Catherine Trautmann auf der Überholspur
Die frühere Bürgermeisterin von Straßburg, Ministerin und Europaabgeordnete hat den OB-Wahlkampf in Straßburg mächtig durcheinander gewirbelt...

(KL) – Umfragen sind, was sie eben sind – Umfragen. So ist auch die zweite Umfrage vor der OB-Wahl in Straßburg mit Vorsicht zu genießen, denn sie wurde mit nur 1007 Befragten durchgeführt, was eine riesige Fehlermarge beinhaltet. Dennoch lassen sich ein paar Tendenzen ablesen und die sind eher überraschend. Aus dem Zweikampf zwischen der Grünen Jeanne Barseghian und dem En Marche-Kandidaten Alain Fontanel ist ein Dreikampf geworden, denn die Sozialisten der PS sind mit Catherine Trautmann plötzlich wieder im Rennen.
Zunächst die Zahlen. Knapp in Führung liegt Alain Fontanel mit 27 %, dicht gefolgt von der Grünen Jeanne Baseghian mit 25 %, doch dann kommt bereits schon Catherine Trautmann, die von der ersten bis zu dieser zweiten Umfragen den Wert der PS von 9 auf 17 % fast verdoppeln konnte. Ebenso überraschend ist das gute Abschneiden des konservativen Kandidaten Jean-Philippe Vetter (LR), der momentan bei 15 % liegt. Die Rechtsextreme Hombeline du Parc käme auf 10 % – die weiteren Listen liegen alle unter 5 %.
Doch sind solche Umfragen mehr als nur eine reine Momentaufnahme – man kann in ihren, in begrenztem Umfang, auch Trends ablesen und ein Trend ist nicht von der Hand zu weisen: Nach dem Rückzug des PS-Spitzenkandidaten Mathieu Cahn und dem Wiedereinstieg in die Politik von Catherine Trautmann steigen die Umfragewerte der PS (oder besser gesagt, diejenigen von Catherine Trautmann) ziemlich schnell. Sollte sich dieser Trend bestätigen, könnte Catherine Trautmann am 15. März die Sensation schaffen und alle anderen Wettbewerber links überholen.
Doch dann, im zweiten Wahlgang, wird es schwierig. Wer wird mit wem fusionieren, wer wird das Zünglein an der Waage sein? Die beiden rechten Kandidaten Vetter und Fontanel würden, sofern ihre Ergebnisse im ersten Wahlgang dies zulassen, gerne gemeinsam die Stadtspitze übernehmen. Doch wenn es mathematisch knapp wird, würde sich dann Alain Fontanel auch mit den Stimmen des rechtsextremen „Rassemblement National“ (ex-Front National) wählen lassen? Ist Thüringen wirklich überall? Dies allerdings wäre der Sündenfall, der sowohl „La République en marche“ (LREM) als auch den Konservativen auf Jahre hinterher hängen würde?
Genauso knapp wird es für die zweite Option, die auf der Hand zu liegen scheint – ein Zusammengehen der Grünen und der PS, also die „klassische“ Konstellation, die bereits die beiden letzten Stadtregierungen gestellt hat. Doch auch hier kann es gut sein, dass die Stimmen nicht ausreichen würden.
Durch den Wiedereinstieg der charismatischen Catherine Trautmann, die wohl als einzige der Kandidatinnen und Kandidaten eine echte nationale und europäische Ausstrahlung hat, sind die Uhren wieder auf Null gestellt worden. Und Catherine Trautmann kämpft mit einer Dynamik, dass ihre Konkurrenz sich schon gar nicht mehr traut, mit dem Argument zu kommen, Trautmann wäre doch schon 69 Jahre alt. Na und? Bei den gemeinsamen Podiumsdiskussionen macht nur eine bella figura – Catherine Trautmann, die wie immer durch Dossierkenntnis und eine unschlagbare Rhetorik besticht.
Die nächsten beiden Wochen werden in diesem Wahlkampf entscheidend werden – die Kandidaten und Kandidatinnen werden tatsächlich Wahlkampf „kämpfen“ müssen, maximale Präsenz vor Ort zeigen und die Strassburger und Straßburgerinnen davon überzeugen, dass sie nicht nur warme Luft produzieren, sondern das Zeug dazu haben, die anstehenden Aufgaben der Europahauptstadt in den Griff zu bekommen.
Aber, wie eingangs gesagt, dürfen solche Umfragen auch nicht überschätzt werden. Dennoch sieht man, dass zwei der Wettbewerber gerade richtig Rückenwind haben – Catherine Trautmann und Jean-Philippe Vetter. Mal schauen, wo wir in zwei Wochen stehen…
Kommentar hinterlassen