Da kommt was auf Frankreich zu…

Wenn man sieht, wie schwierig es ist, ein geeignetes Endlager für den deutschen Atommüll zu finden und zu bestimmen, wird klar, was da in ein paar Jahren auf Frankreich zukommt.

Die Castor-Behälter dürften kaum eine Garantiedauer von einer Million Jahre haben... Foto: Dennis140 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die Anforderungen an ein Endlager für Atommüll übersteigen die menschliche Vorstellungskraft. Eine Million Jahre soll das Endlager sicher sein, doch wer kann sich schon eine Million Jahre vorstellen? Wenn man großzügig rechnet, treibt der Mensch seit rund 300.000 Jahren auf der Erde und nun soll ein Bauwerk entstehen, das eine Million Jahre sicher bleibt? Dabei ist das Problem in Deutschland noch relativ klein – 6 Atomkraftwerke befinden sich noch am Netz, 11 wurden stillgelegt. Doch der Müll dieser 11 stillgelegten Atomkraftwerke stellt Wissenschaft und Politik vor schier unüberwindliche Hindernisse. Von den Kosten ganz zu schweigen. Aber wie soll es in Frankreich werden, wo an 19 Standorten 58 Atomkraftwerke betrieben werden, die 80 % des in Frankreich verbrauchten Stroms nutzen?

In Deutschland befinden wir uns gerade in der ersten Phase der Endlager-Findung. Nach einem Bericht der Bundesbehörde ist fast die halbe Republik als potentieller Standort definiert worden (erstaunlicherweise aber nicht Gorleben), in der zweiten Phase werden geeignete Standorte genauer untersucht und in Phase drei werden im Jahr 2031, nach einer Dialogphase zwischen Politik und Bürgerschaft, konkrete Vorschläge für Standorte gemacht werden.

Nur – eine Million Jahre, das bedeutet Transformationen der Erde, Eiszeiten und Hitzewellen, Meteoriteneinschläge und Naturkatastrophen, nicht planbare Ereignisse, in einem Zeitraum, der mehr als dreimal länger als die bisherige Präsenz des Menschen auf diesem Planeten sein wird. Wenn man die Situation realistisch betrachtet, wird es nicht möglich sein, Atommüll für solche Zeiträume sicher zu lagern. Umweltkatastrophen sind programmiert, in 200, 2000, 20000 oder 200000 Jahren. Die Generation(en), die ist treffen wird, haben dann eben die miese Karte gezogen.

Die Kosten, die durch den Versuch der Endlagerung verursacht werden, kann man nicht schätzen, sie sind unvorstellbar. Damit wird die Atomenergie die mit Abstand teuerste Energiequelle werden, die der Mensch je erdacht hat. Und Frankreich steht noch die Aufgabe ins Haus, 57 Atomanlagen zurückzubauen und den Atommüll eben so sicher zu lagern, wie es gerade auf der anderen Rheinseite geplant ist. Aber wo will Frankreich diese Mengen Atommüll lagern? Da wird es wenig nützen, die Lagerdauer zu reduzieren und es wird ebenso wenig nützen, den strahlenden Müll in Überseegebiete zu bringen oder im Meer zu versenken – was immer man auch unternehmen wird, dieser Abfall wird nicht sicher gelagert werden können und wenn die Endlagerung in Deutschland unvorstellbare Summen kosten wird, dann werden die Kosten in Frankreich mehr als dreimal höher liegen.

Es wäre an der Zeit, das Märchen von der billigen und sauberen Energie zu beenden. Atomkraft wird das teuerste und längste Wirtschaftsabenteuer in der Geschichte der Menschheit werden. Abzuwarten, ob vielleicht eine Lagertechnologie gefunden wird, ist riskant, denn die Atomkraftwerke müssen irgendwann in absehbarer Zeit vom Netz genommen werden. Und ab diesem Zeitpunkt läuft der Countdown – der Atommüll kann nicht einfach zwischengelagert werden, bis man eine zündende Idee hat, was man mit ihm anstellen kann.

Eine Million Jahre. Wenn im Auftrag der Bundesregierung ernsthaft Pläne erarbeitet werden, wie man Unmengen Atommüll für eine Million Jahre lagern soll, dann wird man das Gefühl nicht los, dass das ein Witz sein soll. Alleine die Vorstellung, dass in einer Million Jahre Menschen in Europa leben und brav in Euro die Rechnung für die Endlager zahlen, ist schlechte Science Fiction.

Seien wir ehrlich – das Abenteuer „Atomkraft“ ist gescheitert. Die Menschheit hat die Augen vor den Langzeitfolgen und -Kosten verschlossen. Und die mit der Atomkraft zusammenhängenden Umweltkatastrophen auf die nächsten Generationen abgewälzt. Und dann gibt es tatsächlich Menschen, die sich darüber ereifern, dass jugendliche und junge Menschen gegen diese Zerstörung auf die Straße gehen?

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