Darauf haben wir 23 Jahre gewartet…

Nach fünf Spieltagen heißt der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga nicht Bayern München, Borussia Dortmund oder RB Leipzig, sondern SC Freiburg. Unglaublich!

Hübsches Graffiti zu Ehren des SC Freibburg am Freiburger Flughafen. Im Hintergrund das neue Stadion. Foto: Andreas Schwarzkopf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Fußball-Fans am Oberrhein reiben sich verwundert die Augen – der SC Freiburg hat sich zu einem Top-Verein im deutschen Fußball gemausert! Nach dem dritten Auswärtssieg der neuen Saison, einem 3:2 bei Bayer Leverkusen, steht der Sportclub Freiburg dort, wo er noch nie stand (bis auf einmal nach einem ersten Spieltag): an der Tabellenspitze der Bundesliga.

Die Erfolgsgeschichte des SC Freiburg ist unzertrennlich mit den Namen Achim Stocker, Volker Finke und Christian Streich verbunden. Achim Stocker, der vor Jahren verstorbene Präsident des SC, hatte es über Jahrzehnte geschafft, den Verein aus dem Amateurbereich in den bezahlten Fußball zu führen und dort über lange Jahre in der 2. Bundesliga zu etablieren. Mit einer Drei-Sterne-Fußballschule wurde der SC ein Ausbildungsverein par excellence und Achim Stocker sorgte dafür, dass man in Freiburg nie die Bodenhaftung verlor.

Unter Langzeittrainer Volker Finke wurde der Aufstieg in die 1. Liga geschafft und es begannen einige „Fahrstuhl-Jahre“. Mal stieg man aus der 1. Liga ab, dann stieg man wieder auf, was Achim Stocker einst zu der Aussage bewegte, dass „der SC Freiburg der 19. Verein der Bundesliga“ sei. Also nicht ganz gut genug für die 1. Liga, aber zu gut für die 2. Liga.

Dank einer sehr konservativen Transferpolitik, bei der Talente für kleines Geld verpflichtet und später teuer verkauft wurden (Papiss Demba Cissé, Jörg Heinrich, Rodolfo Esteban Cardoso und viele andere), konnte der Verein viel Geld auf die Seite legen und sich nach und nach strukturieren. Die Fußballschule wurden ausgebaut und professioneller betrieben, das Dreisam-Stadion wurden bundesligatauglich umgebaut und die Planung für ein neues Stadion konnte in Angriff genommen werden.

Nach der Ära Volker Finke ging es sportlich nicht so toll weiter. Trainer Robin Dutt wurde nie mit Freiburg warm und sein Nachfolger Marcus Sorg führte das Team wieder in Richtung 2. Liga. Im letzten Moment zog der Verein die Reißleine und traf eine Entscheidung, die wohl die beste war, die man sich vorstellen konnte: Der mit der A-Jugend des SC sehr erfolgreiche Christian Streich wurde zum Trainer der Profis befördert, rettete die Saison und sitzt heute noch fest auf seinem Stuhl.

Die Erfolgsstory des SC Freiburg ist aber nicht etwa das Werk eines außergewöhnlichen Trainers, eine großen Mäzens oder eines Ausnahmespielers, sondern das Ergebnis der hervorragenden Arbeit eines ganzen Vereins. Jeder beim SC bringt auf seinem Posten Spitzenleistungen, von der Verwaltung über den Kader bis hin zu den technischen Mitarbeitern und nur dieses Zusammenspiel aller Kräfte bringt den Erfolg, natürlich getragen von einem tollen Publikum, das seinem Team und Trainer auch dann die Treue hält, wenn es mal nicht so toll läuft.

Diese Woche beginnt für den Tabellenführer SC Freiburg die Gruppenphase der Europa League und man kann sich über diesen Höheflug nur freuen. Natürlich werden sportlich auch wieder bescheidenere Phasen kommen, doch momentan surft ganz Freiburg auf einer unglaublichen Erfolgswelle! Genießen wir es!

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