Delta, Epsilon, Lambda – heute Abend spricht Emmanuel Macron

Heute Abend findet eine der berühmten präsidialen Ansprachen von Emmanuel Macron im Fernsehen statt. Man darf gespannt sein, was ihm dieses Mal einfällt.

Über Emmanuel Macron schwebt nur einer - Emmanuel Macron. Foto: Jacques Paquier / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Eigentlich wollte Emmanuel Macron heute Abend die großen Linien der letzten Monate seiner Amtszeit präsentieren, einer von der Pandemie und ungelösten sozialen Konflikten geprägten Amtszeit, in der seine Regierung ungefähr alles an die Wand gefahren hat, was man an die Wand fahren kann. Doch außer ein paar Versprechungen, von denen man jetzt schon weiß, dass sie kaum eingehalten werden können, interessiert die Franzosen momentan nur ein Thema – wie geht es mit der Pandemie weiter?

Die neuen Varianten sind auf dem Vormarsch, Delta, Epsilon, Lambda und das zu einem Zeitpunkt, zu dem praktisch alle sanitären Maßnahmen aufgehoben worden sind und in den ersten 12 französischen Departements genau das passiert, was in vielen anderen Ländern ebenfalls beobachtet wird – die Inzidenzzahlen steigen wieder.

Und so wird vermutlich das passieren, was der „Rat der sanitären Verteidigung“ am Vormittag empfehlen wird: die obligatorische Impfung, wahrscheinlich zunächst für medizinisches Personal. Dieses Thema beschäftigt die Franzosen momentan ebenso wie die Menschen in anderen Ländern und es führt geradewegs zur nächsten Stufe, der obligatorischen Impfung für alle. Da kümmert es niemanden mehr, dass praktisch alle französischen Regierungsmitglieder monatelang versichert haben, dass die Impfung „auf keinen Fall obligatorisch“ sein würde. Da passt es genau ins Bild, dass BionTech-Pfizer gerade mitgeteilt hat, dass die Wirksamkeit ihres Vakzins leider bereits nach wenigen Monaten so stark nachlassen würde, dass eine dritte Impfung nötig würde. Und danach? Eine vierte, fünfte, sechste Impfung. Wenngleich niemand weiß, was es mit der Pandemie wirklich auf sich hat, so ist doch eines klar – es wurde ein gigantischer Dauermarkt für Biontech-Pfizer geschaffen, mit einem Impfstoff, dessen Wirkung und Eigenschaften erst nach und nach bekannt werden.

Die französische Regierung befürchtet, ebenso wie praktisch alle Regierungen der Welt, die nächsten „Wellen“, von denen niemand sagen kann, wie diese sich entwickeln werden. Doch der Handlungsspielraum der Regierungen ist gering. Da gibt es mutige Regierungen wie in den Niederlanden, in denen zwei Wochen nach einer Art Totalöffnung wieder neue Restriktionen eingeführt werden, da die Zahlen explosionsartig ansteigen, da gibt es verantwortungslose Regierungen wie in Großbritannien, wo die Inzidenz in einigen Landesteilen bereits wieder über 750 (!) liegt und die dennoch alle sanitären Maßnahmen beenden, da gibt es Regierungen, die nicht mehr wissen, was sie jetzt eigentlich tun sollen und können.

Nur eines ist klar – es kann und darf keine Lockdowns mehr geben, egal, wie sich die Pandemie entwickelt. Keine Regierung der Welt möchte als diejenige in die Geschichtsbücher eingehen, die ihre Volkswirtschaft für die Gewinnerwartungen einiger pharmazeutischer Labore ruiniert hat, schon gar nicht einige Monate vor landesweiten Wahlen. Was für Möglichkeiten hat Emmanuel Macron noch?

Viel Handlungsspielraum bleibt Macron nicht. - Neben den Zwangsimpfungen, deren Durchführbarkeit schwierig erscheint, bleiben eigentlich nur noch die Wiedereinführung abendlicher Ausgangssperren, der Hinweis auf die Einhaltung der Barriere-Gesten und eine klare Ansage, dass ab sofort jeder für sein eigenes Schicksal verantwortlich ist. Vielleicht gibt es auch noch eine Verschärfung der Kontrollen bei der Einreise nach Frankreich, das klingt immer gut. Natürlich wird Macron diese Entwicklung als großen Erfolg seiner Regierung verkaufen, er wird darauf hinweisen, dass die Franzosen nun noch wesentlich mehr leisten müssen, er wird auf „republikanische Werte“ pochen und bis auf eine Handvoll strenggläubiger Macron-Jünger wird ihm das niemand mehr abnehmen.

Gleichzeitig ist die heutige TV-Ansprache der Auftakt zu einem seltsamen Wahlkampf, werden doch 2022 sowohl Präsidentschafts- als auch Parlamentswahlen anstehen. Zwar hat sich Macron noch nicht offiziell zu einer erneuten Kandidatur geäußert, da er sich aber von göttlichen Kräften getrieben fühlt, wäre es schon sehr überraschend, würde er den Elysee-Palast freiwillig räumen. Das dürften ihm zwar etlicher seiner Berater nahelegen, doch auf Berater hat Macron noch nie gehört.

Die einzige Frage, die heute Abend Millionen Franzosen vor die Bildschirme treiben wird, lautet: „Was haben die sich in Paris als nächstes ausgedacht? Mit welchen neuen Einschränkungen werden wir nun leben müssen?“

Die Antwort gibt es heute Abend um 20 Uhr auf allen regierungstreuen TV-Sendern Frankreichs…

3 Kommentare zu Delta, Epsilon, Lambda – heute Abend spricht Emmanuel Macron

  1. Und? Was kam dabei raus? Es ist 21:30 Uhr.

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