Brothers in Arms

Beim Versuch, auf internationaler Ebene ein klein wenig Gewicht zurückzugewinnen, zeigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Washington, warum er so viel von seinem Ansehen verloren hat.

Eigentlich möchte man "Waffenbruder" von keinem dieser beiden sein... Foto: Office of the President of the United States / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Ob Emmanuel Macron in Washington an diesen wunderschönen Song von Mark Knopfler gedacht hat, als er sich in Washington wünschte, Frankreich und die USA würden „wieder lernen, Waffenbrüder zu sein“. Kein Wunder, dass Joe Biden dazu anmerkte, er könne sich keinen besseren Partner in Europa vorstellen als Frankreich. Denn inzwischen hat Washington in Paris einen treuen Vasallen, der in vorauseilendem Gehorsam den amerikanischen Kriegs-Duktus übernimmt.

Doch die Diskussion mit Joe Biden über das neue amerikanische „Investitions-Gesetz“ verlief eher schleppend. Emmanuel Macron teilte seinem US-Amtskollegen mit, dass man mit diesem Gesetz not amused sei, da es vorsieht, dass es staatliche Hilfen nur für Unternehmen gibt, die in den USA produzieren oder in den USA hergestellte Komponenten verwenden. Und birgt für viele europäische Unternehmen bei US-Ausschreibungen einen enormen Wettbewerbs-Nachteil, während umgekehrt die umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP (mit den USA) und CETA (mit Kanada) nordamerikanischen Unternehmen unglaubliche Rechte einräumen, wenn diese sich in irgendeiner Form benachteiligt fühlen. Dass dieses neue amerikanische Gesetz Frankreich nicht passt, ist den USA allerdings herzlich egal.

Doch was ritt Emmanuel Macron, als er bei seiner Ankunft zu Joe Biden sagte „We need to know how to become brothers in arms again“? Abgesehen von der im Englischen etwas holprigen Ausdrucksweise glaubt man, sich verhört zu haben. Der französische Präsident wünscht sich, dass Frankreich und die USA wieder „Waffenbrüder“ werden? Die richtige Ansage wäre gewesen, hätte Macron gesagt „Präsident Biden und ich werden alle Optionen besprechen, wie man einen Friedensprozess in der Ukraine starten kann“, statt sich mit so plumpem Kriegsgeheuel als Juniorpartner der USA lächerlich zu machen. Dieses machomäßige Gehabe passt zwar hervorragend zum pathologischen Selbstdarstellungs-Bedürfnis des französischen Präsidenten, ist aber nicht viel besser als die Bilder von Wladimir Putin mit nacktem Oberkörper auf dem Rücken eines Pferdes.

Was will Macron? Die Europäer auf den III. Weltkrieg einstimmen? Unter dem Kommando seiner amerikanischen „Waffenbrüder“? Selbst, wenn man so einen Blödsinn wollte, müsstes es der französische Präsident eigentlich besser wissen. Allein unter militärischen Gesichtspunkten ist eine solche „Waffenbrüderschaft“ gar nicht möglich, weil momentan die europäischen Armeen in einem jämmerlichen Zustand sind, schlecht ausgerüstet, schlecht trainiert und nicht einsatzfähig. Da ist es zwar verständlich, dass sich Macron eine „Waffenbrüderschaft“ wünscht, doch dürften die Amerikaner unter diesem Begriff etwas anderes verstehen als Macron. Während die Amerikaner willige und fähige Erfüllungsgehilfen für ihre eigenen Ziele und Interessen suchen, wünscht sich Macron den „großen Bruder“, der dann eingreift, wenn man selbst zu schwach ist.

Diese ständige Kriegsgerede folgt den gleichen Propaganda-Mechanismen, wie sie von den damals unverantwortlichen Verantwortlichen in den Jahren 1939 und 1914 ebenfalls angewendet wurden. Man stimmt die Bevölkerung mit immer intensiverem Säbelrasseln auf Krieg, Tod, Entbehrung ein und redet die militärische Katastrophe praktisch herbei. Der gesamte Duktus wird militärischer, brutaler, kriegerischer. Man stelle sich vor, Macron hätte vor drei Jahren gesagt, dass er sich eine „Waffenbrüderschaft“ mit den USA wünscht – man hätte ihn auf seine Zurechnungsfähigkeit untersucht.

Doch bevor er und andere politische Geisterfahrer Europa in den nächsten, Jahre andauernden Vernichtungskrieg führen, sollten die Macrons, Scholz & Ko. vielleicht doch einmal bei ihren Bevölkerungen nachfragen, wie sehr diese sich Krieg, Elend und „Waffenbrüderschaften“ wünscht. Die Kriegsherren dieser Welt würden sich wundern, wie wenig Lust die Menschen haben, einen süßen und ehrenvollen Heldentod zu sterben. Doch genau dorthin treiben uns diese Verwalter der Krisen, die unfähig sind, andere Ideen zu entwickeln als Kriege, deren Konsequenzen hinreichend bekannt sind. Es ist schon tragisch – multiple Krisen, wo man hinschaut und ein politisches Personal, das ganz offenbar nicht das Format hat, auch nur eine dieser Krisen zu lösen. Doch das hält die politischen Spitzenkräfte nicht davon ab, an jeder sich bietenden Stelle zu unterstreichen, wie prima sie doch arbeiten. Na dann. Hauptsache, sie sind zufrieden…

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