Das Ticket kostet rund 50 Milliarden Euro

So richtig ist noch nicht klar, worin die Briten eigentlich den Vorteil ihres „Brexit“ sehen. Denn als Ergebnis kann gar nichts anderes als eine Katastrophe herauskommen.

Inzwischen würde gerne mehr als die Hälfte der Briten doch in der EU bleiben. Den Wunsch sollte man ihnen erfüllen. Foto: Ferdivg / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Britische „Brexit“-Gegner haben einen einfachen Post über die Sozialen Netzwerke verbreitet, der sagt: „Wir zahlen rund 50 Milliarden Euro, um die grösste Freihandelszone der Welt zu verlassen und um dann einen schlechteren Deal auszuhandeln, um mit dieser Freihandelszone zusammenarbeiten zu dürfen.“ Das Ausstiegsticket aus der EU kostet also rund 50 Milliarden Euro – und genau an dieser Stelle hört es mit dem Verständnis auf. Wissen die Briten eigentlich, was ihre Regierung gerade für einen Blödsinn abzieht?

Langsam nähern wir uns der Stunde der Wahrheit. Die Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union kommen in die entscheidende Phase und nun schwirrt eine Zahl zwischen 45 und 55 Milliarden Euro durch den Raum, den die Briten beim Austritt aus der EU zu bezahlen haben. Wenn sie das dann erledigt und erfolgreich den wichtigsten Binnenmarkt der Welt verlassen haben, wollen sie mit neuen Verhandlungen beginnen, um unter schlechteren Bedingungen wieder in den Genuss dieses Binnenmarkts zu kommen. Und das klingt dann irgendwie nach institutionalisiertem Schwachsinn.

Alle Modelle, die von verschiedenen Stellen angefertigt wurden, zeigen es deutlich – beim „Brexit“‘ gibt es nur Verlierer. In den anderen Ländern der EU wird sich der „Brexit“ durch einen Wachstumsstopp von bis zu 0,7 % pro Jahr niederschlagen, doch die britische Wirtschaft stolpert gerade an den Anfang eines langen Tals der Tränen.

Und immer noch warten wir auf eine Erklärung, was der „Brexit“ eigentlich an Positivem bringen soll. Angesichts der fehlenden Erklärungen bleibt nur, dass es der britischen Regierung offenbar nur darum geht, ein diffuses Nationalgefühl der Briten zu bedienen und mit Staunen sieht man, dass die Premierministerin Theresa May wohl dazu bereit ist, hierfür eine ausgewachsene Wirtschaftskrise und vor allem den Zusammenhalt des Vereinigten Königreichs zu opfern. Die Frage, ob es das wert ist, erübrigt sich wohl.

Rund die Hälfte der Briten (seit dem „Brexit-Votum“ mehr als die Hälfte) würde lieber in der EU blieben und daran mitwirken, dass die EU endlich so reformiert wird, dass alle gut damit leben können. Doch niemand scheint in Großbritannien in der Lage zu sein, Theresa May in den Arm zu fallen und das wohl sinnloseste politische Projekt der letzten Jahrzehnte zu stoppen.

Es ist schon seltsam mit dem „Brexit“ – dieser Blödsinn rollt auf uns und ist irgendwie unaufhaltbar. Dabei sollte doch der alte Satz gelten, dass was der Mensch erschafft, auch wieder von ihm abgeschafft werden kann. Dieser Satz ist wohl allgemein gültig, nur nicht für den „Brexit“.

Sollte irgendjemand erklären könne, welche Vorteile sich für irgendjemanden aus dem „Brexit“ ergeben, bitten wir um intensive Diskussionsbeiträge. Denn verstanden haben wir die Schönheit des „Brexit“ immer noch nicht. Verstanden haben wir nur, dass er offenbar nicht aufzuhalten ist…

1 Kommentar zu Das Ticket kostet rund 50 Milliarden Euro

  1. Fragen Sie doch mal Herrn Johnson .. er wird doch wissen, welche Vorzüge es für IHN und seinesgleichen hat.

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