Brückenbauen – ein wirklich nobles Geschäft!

Das zweite, gigantische Teilstück der neuen Trambrücke zwischen Straßburg und Kehl ist nach seiner langen Reise aus Gent eingetroffen. Jetzt wird noch ein wenig geschraubt - und fertig ist die Brücke!

So sieht das zweite Teilstück der neuen Trambrücke zwischen Kehl und Straßburg aus. Und die Brücke wird bald fertig sein! Foto: Annette Lipowsky / Stadt Kehl

(KL) – Natürlich braucht es noch weitaus mehr als „ein wenig Schrauberei“, bis die neue Trambrücke für die Linie D zwischen Straßburg und Kehl steht. Aber dennoch – die Geschwindigkeit, mit der dieses neue, deutsch-französische Bauwerk entsteht, ist atemberaubend. Eine internationale Ingenieursleistung, vor der man nur den Hut ziehen kann. Und gleichzeitig, auch das muss einmal festgehalten werden, eine politische Meisterleistung, denn ohne den erklärten und unverrückbaren Willen der lokalen, regionalen und nationalen Politik, dieses praktische Element der deutsch-französischen Annäherung Wirklichkeit werden zu lassen, hätte das alles nicht so funktionieren können. Das muss ja auch mal gesagt werden.

Jetzt sind sie also da, die beiden riesigen Teilstücke der neuen Trambrücke. Und in der Mitte des Rheins steht der massive neue Brückenpfeiler, den in den reißenden Strom zu gießen auch bereits eine technische Meisterleistung darstellt. Jetzt müssen die beiden Teilstücke noch mit den Streben und Bespannungen ausgestattet werden, um dann, wie bei einem riesigen Lego-Spiel, von den Ufern aus mit dem zentralen Pfeiler verbunden zu werden. Und fertig wird die neue Brücke sein, über die ab 2017 die Straßburger Tram nach Kehl und wieder zurück rollt, was beide Städte untrennbar miteinander vereint.

Bedenkenträger gegen das Projekt gab es, natürlich, auf beiden Seiten. Die einen befürchteten hohe Kosten, die anderen hatten Angst, dass ihre schönen Wohngebiete hinterm Deich zum Opfer räuberischer Jugendlicher würden, die alle mit der Tram anreisen könnten, um die Kehler zu überfallen. Doch was auch die Buslinie 21, die Fußgänger- und Fahrradbrücke Passerelle des Deux Rives und der Abbau der Grenzhäuschen auf der Europabrücke nicht ausgelöst haben, das wird auch die neue Tramverbindung nicht verursachen. Zumal der durchschnittliche Kriminelle, vor dem sich ja etliche Kehler Bürger fürchteten, in der Regel nicht unbedingt in öffentlichen Verkehrsmitteln zum Tatort begibt…

Jubeln darf dagegen der Kehler Einzelhandel, denn mit der Tram werden auch immer mehr Straßburger nach Kehl zum Einkaufen kommen, während umgekehrt die Kehler aus dem kulturellen Niemandsland heraus künftig flotten Zugang zur Rheinoper, der Veranstaltungshalle Zénith, dem Meinaustadion, dem Messegelände Wacken (mit der Halle Rhénus, wo die Spiele der Basketballer der SIG stattfinden), dem europäischen Viertel und der Straßburger Innenstadt haben werden – schneller und unkomplizierter Zugang zum Kulturangebot in Straßburg, das ist eine großartige Entwicklung.

Und deshalb dürfen auch die Menschen in Kehl und Straßburg jubeln – denn durch diese Tram wird ein entscheidender Schritt in Richtung einer deutsch-französischen Integration gemacht, der letztlich die Grundlage für eine positivere Entwicklung Europas ist . Zu diesem Projekt kann man alle Beteiligten tatsächlich nur beglückwünschen – von den politischen Entscheidern über die technischen Planer und Ingenieure, Arbeiter und Helfer bis hin zur Bevölkerung auf beiden Ufern des Rheins – Projekte wie dieses sollten beispielhaft für die deutsch-französische Zusammenarbeit werden. Wie wunderbar, einmal laut Beifall klatschen zu können, wenn es um die deutsch-französischen Beziehungen geht!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste