Das Ende eines Missverständnisses

Paris Saint-Germain hat seinen Trainer Thomas Tuchel entlassen. Trotz einer positiven sportlichen Bilanz hatte es zwischen dem Glamour-Verein PSG und dem deutschen Trainer nie richtig gepasst.

Als Dankschön für das 4-0 gegen Racing wurde Thomas Tuchel bei PSG der Stuhl vor die Tür gestellt... Foto: Alexander Böhm / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das kam überraschend. Nach dem souveränen 4:0 gegen den Racing Club de Strasbourg entließ Champions League-Finalist PSG seinen Trainer Thomas Tuchel. Der hatte zwar nicht nur die Final-Teilnahme der letzten Champions League-Saison auf der Habenseite, sondern auch zwei französische Meistertitel, einen Pokal- und einen Ligapokal-Sieg und sein Team liegt momentan nur einen Punkt hinter Spitzenreiter Lyon, aber das Tischtuch zwischen Tuchel und dem PSG war zerschnitten. Und so richtig gepasst hatte es ohnehin nie.

PSG, das ist Glamour, das sind katarische Petrodollars, das sind Weltstars wie Neymar oder Mbappé und da wirkte der immer etwas hölzern daher kommende Tuchel wie ein Fremdkörper. Sicher, er hatte sich Mühe gegeben und versucht, Französisch zu lernen, doch waren Pressekonferenzen mit ihm immer etwas schräg. Wenn er holperig zu seiner Spielphilosophie dozierte, schalteten viele Sportjournalisten auf Durchzug, da sie ihn schlicht nicht verstanden. Dazu kam, dass Tuchel keinen richtigen Umgang mit seinen sehr eigenwilligen Weltstars fand und sich dann eben auch sehr deutsch benahm.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war ein Interview vor einigen Tagen, in dem sich Tuchel über „fehlende Anerkennung“ beklagte und zu verstehen gab, dass er mit der Gesamtsituation unzufrieden sei. Mit diesem weinerlichen Ton war er bei PSG genau an der richtigen Adresse. Das Arbeitsklima bei PSG öffentlich zu kritisieren und das auch noch in diesem Ton, das haut nicht hin. Das hätte allerdings auch bei anderen europäischen Topvereinen wie Real Madrid, Manchester United oder anderen nicht hingehauen.

PSG war für Tuchel vermutlich doch eine Nummer zu glamourös. Nach Mainz 05 und Borussia Dortmund, Vereinen mit viel Bodenhaftung und wenig rotem Teppich, konnte Fußballprofessor Tuchel seinen Platz finden. In Trainingsanzug und mit Kickschuhen. Aber zur Glitzerwelt von PSG passte Tuchel eben nicht. Doch Sorgen muss man sich um Thomas Tuchel nicht machen – nach seinen sportlichen Erfolgen mit PSG wird er keine Probleme haben, einen neuen Verein zu finden. Vielleicht einen, der nicht ganz so glamourös wie PSG ist.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste