Bye, bye, Liz Truss…

45 Tage hielt es die neue britische Regierungschefin Liz Truss im Amt, nachdem sie Monate lang um diesen Posten gekämpft hatte. Entnervt ist sie nun zurückgetreten.

Nach nur 45 Tagen hat Liz Truss Downing Street 10 schon wieder den Rücken gekehrt... Foto: Office of the U.S. Ambassador to U.K. / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Großbritannien hat sich ganz schon in den Mist manövriert. Die neue Regierungschefin Liz Truss hat es tatsächlich geschafft, sich nach nur 45 Tagen im Amt ins politische Abseits zu katapultieren und ihr Rücktritt kommt gerade noch rechtzeitig, bevor sie von ihren Parteifreunden der konservativen Tories vom Hof gejagt werden konnte. Denn hierfür hatten sich bereits rund 100 konservative Abgeordnete formiert und Truss hätte diesen internen Vertrauensbruch politisch nicht überlebt. Also ist sie zurückgetreten. Völlig offen ist allerdings, wie es mit Großbritannien weitergehen soll.

Mit ihrer 45tägigen Amtszeit ist Liz Truss nun die Inhaberin eines traurigen Rekords – noch nie in der Geschichte des Vereinten Königreichs amtierte ein Regierungschef kürzer. Doch werden die Tories nun wählen können, wen sie wollen, auch der nächste Regierungschef wird das Chaos nicht auflösen können, das sich die Briten dank Cameron, May und Johnson selbst eingebrockt haben.

Statt 160.000 konservative Parteimitglieder erneut damit zu beauftragen, einen neuen Partei- und Regierungschef in monatelangen Prozeduren zu bestimmen, wäre es sinnvoller, würden die Briten Neuwahlen veranstalten und dieses Mal ihrer Bevölkerung eine echte Wahlmöglichkeit bieten. Doch gewinnt man momentan nicht gerade das Gefühl, als würden die Briten den Weg der vernünftigen Politik wiederfinden.

Nach dem Tod von Elizabeth II. rutscht Großbritannien immer tiefer in die Krise. Der Brexit hat teilweise katastrophale Folgen, Schottland bereitet sein nächstes Referendum zur Unabhängigkeit vor und die irische Frage ist wieder aufgebrochen. Ganz zu schweigen von einer massiven Rezession, weiterhin unübersehbaren Folgen der Pandemie und in dieser Situation hat man nicht das Gefühl, als sei den Briten der Ernst der Lage klar.

Es kann auch nicht sein, dass alle paar Monate ein winziger Bruchteil der britischen Wählerschaft die Regierung neu einsetzt, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Personaldecke bei den Tories inzwischen sehr dünn ist und sich geeignete Kandidaten und Kandidatinnen nicht gerade an der Tür von Downing Street 10 drängeln.

Nun wird also wieder das Hauen und Stechen bei den Konservativen losgehen, man könnte fast darauf wetten, dass auch Boris Johnson wieder auf der Bildfläche erscheint und Großbritannien rutscht immer tiefer in eine handfeste Politikkrise. Doch sollten sich die Briten nicht allzu laut über diese Entwicklung beklagen. Mehrfach hatten sie Gelegenheit, die Entwicklungen der letzten Jahre zu korrigieren, und jedes Mal haben sie solchen Figuren wie Boris Johnson oder Theresa May die Schlüssel des Landes in die Hand gedrückt.

Man darf gespannt sein, wen die Tories als nächstes aus dem Hut zaubern. Die Probleme des Landes wird allerdings auch der nächste Regierungschef nicht lösen können.

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