Minister Harlem Désir weiht das „Europahaus“ ein
Hübsch ist die renovierte Villa Kaysersgüet ja, aber eignet sich ein solches Haus mit einer Kapazität von 50 Besuchern wirklich als europäisches Informationszentrum?
(KL) – Jahrelang kämpften engagierte Straßburger wie Henri Mathian oder Alexis Lehmann, um nur diese beiden zu nennen, um die Einrichtung eines Europahauses, eines „Lieu de l’Europe“ in Straßburg, als Begegnungsstätte, Ort für Kulturschaffende, Informationszentrum – doch was dabei herausgekommen ist, reicht nicht einmal, um gleichzeitig zwei Schulklassen durch die aktuelle Ausstellung zu schleusen. Und nun fragen sich viele, ob man sich eher freuen soll, dass es überhaupt so etwas in Straßburg gibt oder ob man sich ärgern muss, denn verglichen mit dem „Parlamentarium“ in Brüssel ist das „Europahaus“ eher eine Art Puppenstube.
Immerhin, und es ist wichtig, auch das Positive zu vermerken, war am Samstag der neue französische Europaminister Harlem Désir zur Eröffnung angereist, was so etwas wie eine sichtbare Unterstützung der französischen Regierung für die Europahauptstadt Straßburg ist. Und wieder fragen sich viele, ob sie sich freuen oder weinen sollen. Denn Harlem Désir ist bei den Franzosen noch eine ganze Ecke unbeliebter als François Hollande, dessen Sympathiewerte bei 20 % vor sich hin dümpeln. Da ist es schon ganz schön schwierig, jemanden nach Straßburg zu schicken, der noch unbeliebter ist.
Aber – er war da! Was man, wieder einmal, von den deutschen Honoratioren nicht sagen kann. Denn nach wie vor tut Baden-Württemberg so, als ginge der Parlamentssitz in Straßburg das Land nichts an. Was natürlich falsch ist – denn auch Baden, speziell die Ortenau, profitieren sehr von der europäischen Ausstrahlung Straßburgs. Schade, dass sich dieser Umstand nicht in einer offensiven und positiven Unterstützung Straßburgs in Europafragen manifestiert.
Dazu weihte Harlem Désir auch eine Art europäischen „Walk of Fame“ ein – zwischen dem Europarat und dem Europäischen Parlament werden nun Bodenplatten zu Ehren der großen Europäer angelegt. Vor den Augen zahlreicher Persönlichkeiten weihte Désir nun die ersten beiden Platten ein – eine für den UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und eine für Winston Churchill. Die nächsten werden bald folgen.
Was das neue „Europahaus“ angeht, wird man abwarten müssen, wie sich die Dinge entwickeln. Wer weiß, vielleicht reicht ja auch ein geringes Platzangebot, um eine große europäische Dynamik zu entwickeln. Man wird ja wohl noch träumen dürfen…
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