Bunga-Bunga bringt Bettlägerigen Bettpfannen

Im Institut Sagra Familia ist Berlusconi endlich mal sinnvoll beschäftigt. Er versorgt geistig behinderte Menschen. Im blauen Luxus-Anzug.

Die Zeiten, in denen sich Bunga-Bunga Europa auch gerne mal von hinten näherte, sind wohl vorbei. Foto: Citanova Düsseldorf / Wikimedia Commons

(KL) – Armer Bunga-Bunga. Für jemanden, der sich lange für den König Italiens gehalten hat, dürfte ein Zungenbrecher wie im Titel alles andere als komisch sein. Zu seinem neuesten Amtsantritt (Sozialstunden) erschien Silvio Berlusconi im Zweireiher. Hoffentlich bleibt der auch schön sauber im Dienst. Dem 77jährigen kam gestern die Galle hoch, als er im Institut Sacra Familia seine Sozialstunden antreten musste. Immerhin hat er ja noch als Ventil die Deutschen, denen er immer wieder gerne vorwirft, sie würden die Existenz der KZs unter den Nazis leugnen. Wobei niemand so richtig weiß, ob das schon die einsetzende Altersdemenz bei Berlusconi ist.

Es war 9:40 Uhr, als Silvio Berlusconi in einer Limousine vor der Einrichtung Institut Sacra Familia vorfuhr. Das war vermutlich das erste Mal, dass ein zu Sozialstunden Verurteilter von so einem Fahrzeug gebracht wurde. Zwischen knapp 100 Journalisten bahnte sich Berlusconi den Weg, genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, reagierte aber genervt, als ihn jemand anblaffte, dass er wohl in „San Vittore“ besser aufgehoben wäre. San Vittore ist das Gefängnis von Mailand.

Aber ein halber Tag pro Woche, das ist nun nicht gerade eine schlimme Strafe. Viel härter trifft den alternden Lebemann die Tatsache, dass ihn die italienischen Gerichte erst einmal für zwei Jahre von allen politischen Ämtern ausgeschlossen haben. Kein politisches Amt, keine Immunität. Keine Immunität – Knast oder Sozialstunden. Und das dem ehemaligen Sonnenkönig Italiens, der eine Zeitlang Medien, Gesetzgebung und Politik Italiens kontrollierte und vor allem seinem Lieblingshobby nachging. Bunga-Bunga.

Schadenfreude? Na klar! Das muss Berlusconi, der in seiner politischen und wirtschaftlichen Karriere keine Gefangenen gemacht hat, aushalten. Von seinen mittlerweile etwas dämlichen Kommentaren zu uns Deutschen einmal abgesehen, hatte es sich Berlusconi zuletzt mit allen verdorben, selbst mit den Italienern.

Doch auch mit 77 kann man dazu lernen. So erklärte Berlusconi nach seiner ersten Schicht bescheiden: „Ich bin sicher, dass ich denen helfen kann, die Hilfe brauchen und das wird auch für mich eine bereichernde Erfahrung sein.“ Zwar zuckt man immer erst einmal zusammen, wenn man Berlusconi das Wort „bereichern“ sagen hört, aber wer weiß. Vielleicht läutert sich der Schwerenöter ja im Sozialdienst, entsagt den Bunga-Bunga-Partys und zieht zu Papst Benedikt, um eine WG einstmals mächtiger Männer aufzumachen.

Doch bevor es dazu kommt, muss Bunga-Bunga im Juni seine Berufung gegen das Urteil im „Rubygate“-Prozess überstehen. In erster Instanz war er zu 7 Jahren Haft verurteilt worden und sollte dieses Urteil bestätigt werden, ist es irgendwann auch mit den Sozialstunden vorbei. Vielleicht wäre Schweigen und die WG mit Benedikt doch die beste Lösung…

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