Bürgerkonferenzen in Straßburg (2) : Der Zugang zur Kultur

Bei der „Bürgerkonferenz“ zum Thema „Zugang zur Kultur“ wiesen die Teilnehmer auf die Bedeutung der Kultur für die Integration hin. Und machten dabei Vorschläge.

Die "Gleichheit" ist auch in der deutschen Kultur ein Wert, der ebenso wichtig erscheint wie in Frankreich. Foto: Inconnu / Wikimedia Commons

(KL) – Am Mittwoch, den 4. Februar, ging es bei den „Bürgerkonferenzen“ um das Thema der Kultur im „Espace Culturel Django Reinhard“ in Straßburg-Neuhof. Die Wichtigkeit der Kultur muss nicht mehr bewiesen werden und die Teilnehmer wollten das Thema unter dem Gesichtspunkt besprechen, dass die Kultur ein Faktor der Integration sein kann und soll. Denn immerhin ging es bei diesen Bürgerkonferenzen darum, die Trends zur Radikalisierung in der Gesellschaft besser zu verstehen und ihnen zu begegnen. Wie wichtig das ist, sah man erst vor wenigen Tagen bei erneuten, gewalttätigen Zwischenfällen im Straßburger Stadtteil Neuhof.

Auch, wenn einige der Vorschläge bei dieser „Bürgerkonferenz“ eher philosophischer Natur waren („Man muss die Schläge durch Worte ersetzen“), gab es auch ganz konkrete Ansätze. Wie die Forderung, niederschwellige Angebote für Kultur zu machen, vor allem für junge Menschen, vor allem für junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund. Dies könnte ganz einfach über Sondertarife erfolgen, die auf die finanziellen Möglichkeiten der Jugendlichen zugeschnitten wären.

Deutlich wurde bei dieser Konferenz auch, dass die Kultur- und Viertelsvereine besser unterstützt werden müssen. Diese Vereine sind nah an den Jugendlichen und wissen besser als jeder andere, was die Jugendlichen brauchen, um sich ausdrücken und integrieren zu können. Doch die Praxis sieht in den letzten Jahren ganz anders aus – seit geraumer Zeit werden die Zuwendungen an solche Vereine permanent gekürzt. Oder, wie es eine Teilnehmerin diplomatischer ausdrückte: „Die Vereine, die die Aufgabe haben, die Kultur zu begleiten, stehen oft vor großen Problemen, was menschliche und finanzielle Ressourcen angeht“.

Diese gedankliche Richtung sollte auch berücksichtigt werden, wenn es um Projekte für sozio-kulturelle Infrastrukturprojekte in den Vierteln geht, sagten die Teilnehmer. „Das Terrain vor Ort wieder zurückgewinnen“, das war die Devise, die aber auch verrät, dass die Verwaltungen den Kontakt zu den Realitäten vor Ort verloren haben. Aber es ist nie zu spät, die Dinge richtig zu machen.

Die Schule war ebenfalls Gegenstand von Überlegungen bei dieser „Bürgerkonferenz“. So wurde der Vorschlag gemacht, einen „kulturellen Moment“ in der Schule einzuführen, wobei auch die Bedeutung langfristiger Kunst-Workshops in den Schulen unterstrichen wurde. Auch hier ist es wichtig, die „Zielgruppe“ in die Überlegungen einzubinden, um zu verhindern, dass neue Angebote an den Interessensschwerpunkten der Jugendlichen vorbei gehen.

Schließlich herrschte auch Einigkeit zur Frage der Bedeutung der kulturellen Vielfalt in der heutigen Gesellschaft. Diese muss in den Städten besser dargestellt werden: Die Begegnung zwischen den Kulturen muss gefördert werden und die Kulturen müssen sich für Kulturen aus anderen Ländern öffnen. So wurde auch der Vorschlag einer großen Ausstellung zur kulturellen Vielfalt gemacht und welche Stadt, Drehscheibe der Kulturen des Nordens und des Südens, wäre besser für so eine Ausstellung geeignet als die Stadt Straßburg?

Die vorgeschlagenen Maßnahmen für den Bereich der Kultur wären relativ einfach im Rahmen der bestehenden Strukturen umzusetzen. Ohne, dass dafür bedeutende Budgets erforderlich wären, könnte ein neuer Ansatz zur Kultur ein wichtiger Baustein in der „Befriedung“ unserer Gesellschaft sein.

Wird fortgesetzt.

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