Britannia rules schon lange nicht mehr…

Boris Johnson zieht das durch, was er seinen Bierkumpanen in den britischen Pubs versprochen hat – den „Hard Brexit“. Allerdings wird sich Boris Johnson noch mächtig wundern...

Wenn die Briten merken, was "hard Brexit" wirklich bedeutet, wird es zu spät sein... Foto: bon walker from London, UK / Wikimedia Commons / CC-SA 2.0

(KL) – Boris Johnson ist genau dort, wo er hinwollte – er steht unmittelbar vor dem „Hard Brexit“, den er immer angestrebt hatte. Hierfür nimmt er in Kauf: Das Wiederanlaufen der Krise zwischen der Republik Irland (EU-Mitglied) und Nord-Irland; eine mögliche Abspaltung Schottlands und damit den Zerfall des Vereinten Königreichs; eine Wirtschaftskrise, wie sie Großbritannien noch nicht erlebt hat. Es ist unglaublich, dass die Briten einfach zusehen, wie der Mann ihr Land ruiniert. Aber anderswo ist es ja auch nicht viel besser.

Das Pfund Sterling stürzt gerade ab, die wirtschaftlichen Eckdaten sind katastrophal und Boris Johnson macht weiterhin „Pub-Politik“ und führt sich gegenüber seinen Ansprechpartnern in der EU auf, als könne er irgendwem irgendwas diktieren. Sein Verhalten ähnelt immer mehr dem des türkischen Präsidial-Diktators Erdogan, die gleiche Arroganz, die gleichen Bluffs – nur, beide haben keinerlei Trümpfe in der Hand.

Auf der irischen Insel herrscht blankes Entsetzen. Im „Good Friday Agreement“, das dem irischen Bürgerkrieg ein Ende setzte, steht, dass keine Grenze die Republik Irland und Nord-Irland trennen soll. Genau diese Grenze wird Boris Johnson nun wieder einrichten, denn er kann nicht damit rechnen, dass ihm die EU eine ihrer Außengrenzen „schenkt“. Der nach wie vor sensible Frieden auf der irischen Insel wird damit von Johnson nachhaltig gefährdet, und auch den Schotten wird er nicht mehr lange verbieten können, über ihre Zukunft abzustimmen. Und die sehen die meisten Iren eindeutig in Europa.

Boris Johnson hat „all in“ gerufen und hält auf der Hand eine Karo 7 und eine Pik 3 – nichts, womit man den Pot gewinnen kann. Seine Hoffnung, dass die Briten klaglos durch die größte und noch dazu hausgemachte Krise ihrer Insel stolpern werden, dürfte ein Irrtum sein. Denn noch ahnen die Briten gar nicht, was sie noch alles erwartet. Aber sie werden es merken.

Großbritannien ist schon lange keine Großmacht mehr, das die Welt umspannende Commonwealth existiert nur noch auf dem Papier und bei Sport-Veranstaltungen. Wirtschaftlich hat das Land nicht viel zu bieten und es ist Lichtjahre davon entfernt, autark existieren zu können.

Nur, die Briten haben mehrheitlich für dieses politische Irrlicht gestimmt und wenn man sich heute nach dem dritten Pint in den Pubs darüber freut, dass es „Bojo“ mal wieder dem EU-Verhandlungsführer Michael Barnier gezeigt hat, dann wird diese alkoholisierte Freude bald ein Ende haben. Denn noch funktioniert auf der Insel halbwegs alles wie zuvor. Doch das wird sich nach dem 31. Dezember ändern, denn dann haben die Briten nur noch wenige Optionen – Ausverkauf an die Amerikaner, die Chinesen oder die arabischen Emirate. London wird die Wahl haben. Wofür immer sie sich entscheiden, es wird das britische Volk sein, das die Rechnung bezahlt. Boris Johnson und Konsorten werden derweil ein angenehmes Leben im Exil führen und das britische Volk mit den Konsequenzen ihres verrückten Treibens alleine lassen. Good luck, British friends, you will need it…

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