Brot, Gewalt und Spiele

Diese Fußball-Europameisterschaft konnte nicht schlechter beginnen. Und ob sie doch noch zu einem „Fest“ wird, ist fraglich.

Stimmt - dieses Jahr sage ich "No!" zur Fußball-EM. Foto: Pigby / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich mit Begeisterung jedes große Fußballturnier mitverfolgt. Es begann mit der WM 1970 in Mexiko, als mich mein Vater mitten in der Nacht weckte und wir im Schlafanzug so denkwürdige Spiele wie das Halbfinale Deutschland – Italien (3:4 n.V.) schauten. Ich gehöre also nicht zu denjenigen, die kopfschüttelnd mit Sätzen wie „22 Männer, die einem Ball hinterher rennen“ daherkommen. Und dennoch ist die EURO 2016 das erste Turnier, das ich nicht anschaue und das mit mächtig auf die Nerven geht.

Ein Fußballfest? Wirklich? Jagdszenen aus Marseille und Lille, Straßenschlachten und Gewaltorgien in und vor den Stadien, Korruption in den Verbänden, Terrordrohungen und Anschläge in der ganzen Welt und wir beschäftigen uns allen Ernstes mit einem Turnier, bei dem es nur noch um Geld geht?

Und was ist bitteschön aus den „Fans“ geworden? Sie sind das Abbild der Welle eines gefährlichen und widerlichen Nationalismus, der gerade quer durch Europa wabert und sich nun in Frankreich als „Rahmenprogramm“ der Brot & Spiele-Veranstaltung in brutalen Straßenschlachten entlädt. Ohne in die Nostalgie der „guten, alten Zeiten“ verfallen zu wollen, aber früher besuchte am Fußballspiele, um sein Team anzufeuern, um ein gutes Spiel zu sehen, um das zusammen mit Freunden zu erleben, aber nicht, um Stellvertreterkriege in den ausrichtenden Städten zu führen.

Kein aktuelles Drama kann diese Schwachköpfe erschüttern, weder der Anschlag von Orlando, noch die Dramen, die sich anderswo auf der Welt im Stundenrhythmus ereignen. Hauptsache, wir gewinnen.

Und dann reicht es plötzlich. Brot und Spiele, um einen Monat lang einfach nicht mehr hinzuschauen? Vielen Dank, aber das muss dieses Jahr für mich nicht sein. Ich schaue mir die Spiele nicht an, ich male mir keine Nationalfarben mit Schminke ins Gesicht, ich weigere mich, eine Nationalhymne auch nur mitzubrummen und vier Wochen lang so zu tun, als gingen Europa und die Welt gerade nicht in die Brüche. Und das als eingefleischter Fußballfan.

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