Da sage noch einer, die Jugend wäre politisch nicht interessiert…

Im Rahmen eines trinationalen Wochenendes haben die Jungen Europäischen Förderalisten auch eine gut besuchte Podiumsdiskussion organisiert.

Eine spannende Gesprächsrunde am Samstag in Freiburg. Foto: Sarah Reisinger / JEF / CC-BY 2.0

(Red) – Samstagnachmittag, schönes Wetter und einer der letzten Herbsttage in Freiburg. Doch statt es sich draußen gut gehen zu lassen, ist der Hörsaal im KG1 der Uni Freiburg gut besucht. Bei der hier stattfindenden Podiumsdiskussion zur „Zukunft der europäischen Verteidigung“ im Rahmen der 35. Freiburger Gespräche, hatten die Jungen Europäischen Förderalisten (JEF) Gäste eingeladen, die zwar des öfteren unterschiedlicher Meinung waren, aber dennoch respektvoll und zivilisiert miteinander diskutierten. Erfrischend, wenn man bedenkt, dass heutzutage Diskussionen zwischen Menschen mit verschiedenen Standpunkten in der Regel schnell ausarten. Dass dies am Samstag nicht der Fall war, lag an einer exzellenten deutsch-französischen Moderation!

Eingeladen waren Gilbert Weber (Co-Vorsitzender der SPD Freiburg), Chantal Kopf (MdB Grüne, Sprecherin für Europapolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Vizepräsidentin der Europa-Union Deutschland e.V.), Dr. Christine Althauser (ehemalige Diplomatin und hohe Beamtin im Auswärtigen Amt) und Kai A. Littmann (Chefredakteur von Eurojournalist(e)).

Die Diskussionen starteten sofort durch mit der Frage der Auswirkungen der US-Wahlen auf die NATO und Europa. Letztlich steht aber ein riesiges Fragezeichen im Raum, da zum jetztigen Zeitpunkt niemand sagen kann, wie sich Donald Trump vor und nach seiner Amtsübernahme verhalten wird. Allerdings sollte man bedenken, dass die USA im Interesse der USA und nicht unbedingt im Interesse Europas handeln werden.

Zum Zustand der NATO gab es sehr unterschiedliche Standpunkte, die von verbalen Muskelspielen bis zur nüchternen Stellungnahme reichten, dass die NATO momentan militärisch überhaupt nicht in der Lage ist, als Game Changer aufzutreten.

Interessant war auch die Frage, ob die aktuelle Lage ein Impuls für ein föderales Europa sein kann. Während die einen die Ansicht vertraten, dass dies durchaus möglich sei, erinnerte Eurojournalist(e)-Chef Kai Littmann daran, dass es die europäische Politik bislang nicht geschafft hat, ein Europa der Energie, ein Europa der Gesundheit oder ein Soziales Europa zu schaffen. „Wenn sich die Gemeinsamkeit Europas darauf beschränkt, eine Waffenbrüderschaft zu sein, dann wird das ein Europa, in dem ich nicht leben möchte“, sagte er.

Einigkeit herrschte dagegen bei der Frage, wie man sich besser abstimmen könnte. Gilbert Weber regte an, dass die Beschaffung der europäischen Armeen harmonisiert werden sollte, was heute nicht der Fall ist. Eine kompatible Ausrüstung wäre allerdings eine Grundvoraussetzung, um gemeinsam auftreten zu können. Dr. Althauser wies völlig zurecht darauf hin, dass die Zeit drängt, speziell nach der US-Wahl, und nun in diesem Bereich gehandelt werden sollte.

In der Fragerunde mit dem Publikum wurde speziell die Bundestags-Abgeordnete Chantal Kopf angesprochen, beispielsweise zu der Frage, wieso Deutschland das Schengen-Abkommen temporär ausgesetzt hat. Die Antwort, dass sie das auch nicht gut gefunden hätte, war natürlich etwas frustrierend, denn wenn ein Mitglied der damaligen Regierungsmehrheit eine solche weitreichende Entscheidung nicht anders kommentieren kann, dann fragt man sich, wen man eigentlich zu so einem Thema ansprechen kann.

Die von den JEF hervorragend organisierte Veranstaltung zeigte gleich mehrere Dinge. Zum einen, dass sich die Jugend sehr stark für Politik interessiert und engagiert, zum anderen, dass man politische Debatten respektvoll und im Austausch von Argumenten führen kann. Dass am Ende nicht alle einer Meinung waren, ist völlig in Ordnung und das war natürlich auch nicht das Ziel dieser Debatte. Glückwunsch an die JEF für dieses interessante Wochenende!

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