Danke schön, Monsieur Jean-Marie Le Pen!

Der Gründer des rechtsextremen Front National wiederholt seine unsäglichen Aussagen, nach denen die Gaskammern im III. Reich nur „ein Detail der Geschichte“ waren.

Eine "schrecklich nette Familie" im Europaparlament - rechts Marine, daneben Jean-Marie Le Pen. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – Ist es Altersstarrsinn? Ist es galoppierende Demenz? Will der FN-Gründer Jean-Marie Le Pen die Versuche seiner Tochter Marine zunichte machen, die Rechtsextremen „salonfähig“ zu machen? Vermutlich ist es eine Mischung aus all diesen Elementen, die den 86Jährigen dazu bewogen hat, in einem Interview beim Sender RMC/BFMTV erneut zu bekräftigen, dass „die Gaskammern im III. Reich nur ein Detail der Geschichte waren“.

Dabei wird der Politikgreis immer sonderlicher, indem er noch einen draufsetzte – „Man könnte auch zugeben, dass der Krieg ein Detail der Gaskammern war“, ergänzte der knorrige Politiker, der damit deutlich zeigte, dass man nicht nur ein Rentenalter für Arbeitnehmer, sondern ganz dringend auch eines für abgehalfterte Politiker braucht. Vielleicht sollte man ab dem 70. Lebensjahr eine Art MTU (medizinisch-technsiche Untersuchung) für Politiker einführen, bei denen man testet, ob die betreffenden Personen noch in der Lage sind, ein Amt zu bekleiden.

Belächeln sollte man den Rechtsextremen nicht – denn trotz seiner offensichtlichen geistigen Probleme will Jean-Marie Le Pen im Dezember als Spitzenkandidat des FN bei den Regionalwahlen in der Region PACA (Provence-Alpes-Côte d’Azur) antreten. Die Vorstellung, dass solch ein Mensch noch einmal auch nur in die Nähe von politischer Macht kommen könnte, ist erschreckend. Außerdem, das sollte man nicht vergessen, sitzt der rechtsextreme Greis immer noch als Abgeordneter im Europäischen Parlament…

Für den FN, der sich seit Jahren wie der berühmte Wolf benimmt, der Kreide gefressen hat, sind die neuerlichen Ausfälle und Aussetzer seines Gründers und Ehrenpräsidenten mehr als nur ärgerlich, zeigen sie doch deutlich, in welcher Ecke diese Partei beheimatet ist. Entsprechend waren auch die Reaktionen der Parteioberen – die heftig reagierten. Sogar ein Parteiausschluss war in der Diskussion, doch den eigenen Gründer und Ehrenvorsitzenden vor die Tür setzen? Das traut sich der FN dann doch nicht.

Da nützt es wenig, wenn sich seine Tochter beeilt, öffentlich zu erklären, dass sie natürlich absolut nicht einer Meinung mit ihrem Vater sei. „Er glaubt, dass diese Polemik gut für unsere Bewegung sei“, versuchte sie einen hilflosen Erklärungsansatz. Ähnlich klang es bei ihrem „Kronprinzen“ Florian Philippot, der von einer „absolut überflüssigen Provokation“ sprach.

Klar, für den FN ist es richtig übel, dass Jean-Marie Le Pen die Franzosen, aber auch die Europäer wieder einmal daran erinnert, dass der FN eben doch keine Partei wie alle anderen ist, sondern dass er aus einer ganz üblen rechtsextremen Schmuddelecke kommt. Im Grunde muss man Jean-Marie Le Pen also dankbar sein, dass er sich so sehr dafür engagiert, dass die Wählerinnen und Wähler nicht vergessen, was sie eigentlich wählen, wenn sie ihr Kreuzchen beim FN machen. Ob sich solche „politischen Ausrutscher“ tatsächlich bei den Franzosen ins Gedächtnis brennen, wird man spätestens im Dezember wissen, wenn die Regionalwahlen anstehen. Hoffen wir mal, dass das Gedächtnis unserer Nachbarn größer als ihre Verzweiflung über das Versagen ihrer aktuellen Regierung ist.

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