Das Saarland – das französischste aller Bundesländer

Ab sofort hat das Saarland einen „Beobachterstatus“ bei der Internationalen Organisation der Frankophonie (OIF). Und das ist absolut bemerkenswert.

Gruppenbild der weltweiten Frankophonie - das Saarland ist dabei! Foto: © OIF

(KL) – Das Saarland hat eine klare Vorreiterrolle, was die deutsch-französischen Beziehungen anbelangt. Bereits 2014 lancierte die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die „Frankreich-Strategie“, die unter anderem vorsieht, dass 2043 Französisch als zweite Amtssprache im Saarland eingeführt wird. Seitdem wird überall im Saarland die französische Sprache unterrichtet, denn es reicht nicht, die Zweisprachigkeit zu dekretieren, man muss dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen möglichst frühzeitig die Sprache des Nachbarn erlernen. Nun hat das Saarland offiziell einen „Beobachterstatus“ bei der „Internationalen Organisation der Frankophonie“ (OIF) erhalten.

Beim XIX. Gipfeltreffen der OIF in Paris konnte man sehen, wie wichtig die französische Sprache wirklich ist. 88 Mitglieder zählt diese Organisation, darunter 27 Länder mit einem solchen Beobachterstatus. Das bedeutet, dass die französische Sprache in rund einem Drittel der Länder dieser Welt entweder eine offizielle Amtssprache ist, oder aber zumindest gesprochen wird. In Zahlen: 321 Millionen Menschen sprechen Französisch, wodurch diese Sprache die am fünfhäufigsten gesprochene Sprache der Welt ist!

Mit der Ausrichtung des Saarlands als (auch) französischsprechendes Land positioniert sich das kleinste deutsche Flächenland als „Champion der deutsch-französischen Beziehungen“. Dort, wo sich andere Bundesländer weitgehend darauf beschränken, diese Beziehungen mehr schlecht als recht zu verwalten, arbeitet das Saarland innovativ und mit einer Zukunftsperspektive, die konsequent verfolgt wird.

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, die beim 19. Gipfel der Frankophonie in Paris teilnahm, erklärte ihr Ziel: Das Saarland soll eine mehrsprachige und leistungsfähige deutsch-französische Region werden, die bundesweit, aber auch in Europa ein Vorbild sein kann. Man sieht deutlich, dass die „Frankreich-Strategie“ nach zehn Jahren in die nächste Dimension einschwenkt.

Es ist schade, dass die anderen deutsch-französischen Regionen entlang des Oberrheins 2014 nicht auf das Angebot von Annegret Kramp-Karrenbauer eingegangen sind, in diese „Frankreich-Strategie“ einzusteigen. Denn diese Strategie etabliert Verbindungen, die weit über eine normale Kooperation hinausgehen. Die angestrebte Zweisprachigkeit wird den Austausch in allen Bereichen fördern, wirtschaftlich, kulturell, politisch. Heute noch scheitern etliche Projekte daran, dass sich die Menschen auf beiden Seiten sprachlich nicht verstehen – und genau hier setzt die „Frankreich-Strategie“ an. Vielleicht sollte man sich am Oberrhein die entsprechenden Dokumente noch einmal durchlesen und überlegen, ob man diese nicht doch noch übernehmen will.

Dem Saarland kann man zu seiner resolut deutsch-französischen Ausrichtung nur gratulieren – die Aufnahme in die OIF ist ein klares Zeichen, dass man im Saarland auf dem richtigen Weg ist.

3 Kommentare zu Das Saarland – das französischste aller Bundesländer

  1. Claus Börschig // 8. Oktober 2024 um 15:51 // Antworten

    Es wäre schön, wenn die Regionen / Departements / whatever der anderen Rheinseite umgekehrte Anstrengungen mit derselben Ausdauer unternehmen würden. So bleibt einem immer nur das fade Gefühl einer Einbahnstraße.

    • 100 % einverstanden. Das Traurige ist, dass Annegret Kramp-Karrenbauer diese “Frankreich-Strategie” allen Unterregionen auf beiden Seiten des Rheins entlang der deutsch-französischen Grenze mit Mitmachen angeboten hatte und dieses Angebot von allen Seiten dankend abgelehnt wurde. Stattdessen hat man dort lieber nichts unternommen…

  2. Claus Börschig // 9. Oktober 2024 um 20:54 // Antworten

    Ja, das wundert mich nicht. Die französische Seite ist bezüglich Sprache so chauvinistisch, dass man dem “Problem” gerne aus dem Weg geht.

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