Das Phänomen Elon Musk

Die Welt verfolgt die Verrücktheiten von Elon Musk wie ein TV-Feuilleton. Doch ist Musk nicht „Dallas“, sondern läutet eine ganz neue Phase des Kapitalismus ein. Und damit vielleicht auch dessen Ende.

Sägt Elon Musk an dem Zweig, auf dem er sich so prächtig eingerichtet hat? Foto: DonkeyHotey / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Elon Musk hier, Elon Musk dort. Der Mann beherrscht die Schlagzeilen sowohl im Wirtschaftsteil wie in der Rubrik „Aus aller Welt“. Doch sollte der Unterhaltungswert von Elon Musk nicht darüber hinweg täuschen, dass der Mann gerade dabei ist, das häßlichste Gesicht des Kapitalismus hoffähig zu machen. Dank seines pharaonischen Vermögens kann es sich Musk leisten, Errungenschaften aus anderthalb Jahrhunderten des Arbeiterkampfes auszuhebeln und dass er dabei zahllose Opfer hinterlässt, ist ihm egal. Doch der ungezügelte Wild-West-Kapitalismus eines Elon Musk könnte auch zum Zusammenbruch dieses längst überholten Wirtschaftsmodells führen.

Was immer Elon Musk heute tut, es hat sofort weitreichende Auswirkungen auf weltweite Finanzmärkte und Börsen. Wenn Elon Musk ankündigt, dass er Twitter für 40 Milliarden Dollar (!) kaufen will, schießen die Aktien durch die Decke. Erklärt er dann, dass er es sich anders überlegt hat, bricht der Aktienkurs ein. Kauft Elon Musk Bitcoins in rauen Mengen, dann explodiert der Kurs, doch wenn er dann im Fernsehen sagt, dass Krypto-Währungen nicht funktionieren werden, dann stürzen diese in den Keller. Ganze Landstriche wie im Osten Deutschlands, aber auch in anderen Ländern, stellen sich auf die Hinterfüße, wenn die Aussicht besteht, dass Musk eine Fabrik dort ansiedeln könnte. Der Mann feiert seinen Reichtum und seine unbegrenzten Möglichkeiten auf eine schillernde Art und Weise.

Alleine seine Übernahme von Twitter sollte alle Alarmglocken läuten lassen. So, wie er die Entlassung von Tausenden Mitarbeitern medienwirksam und per Email zelebrierte, wobei die Betroffenen von diesem Vorgehen teilweise traumatisiert wurden (ebenso davon, dass etliche von ihnen danach doch wieder zurückgeholt wurden), das lässt nichts Gutes erahnen. Und siehe da, kaum hat Elon Musk diese „Ist-mir-doch-egal-Massenkündigungen“ eingeführt, macht es ihm Mark Zuckerberg bei seinem Projekt „Meta“ nach – Tausende werden eben auf die Straße gesetzt.

Die Zeiten des Unternehmer-Kapitalismus sind vorbei. Unternehmer haben immer Geld verdient, dieses in ihr Unternehmen investiert, Arbeitsplätze geschaffen und nebenher gut gelebt, was ihnen gegönnt sei. Der selbst im Grundgesetz verankerte Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ fand in diesem Unternehmer-Kapitalismus seine Anwendung und Daseinsberechtigung. Doch der Unternehmer-Kapitalismus ist dem Finanz-Kapitalismus gewichen und die Musk, Zuckerberg & Ko. sind die Wegbereiter und Vorboten einer Verschlechterung der sozialen Systeme, denen der Finanz-Kapitalismus den Boden unter den Füßen wegzieht.

Die Einmischung in Politik und Medien durch diese Akteure ist ebenfalls mehr als bedenklich. Die Finanz-Mogule kaufen Regierungen, finanzieren Kriege, manipulieren die Kommunikation und werden trotz dieser ungeheuren Macht am Ende das System zerstören, von dem sie so unverschämt profitieren.

Eines Tages werden diejenigen, die vom Finanz-Kapitalismus in ihrer Existenz bedroht werden, gegen diesen rebellieren. Wenn die Musk, Zuckerberg & Ko. das Fass zum Überlaufen gebracht haben werden, dann wird der Zeitpunkt gekommen sein, zu dem dieses System am Ende ist. Wären diese Mogule wirklich so schlau, würden sie selbst neue, gerechtere Systeme einführen, in denen sie zwar immer noch in Saus und Braus leben könnten, aber in denen das Allgemeinwohl an erster Stelle steht. Genau das tun sie aber nicht und das wird eines Tages dazu führen, dass die Verzweifelten dieser Welt so etwas selber einführen. Leider werden diese gesellschaftlichen Veränderungen nicht im Konsens, sondern im Chaos erfolgen. Keine schöne Perspektive…

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