Champagne für alle! Oder nicht?

Angesichts voller Lager und einem von der Covid-Krise verursachten Umsatz-Einbruch können sich Champagner-Hersteller und Winzer nicht auf die Ertragsmengen 2020 einigen. Ärger in der Champagne?

Keine Sorge, der Champagner wird uns so schnell nicht ausgehen. Vornehm geht die Welt zugrunde... Foto: Harald Bischoff / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es ist immer noch etwas ungewohnt, über die Champagner-Industrie zu berichten, doch gehört die Region Champagne-Ardennes seit einiger Zeit zur ostfranzösischen Region „Grand Est“, also praktisch zu unserer Region. Und da die Champagne damit zu unseres Region gehört, beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Champagner. Und diesem Bereich geht es gerade gar nicht gut.

Liegt es daran, dass es seit Anfang des Jahres weniger zu feiern gibt? Dass die teuren Buffets der Regierung, der regionalen und lokalen Instanzen ausfallen? Dass die Menschen einfach mehr aufs ihre Ausgaben achten und im Zweifelsfalle den ohnehin nicht schlechteren „Crémant d’Alsace“ bevorzugen, der ohnehin bei fast jeder Blindverkostung vor den teuren Champagner-Marken landen?

So oder so, seit Beginn der Covid-Krise verzeichnen die Champagner-Hersteller einen Umsatzverlust von 34 %, was in konkreten Zahlen 100 Millionen weniger verkaufter Flaschen bedeutet. Noch vor der Ernte 2020 lagern bei den Champagner-Herstellern über eine Milliarde Flaschen in den Kellern, weswegen es die Hersteller gerne sehen würden, wenn die Winzer ihren Ertrag pro Hektar deutlich senken würden.

Es ist eine Tradition in der Champagne, dass sich die Hersteller und die Winzer auf einen solchen Ertrag pro Hektar einigen und normalerweise hätte dies längst geschehen müssen. Doch in diesem Jahr liegen die Vorstellungen weit auseinander und es gibt noch keine Einigung, was für alle Beteiligten eine neue Erfahrung ist – seit dem II. Weltkrieg wurden diese Absprachen noch nie so spät getroffen. Die Hersteller sehen sich in der Lage, 6000 bis 7000 Kilo Trauben pro Hektar abzunehmen und zu verarbeiten und zu lagern. Für die Winzer, die angesichts des Verlaufs des Jahres bis zu 16.000 Kilo ernten könnten, wären bereit, den Ertrag auf 8500 Kilo pro Hektar zu reduzieren. Bei einer geringeren Menge und in der aktuellen Situation wären die Existenzen zahlreicher Winzer gefährdet.

Natürlich geht es ums Geld. Bei einem Kilopreis von 6,50 € für edle Trauben aus dem AOC-Anbaugebiet der Champagne macht der Unterschied zwischen 6000 Kilo und 8500 Kilo eine ganze Menge aus – nämlich 16.250 € pro Hektar. Kein Wunder, dass die Verhandlungen zäh sind.

Die Winzer wollen, was man versteht, überleben. Genauso von der Covid-Krise betroffen wie viele andere Branchen auch, müssen jetzt Umsätze gefahren werden, damit die Betriebe weiterlaufen können. Die Hersteller haben entgegengesetzte Interessen. Einerseits wollen Sie verhindern, dass durch eine Überschwemmung des Markts die Preise für ihr Luxus-Produkt einbrechen, andererseits sind ihre Lager derart gut gefüllt, dass sich ihnen auch die Frage nach den Kosten für weitere Lagerkapazitäten stellen. Schwierig, hier einen Kompromiss zu finden. Sollten sich die Partner nicht einigen können, müsste eine nationale Kommission eine Entscheidung treffen. Und wie sich diese Kommission entscheiden würde, steht in den Sternen.

Für alle Liebhaber des feinperlenden Edel-Schaumweins aus der Champagne ist die Situation allerdings eher erfreulich, da man damit rechnen kann, dass es gegen Ende des Jahres günstigere Preise geben wird – ob sie es wollen oder nicht, zu den Feiertagen am Jahresende werden sie ihre Lager so weit wie möglich räumen müssen. Und das geht in der Regel vor allem über günstigere Preise. Na dann, Prost!

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