Schlechtes Wetter im Frühsommer – Einbruch der französischen Weizenexporte

Den französischen Weizenbauern geht es richtig schlecht – nach den Unwettern sorgen nun hervorragende Ernten in Zentral- und Osteuropa für einen Einbruch des Umsatzes.

Dass die französischen Weizenexporte eingebrochen sind, ist eine schlechte nachricht für ganz Europa. Foto: Bluemoose / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(WB) – Die Rentabilität des Weizenanbaus ist in Frankreich auf ein bedenklich tiefes Niveau gesunken. Durch die zahlreichen Unwetter im Frühjahr, aber auch durch hervorragende Ernten von Deutschland bis in die Ukraine, ist die Rentabilität des Weizenanbaus in nur einem Jahr um 30 % zurückgegangen. Durch die Ernteausfälle verliert Frankreich auch den Spitzenplatz als größter Weizenexporteur Europas. Mit einer Exportmenge von 5 Millionen Tonnen liegen die französischen Weizenbauern rund 1,5 Millionen Tonnen hinter den deutschen Weizenexporten (6,5 Millionen Tonnen).

Der in Frankreich von Unwettern verursachte Einbruch der Erntemengen ist tatsächlich dramatisch. Wurden 2015 noch fast 41 Tonnen Weizen geerntet, waren es in diesem Jahr nur noch 28,7 Millionen Tonnen, wodurch sich die Exportmengen drastisch verringerten. Durch die wesentlich besseren Ernten von Deutschland bis in die Ukraine und Russland wurde der Markt ebenfalls mit günstigem Weizen überschwemmt – als Ergebnis sank der Umsatz pro Hektar Anbaufläche von 1480 € auf 750 € – und das ist für zahlreiche Weizenbauern existenzgefährdend.

Auch Rumänien gehört zu den Gewinnern des Jahres 2016. In den Ländern Zentral- und Osteuropas kann so günstig produziert werden, dass selbst französische Großabnehmer in der Lebensmittelindustrie ihren Weizen aus Rumänien importierten. Was sich dann durch ein Umsatzminus von rund 2 Milliarden Euro bei den französischen Weizenbauern bemerkbar macht.

Die Schwächung des französischen Weizenanbaus ist keine gute Nachricht für Europa und die Tatsache, dass Deutschland kurzfristig Weizen-Exporteuropameister ist, ist kein Anlass zu Freude. Im Gegenteil, denn in Rahmen des globalen Handels warten die Weizengiganten USA und Russland nur darauf, der europäischen Landwirtschaft Weltmarktanteile abzujagen. Abgesehen von den unvorhersehbaren Witterungsbedingungen, die natürlich jedes Jahr von neuem die Ernten beeinflussen, hat Europa einen Wettbewerbsnachteil, so lange alle Länder eine eigene Politik betreiben.

Auch hier zeigt sich, dass eine gemeinsame europäische Politik der einzig richtige Zugang zu einem globalen Wettbewerb wäre – statt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen und sich damit selber im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu bringen. Dabei geht es um ganz Grundsätzliches – nämlich die perspektivische Überlebensfähigkeit der europäischen Landwirtschaft. Wenn wir auch in Zukunft regional produzierte Lebensmittel verbrauchen wollen, müssen wir in diesem globalen Wettbewerb bestehen können, da andernfalls ein Agrarproduzent nach dem anderen in Europa das Handtuch werfen wird.

Sollte die europäische Landwirtschaft in Bereichen wie dem Getreideanbau nicht erfolgreich sein, hätte das auch in anderen landwirtschaftlichen Bereichen Auswirkungen – denn rund ein Drittel der europäischen Getreideproduktion geht in den Tierfutterbereich – ein Zusammenbruch des Getreideanbaus hätte also unmittelbare Konsequenzen auch in der Fleischindustrie und damit stünden die Tore weit offen für landwirtschaftliche Produkte aus anderen Ländern. Und das wäre dann das Ende der europäischen Landwirtschaft, die man gar nicht so hoch subventionieren könnte, als dass sie überleben könnte.

Wie so oft – wir brauchen eine gemeinsame europäische Politik. Nicht nur aus philosophischen Gründen, sondern auch aus ganz praktischen Überlegungen heraus. Das, was in so vielen anderen Bereichen wie Sicherheit, Verteidigung, Soziales und anderen gilt, gilt natürlich auch für die Landwirtschaft. Nur ein gemeinsames Europa sichert den Fortbestand der Landwirtschaft in den europäischen Ländern.

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