Das dicke Ende kommt noch…

Der Chef der „Dehoga“ (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) Guido Zöllick läutet die Alarmglocke. Rund drei Viertel der Hoteliers und Gastronomen fürchten um ihre Existenz.

Nicht einmal mehr am Bahnhof (wie hier in Frankfurt) kann man einen Kaffee trinken... Foto: 7C0 / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Mehr als ein Jahr ohne Restaurants, Kneipen, Cafés oder Terrassen – das zerrt an den Nerven. Für uns Kunden, die es genießen, bei schönem Wetter einen Latte Macchiato mit Freunden auf einer Terrasse zu trinken oder bei schlechtem Wetter vor einem warmen Getränk dem Regen zuzuschauen, der vor unserem Lieblings-Café auf das Straßenpflaster pladdert. Aber das, was für uns ärgerlich ist, stellt für die Betreiber der Hotels und Gastronomie-Betrieben inzwischen eine echte Bedrohung ihrer Existenz dar. In einem Interview mit dem „Münchner Merkur“ zeichnete Guido Zöllick ein Bild, das mehr als nachdenklich stimmt.

Die „Dehoga“, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, hat eine Mitglieder-Umfrage durchgeführt und ein Jahr nach Beginn der Pandemie, denken bereits 25 % der befragten Mitglieder an eine Aufgabe ihres Betriebs, die also für ein Viertel aller Betriebe eine konkrete Perspektive wird. Doch das ist nicht alles: Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie „um ihre Existenz bangen“. Kein Wunder, dass zahlreiche Betreiber von Hotels und Gaststätten „nervlich und finanziell am Ende“ sind, wie Zöllick sagte.

Das, was für uns ärgerlich und frustrierend ist, zerstört gerade die Arbeit und Lebenspläne von Zehntausenden, überwiegend kleinen Unternehmern in diesen Branchen. Während die großen Hotel- und Gastronomieketten gute Überlebenschancen haben, weil einerseits Geld in diesen Gruppen steckt und sie andererseits groß genug sind, um über ihre Berater Anträge auf Unterstützung erfolgreich durchbringen zu können, stehen speziell die Kleinen der Branche vor dem Aus. Für kleinere Betriebe ist selbst das Stellen und Nachverfolgen von Anträgen auf Unterstützung schwierig und nach einem Jahr ohne Umsätze ist auch das Geld nicht mehr da, um teure Dienstleister zu beauftragen, solche Anträge zu stellen.

Laut Zöllick wird auch ein weiteres Problem zu einer immer schlimmeren Belastung. Offenbar warten viele der Betriebe, die Anträge auf Unterstützung gestellt haben, seit Monaten auf die Auszahlung dieser Hilfen. Dies führt zu Frustrationen, Enttäuschungen und auch Wut – man fühlt sich alleine gelassen und Zöllick wies ebenfalls darauf hin, dass diese Verzögerungen Zehntausende Arbeitsplätze kosten können.

Doch was tun? Für den Chef der „Dehoga“ gibt es nur einen möglichen Weg: „Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen müssen im Monat Mai wieder öffnen dürfen und zwar in jeglicher Form, innen und außen“. Und genau hier beginnt das Problem. Der Interessenskonflikt liegt auf der Hand – das wirtschaftliche Überleben dieser Betriebe gegen das ebenso berechtigte Interesse der Behörden, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.

Alle Planungen sehen vor, dass ab Mitte Mai zumindest die Außenbereiche dieser Betriebe wieder öffnen können, doch der Dehoga reicht das nicht, denn nach dem Wegfall der Umsätze eines ganzen Jahres müssen die Gastronomen jetzt wieder Umsätze realisieren, die sich nur im (unter anderem vom Wetter abhängigen) Außenbereich eben nicht realisieren lassen. Nur – sollten bis Mitte Mai die Inzidenzzahlen nicht deutlich besser sein, wäre eine Öffnung der Innenbereiche der sicherste Weg, den vierten Lockdown vorzubereiten.

Es steht zu befürchten, dass unsere Welt am Ende dieser Pandemie tatsächlich nicht mehr die gleiche ist. Viele Orte, die bislang zu unserem festen Lebensumfeld gehört haben, wird es nicht mehr geben und vor allem die großen Ketten, die sich nicht unbedingt durch gute Nahrungsmittel auszeichnen, werden die Gastronomie in den Städten beherrschen.

Ob es möglich sein wird, einen tragfähigen und voll allem sinnvollen Kompromiss zwischen all diesen nachvollziehbaren Anforderungen zu finden?

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