Chaos in Frankreichs Stadien

Zwei Fußballspiele sorgten am Wochenende in Frankreich für gehobene Augenbrauen. Angesichts des Chaos bei diesen Spielen stellen sich Fragen für die Olympischen Spiele in Paris 2024.

Pyrotechnik hat in Stadien nichts verloren, nicht in Frankreich und auch nicht anderswo. Foto: Steffen Prößdorf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – An das Finale der Champions League am Samstag im Stade de France zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid werden sich viele Fans lange erinnern. Vor allem diejenigen, die trotz gültiger Tickets keinen Einlass ins Stadion erhielten und dazu noch mit Tränengas eingenebelt wurden. Ebenso beunruhigend war der Platzsturm bei Relegationsspiel AS Saint-Etienne gegen AJ Auxerre, wo die Zuschauer nach verlorenem Elfmeterschießen ihres Teams mit Pyrotechnik auf dem Platz umherwarfen und die Spieler in die Katakomben des Stadions flüchten mussten.

Die Zwischenfälle werfen zwei Fragen auf. A) Woher kommt die „neue Gewalt“ in Frankreichs Stadien und B) wie will Frankreich in dieser hochexplosiven Stimmung die Olympischen Spiele 2024 in Paris ausrichten?

Beim Champions League-Finale lief ungefähr alles schief, was bei der Organisation eines solchen Spiels schief laufen kann. Erst ließ man die Karteninhaber stundenlang vor verschlossenen Stadiontüren warten, statt sie langsam ins Stadion kommen zu lassen, dann gab es viele Fälle, in denen Fans versuchten mit gefälschten Karten ins Stadion zu kommen und dann gab es „Fans“, die versuchten, sich ohne Ticket den Zugang gewaltsam zu erzwingen. Die Polizei ging schnell mit Tränengas vor, fand aber die Zeit, Journalisten zum Löschen von Videos zu zwingen, die diese von den Auseinandersetzungen angefertigt hatten. Das war keine Werbung für die Olympischen Spiele 2024 in Paris, denn wenn Ordnungskräfte mit Gewalt gegen Ticketinhaber und Journalisten vorgehen, dann stimmt etwas nicht.

Anders, aber ebenso beunruhigend waren die Ereignisse beim Relegationsspiel AS Saint-Etienne und AJ Auxerre, bei dem AJ Auxerre durch einen Sieg im Elfmeterschießen die Rückkehr in die 1. Französische Liga schaffte. Dies allerdings gefiel dem Publikum in Saint-Etienne nicht und der Platz wurde gestürmt, Pyrotechnik geworfen und die Sicherheit von Zuschauern und Offiziellen gefährdet.

Doch man sollte in Frankreich mit der Perspektive 2024 verstehen, dass man mit Sportfans nicht so umgehen kann wie mit Demonstranten bei einer „Gelbwesten-Demo“, dass man Journalisten, die solche Zwischenfälle dokumentieren, nicht zwingen kann, solches Bildmaterial zu löschen und dass sich Paris mit der jämmerlichen Ausrichtung dieses Finales keinen Gefallen getan hat.

Prügelnde Polizisten, überfordertes Stadionpersonal, schlechte Organisation – für die Olympischen Spiele wird man sich in Paris etwas einfallen lassen müssen und generell kommt man nicht umhin, das Thema „Gewalt in Stadien“ neu zu bewerten. Denn so macht es keine Freude mehr, ins Stadion zu gehen.

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