf diese Fragen erhofften sich am Montag vergangener Woche eine Handvoll Musikinteressierter bei einem Workshop in der Jazz- und Rockschule (JRS) Freiburg. Zu Gast war die Band VDELLI von Down Under.

„Das wichtigste ist: Bringe deinen Schlagzeuger unter Kontrolle“, meinte Frontmann Michael Vdelli gleich zu Beginn, nachdem Drummer Ric Whittle kurz einen Stock auf eine seiner Trommeln hatte fallen lassen. Und dann wurde erst mal abgerockt, um den Zuschauern das workshopgemäße Fragestellen zu erleichtern.

Die dreiköpfige Band VDELLI hat ihre Wurzeln wohl in einem Duo namens Billy & The Kid, in dem Anfang der 90er Jahre der Sänger und Gitarrist Michael Vdelli mit seinem Vater Basil auftrat. Die beiden waren so etwas wie die Hausband im „Rottnest Island Lodge Resort“ auf der australischen Insel Rottnest Island.

Ein Bestandteil ihrer Show war es, bekannte Musiker vom Festland einzuladen, um mit ihnen während ihrer „Wednesday Blues Night“ aufzutreten. Hier trafen sich Vdelli und Whittle, die dann 1994 in der Band „Powershift“ erneut zusammenkamen. Hieraus entstand dann mit Michael, Ric und Bassist Roy Daniel das Trio VDELLI.

VDELLI konnten sich schnell einen Namen in der Clubszene von Perth machen und Auftritte im Vorprogramm, u. a. von ZZ Top, B. B. King und Buddy Guy folgten. Nach mehreren Eigenproduktionen und zahlreichen Tourneen, wurden VDELLI Anfang 2008 vom deutschen Independent-Label „Jazzhaus Records“ unter Vertrag genommen – daher er auch nun der Besuch in Freiburg.

Heute, dreizehn CDs später, hat es die Band geschafft. Sie zieht den Kometenschweif eines immer größer werdenden Fankreises vor allem in Australien und Deutschland hinter sich her und verdient gutes Geld. Doch der Weg dahin war lang und beschwerlich, so Michael Vdelli in Freiburg: „Wir haben gut zehn Jahre lang richtig hart gearbeitet, bevor es dann endlich etwas eingebracht hat.“ Und das geht, natürlich, nur mit eigenen Songs. Wie hat das geklappt? Vdelli: „Schreibe über Sachen, die du selbst erlebt hast, das hat mehr Kraft, und das Publikum spürt das.“ Und die Wurzeln? „Alles kommt vom Blues, auch unsere härtesten Stücke.“

Die treueste Anhängerschar in Deutschland befindet sich im Raum Rottweil, Schramberg, Trossingen – weil VDELLI dort erstmals aufschlug, da ein Freund der Band dort bei seiner deutschen Freundin lebte. Einiges in der Erfolgsgeschichte ist also auch dem Zufall geschuldet. „Du musst eine ganz spezielle Atmosphäre schaffen, deine eigenen Gefühle rüberbringen und so das Publikum einfangen“, verrät Michael Vdelli sein Grundrezept.

Und Bassist Leigh Miller, seit zwei Jahren im Boot, fügt hinzu: „Du musst den Funken zum Publikum rüberbringen, dann bekommst du deren Energie zurück. Wenn’s funktioniert, ist das ein ständiges Geben und Nehmen.“ Miller, ganz kerniger Basser mit vielen Tattoos, kommt, man glaubt es kaum, aus einer klassischen Ausbildung am Kontrabass. Irgendwann hatte er die Nase voll und ließ es fortan lieber kesseln. Sein australisches Englisch klingt so breit, als wäre ein Känguru drüber gelaufen.

Zwischen den Erklärungen lassen die drei supercoolen Australier immer wieder Kostproben ihres Könnens los, und das kleine, aber musikalisch meist vorbelastete Publikum ist begeistert. Bliebe noch die Frage nach dem Geheimnis gelungener Einspielungen. „Ein Studio ist ja heute gar nicht mehr nötig“, so Michael Vdelli. „Alles, was du brauchst, ist ein MacBook Pro und ein Mikrofon. Dann kannst du dein Album auch im Hinterhof oder in einem Waschsalon produzieren.“

Ob das so stimmt? Egal, die drei Australier spielen noch zwei ihrer extrem groovigen Stücke mit der so gefällig knarzenden Stimme Michael Vdellis und wenden sich dann den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu: Schwarzwälder Bierflaschen.

 

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste