Bye, bye, Telefonzelle…

Bis Januar 2023 werden die letzten 12.000 Telefonzellen in Deutschland abgeschaltet und abgebaut. Und damit endet eine Epoche – das Zeitalter der eben-nicht-immer-Verfügbarkeit. Schade, eigentlich.

Der gelbe Kasten auf dem Bild ist eine "Telefonzelle"... Foto: von Hydro bei Wikipedia / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Liebe Kinder, schaut euch das Artikelbild gut an. Der seltame gelbe Kasten auf dem Bild ist ein Relikt aus grauen Vorzeiten, umgangssprachlich „Telefonzelle“, im korrekten Amtsdeutsch „Telefonhäuschen (TelH) genannt. In diesen Boxen, die eine Grundfläche von einem Quadratmeter aufwiesen, konnte man bis 1983 mit Kleingeld telefonieren, ab 1983 auch mit so genannten Telefonkarten, also bargeldlos, was damals eine kleine Revolution war. Warum es diese „Telefonzellen“ gab, wollt ihr wissen? Das ist schnell erklärt.

In diesen grauen Vorzeiten gab es noch keine Handys. So seltsam, ja unglaublich das klingen mag, es gab sie einfach nicht. Und wenn man dann unterwegs war und einem einfiel, dass man ein dringendes Telefonat zu führen hatte, dann führte man es entweder zu einem anderen Zeitpunkt oder aber – man ging in eine solche Telefonzelle. Und telefonierte.

Ganz neu war die Idee nicht, bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden öffentliche Telefone in einigen amerikanischen Städten aufgestellt, gefolgt einige Jahre später von Dänemark, wo man so genannte Telefonkioske einrichtete. Kurz, so lange man nicht mobil und überall telefonieren konnte, waren diese Telefonzellen die einzige Möglichkeit, von unterwegs jemanden zu erreichen.

Diese „Telefonzellen“ gab es flächendeckend, auch an den unmöglichsten Orten. 160.000 dieser Boxen waren einst installiert, doch ist diese eigentlich sehr sinnvolle Einrichtung den Handys zum Opfer gefallen. Niemand braucht sie mehr, da jeder quasi seine eigene Telefonzelle in der Tasche hat. Und deswegen werden bis 2025 die letzten „Telefonzellen“ abgebaut, doch bereits ab November können die öffentlichen Münztelefone nicht mehr genutzt werden und ab Januar 2023 auch diejenigen Telefone, die mit „Telefonkarten“ funktionierten.

Dass die Telekom nun ein neues Kapitel einläutet, ist leider nachvollziehbar. In ungefähr einem Drittel aller noch in Deutschland installierten „Telefonzellen“ wurde im letzten Jahr kein Umsatz gemacht. Nichts. Kein Cent. Aber gleichzeitig verursachen diese „Telefonzellen“ Kosten. Reinigung, Wartung, Reparatur nach den immernoch häufigen Akten des Vandalismus – und das rechnet sich eben nicht mehr.

Manch wichtiges Gespräch wurde in „Telefonzellen“ geführt, gute und schlechte Nachrichten wurden ausgetauscht, und ab und zu konnte man sich auch vor einem Regenschauer in eine solche Box flüchten. Ob es nun wirklich ein Fortschritt ist, dass es keine „Telefonzellen“ mehr geben wird, das wird man sehen. Nicht rund um die Uhr für jeden und jede verfügbar zu sein, das war gar nicht so übel. Aber so oder so, diese Zeiten sind vorbei. Bye, bye, Telefonzelle und danke für deine guten Dienste!

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