Briten sterben früher
Laut einer Studie von Steve Haberman von der „Bayes Business School“ in London ist die Lebenserwartung der Briten durch die Covid-Pandemie spürbar gesunken.

(KL) – Die einen werden sagen, dass es reiner Zufall ist, die anderen machen das Phänomen an der Covid-Pandemie fest. Fakt ist, wie eine Studie von Steve Haberman von der „Bayes Business School“ in London zeigt, dass 2020 die Lebenserwartung der Briten spürbar gesunken ist – um 1,3 Jahre für Männer und 0,9 Jahre für Frauen. Es könnte sein, dass dies den „Freedom Day“- und Brexit-Jubel der Briten etwas dämpft.
Der vom „Longevity Sciences Panel (LSP)“ veröffentlichte Bericht „The Covid-19 Pandemic“ zeigt dabei mehrere, beunruhigende Dinge auf. Wie beispielsweise den Umstand, dass Menschen mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Verhältnissen überproportional von der Pandemie betroffen sind. Der alte Satz „Armut tötet“ bewahrheitet sich also einmal mehr.
Weniger überraschend ist die Feststellung des Berichts, dass rund drei Viertel der Todesfälle im Zusammenhang mit der Pandemie auf Vorerkrankungen, Fettleibigkeit und hohes Alter zurückzuführen sind, also einen ohnehin geschwächten Zustand der Patienten. Aber seltsamerweise sagt dieser Bericht auch aus, dass das Absinken der Lebenserwartung nicht unbedingt auf das Virus selbst zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf unvorsichtiges Verhalten dieser Risikogruppen. Klingt das am Ende etwa nach „selbst Schuld“?
Überraschend ist hingegen die Motivation für diese Studie. Denn es geht nicht etwa um neue Erkenntnisse, die ermöglichen würden, die Pandemie besser zu bekämpfen, nein, diese Studie ist für Risikomanager, Versicherungs-Mathematiker und andere Risiko-Profis gedacht, damit diese ihre Algorithmen neu berechnen können. Merke: Auch in Krisenzeiten muss das Business weiterlaufen…
Wenngleich der Bericht sehr deutlich ausführt, warum sozial schwächere Menschen eher der Pandemie ausgesetzt sind als reichere Menschen, so schaffen es die Autoren aber, den Brexit völlig aus der Ursachenliste auszuklammern. Dass ärmere Bevölkerungsschichten besonders unter den Brexit-Folgen leiden, beispielsweise, weil die explodierende Preise für Obst und Gemüse nicht mehr bezahlen können, wird eher abstrakt dargestellt. Dabei sind Ursache und Wirkung recht eindeutig. Wer sich nicht gesund ernähren kann, trägt logischerweise ein höheres Gesundheitsrisiko als andere.
Bleibt also die Feststellung, dass innerhalb von nur einem Jahr die Lebenserwartung der Britinnen und Briten stark gesunken ist. Und sollte sich nichts Grundlegendes ändern, kann dürfte diese Entwicklung auch weitergehen. Schwarze Perspektiven für die britische Insel…
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