Das Phänomen Emmanuel Macron

Bei seinem Besuch in Strasbourg zeigte der französische Präsident, warum er bei den Franzosen so beliebt ist. Die Begeisterung seiner Landsleute trägt den Mann.

Bei diesem Lächeln schmelzen die Franzosen. Die übrigen Europäer allerdings nicht so richtig. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Emmanuel Macron lässt niemanden indifferent. Entweder lieben ihn die Menschen oder sie lehnen ihn schlichtweg ab. Doch wie erklärt sich das „Phänomen Macron“, woher kommt diese Begeisterung für einen Präsidenten, der seinen Landsleuten bisher vor allem eines beschert hat – jede Menge Ärger? Es lohnt sich, den französischen Präsidenten genauer anzuschauen.

Er ist ein Meister der politischen Kommunikation. Jung, dynamisch, kämpferisch, ein wenig großspurig, genau das, was Frankreich gerade braucht, um sich gemütlich zurückzulehnen und sich zu sagen „wir sind wieder wer“. Aber wie schafft er es nur, dass ihm die Menschen aus der Hand fressen? Die Antwort auf diese Frage liegt in seiner einzigartigen Persönlichkeit.

Macron hat dieses unglaubliche Talent, jeden Gesprächspartner so anzuschauen, dass jeder denkt, dass er aufmerksam zuhört, seinen Gesprächspartner ernst nimmt und vor allem respektiert. Ob er das tatsächlich tut? Das weiß nur Emmanuel Macron selbst.

Dazu ist er ein echter Champion der politischen Rede. Ausnahmslos jeder findet in seinen Reden das, was er zu hören erwartet. Seine Anhänger sehen sich in jeder seiner Ansprachen darin bestärkt, dem richtigen Anführer zu folgen; seine politischen Gegner finden in seinen Reden genau die Punkte, die sie kritisieren und erwarten. Insofern ist Macron für jedermann zuverlässig und eine belastbare Größe für Freund und Gegner.

Dabei sorgt Macron dafür, dass er nicht etwa seine Bilanz erklären muss, das könnte nämlich schwierig sein. Statt sich mit schnöden Alltagsproblemen wie Streikwelle oder Studentenstreik auseinander zu setzen, zeichnet Macron Zukunftsperspektiven, politische Visionen einer besseren europäischen Welt. Das klingt so gut, dass niemand die Frage stellt, wie realistisch eigentlich seine Vorstellungen sind. Warum sollte man auch fragen? Die Visionen eines Emmanuel Macron klingen so gut, dass man sie einfach gerne hört. Dass das meiste dieser Visionen alleine schon an den französischen Interessen scheitert, wen kümmerts – Macron verkauft schöne Träume, die jeder gerne träumt. Und das ist schon deutlich mehr, als seine Vorgänger anzubieten hatten.

Macron ist eine Mischung aus Polit-Entertainer, idealem Schwiegersohn und einer Spur Winston Churchill – denn ebenso wie einst der britische Premierminister kündigt auch Macron seinen Landsleuten vor allem eines an: „Blood, sweat and tears“.

Nach einem Jahr als französischer Präsident weiß man in Frankreich und in Europa immer noch nicht genau, was Macron eigentlich genau will. Was man allerdings weiß, ist das er dieses unklare Ziel konsequent und mit meisterlicher Kommunikation verfolgt. Die nächsten Jahre des politischen Europas werden interessant werden. Ende – offen.

1 Kommentar zu Das Phänomen Emmanuel Macron

  1. Yveline MOEGLEN // 18. April 2018 um 1:05 // Antworten

    Emmanuel MACRON est tout simplement un homme politique nouveau avec des méthodes d’une ” génération nouvelle” qui correspond à ce que les français souhaitaient .
    il est au pouvoir depuis une année c’est peu au regard des réformes annoncées lors de sa campagne présidentielle ;
    Même si les citoyens veulent “tout , tout de suite” les règles qu’imposent parlement et sénat exigent du temps ;

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