Das Triell… na ja…

Die TV-Debatte zwischen den drei Spitzenkandidaten der Bundestagswahl hätte spannender sein können. Aber Erkenntnisse brachte die Polit-Show auf RTL/n-TV trotzdem.

Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz beim "Triell"... Foto: ScS EJ

(KL) – Politik wird mehr und mehr zur Medienshow. Das ist nichts Neues, doch in Deutschland eben schon. Dass man dafür den Neologismus „Triell“ (für „Duell mit drei Teilnehmern“) erfinden musste, na ja… Wenngleich man sich kein Feuerwerk von einem Format mit Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock erwarten durfte, gaben sich alle drei Kandidaten redlich Mühe. Doch wie wusste schon die Werbe-Ikone Clementine in den 70er und 80er Jahren in einer Waschmittelwerbung – „Mühe alleine reicht nicht“…

Die unmittelbar nach dem „Triell“ durchgeführte Abstimmung unter den Zuschauern brachte ein erstaunliches Ergebnis: Olaf Scholz (SPD) wurde als Gewinner ausgerufen, vor Annalena Baerbock (Grüne), die wohl den größten Anteil daran hatte, dass die Zuschauer nicht einschliefen, während Armin Laschet (CDU) wie immer nicht so richtig auf der Höhe war und folgerichtig mit Abstand auf den letzten Platz gesetzt wurde.

Olaf Scholz spielte die Karte des erfahrenen Polit-Managers, eine Haltung, die in den aktuellen Krisenzeiten augenscheinlich ankommt. Mit seiner unaufgeregten, hanseatischen Art präsentierte sich Olaf Scholz als die „ruhige Kraft“, die soweit alles im Griff zu haben scheint. Mit dem Selbstbewusstsein desjenigen, der überraschend seit drei Wochen in den Umfragen führt und die SPD zum ersten Mal seit 15 Jahren auf Platz 1 der politischen Parteien in Deutschland geführt hat (zumindest in den Umfragen), gab Scholz den Kandidaten, der als aktueller Vizekanzler eine Art natürlicher Nachfolger von Angela Merkel ist. Mehrfach betonte er, dass „Angela Merkel und ich“ diese oder jene Entscheidung getroffen haben, was ihn als konsens- und koalitionsfähig darstellte.

Die Überraschung kam allerdings von Annalena Baerbock, die bei diesem „Triell“ durchaus ihre Chancen hätte verspielen können. Tat sie allerdings nicht. Sehr dossiersicher wehrte sie tapfer die teilweise plumpen Angriffe von Armin Laschet ab und präsentierte sich geschickt als Alternative zum „weiter so!“ der beiden älteren Herren links und rechts von sich. Baerbock schaffte es tatsächlich, ihre Kandidatur als Möglichkeit zu einem Aufbruch zu einer neuen und mehr auf die Menschen ausgerichteten Politik darzustellen und sie punktete sowohl bei der Frage des gesellschaftlichen Zusammenlebens, als auch im Themenkomplex Afghanistan, wo die beiden anderen Kandidaten eine denkbar schlechte Figur abgaben. Heute ist Annalena Baerbock wieder im Rennen und hat sich eine gute Note im „Triell“ verdient.

Und dann war da noch Armin Laschet. Angesichts seines teilweise tapsigen und gewollt aggressiven und oberlehrerhaften Auftritts versteht man, warum sich die CDU in den Umfragen im freien Fall befindet. Laschet ist der Repräsentant der letzten 40 Jahre der deutschen Politik, der Kontinuität nach der Ära Merkel vermitteln will, doch klingt das bei ihm eher nach Ideenlosigkeit. Dazu hat man das Gefühl, als seien seine Kommunikations- und Imageberater genauso ideenlos wie er selbst, denn dem Kandidaten Laschet fehlt es an Frische, Empathie und Sympathiepunkten. Dass er abgeschlagen auf dem letzten Platz der Umfrage nach der Sendung landete, wundert eigentlich kaum. Seit Monaten zeichnet sich ab, dass Laschet das größte Problem der CDU für diese Wahl ist. Warum ihn der Parteivorstand gegen den Willen der Parteibasis trotzdem nominierte, wird wohl das Geheimnis der CDU bleiben. Die mit diesem Kandidaten alle Chancen hat, die Wahl am 26. September zu verlieren.

Bei diesen TV-Formaten geht es weniger um programmatische Inhalte, als vielmehr um die Persönlichkeit der Kandidaten. Scholz und Baerbock zeigten deutlich, dass sie zusammen arbeiten können und in vielen Punkten nahe beieinander sind. Das schafft mehr Vertrauen als ein schimpfender Laschet, bei dem sich viele Zuschauer die Frage stellten, wie er mit einem solchen Verhalten Koalitionsverhandlungen führen will. Insofern hatte das „Triell“ zwei Gewinner – Scholz und Baerbock und einen großen Verlierer, Armin Laschet. Weniger als vier Wochen vor der Wahl ist das Rennen zwischen den drei „großen“ Parteien wieder lanciert. Und die Spannung wird bis zum Abend des 26. September anhalten.

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