Coronavirus – eine obligatorische Impfung?

Diese Diskussion wäre in Deutschland deutlich schwieriger als in Frankreich. Bevor es überhaupt einen Impfstoff gibt, wollen mehrere französische Politiker eine Impfung gegen Covid-19 obligatorisch machen.

Zwangsweise Impfungen? Echt jetzt? Foto: Praeparat / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sollte man eine Impfung gegen Covid-19 obligatorisch machen? Alleine die Diskussion um diese Möglichkeit gießt Öl ins Feuer aller Verschwörungstheoretiker, von denen viele davon überzeugt sind, dass die aktuelle Pandemie ein großes Komplott von „Big Pharma“ ist, dessen Ziel es wäre, der Welt jede Menge teure Impfungen zu verkaufen. Wenn man die Milliardenbeträge sieht, die momentan für ein nicht existentes Produkt in der Erprobungsphase ausgegeben wird, fällt es immer schwerer, den Verschwörungstheoretikern Argumente entgegen zu setzen. Und man erkennt einen deutlichen Unterschied im Management der Krise zwischen Frankreich und Deutschland.

Frankreich managt die aktuellen Krisen so, wie es seit Jahren Krisen managt – autoritär. In Deutschland würden sich vermutlich Hunderttausende an den „Querdenker“-Demonstrationen beteiligen, würde die Bundesregierung erwägen, eine Impfung gegen Covid-19 obligatorisch zu machen. Doch in Frankreich ist der Umgang mit der Krise ein anderer. Hatte die französische Regierung die eigene Bevölkerung zunächst monatelang belogen, widersprüchliche Vorgaben beispielsweise für das Tragen von Gesichtsmasken ausgegeben und bereits den ersten „Lockdown“ als eine Art Einsperren der gesamten Bevölkerung organisiert, scharf kontrolliert von Polizeistreifen, die im Schritttempo durch die Städte fahren und die seltsamen „Ausgangs-Genehmigungen“ kontrollieren (und 135 €-Strafzettel verhängen, wenn ihnen irgendetwas nicht passt…), wird in Deutschland mehr diskutiert. Und eine obligatorische Impfung würde nur sehr schwer von der deutschen Bevölkerung angenommen werden.

Was die französische Regierung nicht versteht, ist dass die Monate des Lügens und der staatlichen „Fake News“ das Vertrauen der Französinnen und Franzosen in die Fähigkeit dieser Regierung nachhaltig erschüttert haben. Da nützt es wenig, dass die „Präsidentenpresse“ brav das Eigenlob der Regierung wiedergibt – die Franzosen misstrauen dieser Regierung immer mehr. Dies gilt auch bei Thema der Impfungen. Und wenn dann die französische Bevölkerung gesagt bekommt, dass sie leider so undiszipliniert ist, dass man eine solche Impfung zwingend vorschreiben muss, dann versteht man den wachsenden Unmut. Hieß es vor 75 Jahren „Sterben für Danzig?“, so könnte man diesen Satz aktuell in „Sterben für Sanofi?“ umwandeln.

Die Wasserstandsmeldungen für die Entwicklung eines Impfstoffs überschlagen sich und es ist ein wirtschaftlicher Wettlauf zwischen zahlreichen Ländern entbrannt, denn der Markt für einen tatsächlich wirksamen Impfstoff wäre weltweit gigantisch. Kein Wunder, dass die Regierungen den Labors Milliarden hinterher werfen und Lieferverträge in Schwindel erregender Höhe für Produkte abschließen, die es überhaupt noch nicht gibt. Russland hat bereits einen Impfstoff ohne die erforderlichen Tests zugelassen, die USA ebenfalls und die Europäer werden nicht zurückstehen. Doch merken die Menschen auch, dass es da überhaupt nicht um die Gesundheit der Bevölkerung, sondern um einen gigantischen Markt geht. Dafür nehmen die Regierungen auch in Kauf, dass Test- und Zulassungsverfahren abgekürzt werden. Es geht momentan nur noch darum, wer den ersten wirklich wirksamen Impfstoff zur Produktreife bringt und sich diesen Markt einverleibt.

Das alles wäre schon beunruhigend genug, doch dass nun in Frankreich diskutiert wird, diese Impfung obligatorisch zu machen, das ist schon seltsam. Doch angesichts des autoritären Umgangs der französischen Regierung mit ihrer Bevölkerung wundert es wenig, dass der Widerstand wächst. Nicht nur gegen eine obligatorische Impfung, sondern generell gegen die Maßnahmen der Regierung, die von vielen in ihrer aktuellen Ausgestaltung als nicht zielführend betrachtet werden.

Eine Umfrage des Instituts „Odoxa“ zeigt, dass momentan nur 55 % der Französinnen und Franzosen bereit wären, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Und gar 60 % sind gegen eine obligatorische Impfung. Doch die Politik würde eine Impfung gegen Covid-19 gerne in die Liste der obligatorischen Impfungen aufnehmen. Diese Position wird erstaunlicherweise von den Parteien des „linken“ Spektrums vertreten, also den Grünen und der sozialistischen PS. Aber Covid-19 ist nicht das gleiche wie Diphterie, Tetanus, Masern oder Mumps. Mehrere Ärzte haben sich bereits zu Wort gemeldet und der Autor und Mediziner Christian Lehmann hat es auf den Punkt gebracht: „Wer Zwang anwendet, hat das Vertrauen der Menschen verloren.“

Bereits heute stellt man fest, dass das autoritäre Vorgehen der französischen Regierungen nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt. Dafür hat es aber tatsächlich zu einem massiven Vertrauensverlust in der Bevölkerung geführt, die verstanden hat, dass man ihr seit Monaten das Blaue vom Himmel erzählt.

Doch vielleicht würde es Sinn machen, würde ein solcher Impfstoff zunächst einmal sicher entwickelt und getestet. Denn momentan sieht es tatsächlich danach aus, als gehe es nur noch um das große Business. Dazu würde es vielleicht auch beruhigend wirken, würde man ebenso viel Anstrengung in die Entwicklung von Therapien stecken. Aber ein genesener Patient ist eben kein Patient mehr – mit den Impfungen lässt sich mehr Geld verdienen als mit der Genesung von Patienten. Und dann wundert man sich, dass die Menschen immer weniger daran glauben, dass die Regierung in der Lage und willens ist, im Interesse der Bevölkerung zu handeln?

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