Den Plastiktüten geht es jetzt europaweit an den Kragen

Das Europäische Parlament verschärft die EU-Vorschriften und will bestimmte Arten von Plastiktüten aus dem Verkehr ziehen. Und die letzte Entscheidung dann doch lieber dem nächsten Parlament überlassen.

Bis 2019 soll der Verbrauch dieser dünnen Plastiktüten in der EU um 80 % gesenkt werden. Bis 2017 schon um 50 %. Foto: Trosmisiek / Wikimedia Commons

(KL) – Wer gedacht hatte, dass das Europäische Parlament in seiner letzten Sitzungswoche dieser Mandatsperiode in Straßburg Abschied feiern würde, sah sich getäuscht. Zahlreiche Themen wurden debattiert, darunter die sich stündlich verschärfende Situation in der Ukraine und außerdem wurden auch Entscheidungen getroffen. Wie die, die Verwendung der am weitesten verbreiteten und umweltschädlichsten Plastiktüten bis 2019 um mindestens 80% zu verringern.

Im Visier der Europaabgeordneten standen die dünnen Plastiktüten, deren Stärke weniger als 50 Mikron beträgt. Das sind diese dünnen weißen Tüten, die bei der dritten Getränkedose aufreißen. Diese Tüten haben eine Einsatzzeit in ihrem Tütendasein von weit weniger als einer Stunde, brauchen aber ungefähr 500 Jahre, um sich zu zersetzen. Weswegen die wachsenden Plastiktüteninseln auf den Weltmeeren eine echte Bedrohung für das Ökosystem der Meere darstellen.

Das Parlament hat am Mittwoch empfohlen, für diese Zielsetzung wirtschaftliche Instrumente wie Steuern und Abgaben sowie Marktbeschränkungen und Verbote einzuführen. „Das Parlament hat heute die neuen Vorschriften zur Verringerung der Zahl der Plastiktüten bedeutend verschärft, vor allem mit der Einführung von Zielvorgaben zur Verringerung sowie der Verpflichtung, dass Plastiktüten nicht mehr einfach umsonst zu haben sein können. Wie es einige Länder schon vorgemacht haben, ist es durchaus möglich, mit einer kohärenten Politik den Verbrauch dieser Tüten erheblich einzuschränken. Ein schrittweises Verbot von Plastiktüten ist eine leicht umsetzbare Lösung für das Problem der Umweltbelastung durch Kunststoffmüll“, sagte die dänische Berichterstatterin Margrete Auken (Grüne/EFA).

Doch die eindeutige Abstimmung im Parlament (539 Stimmen dafür, 51 Gegenstimmen und 72 Enthaltungen) bedeutet noch lange nicht, dass dieses Problem gelöst ist. Denn auch weiterhin bleibt es den Mitgliedsstaaten überlassen, welche Maßnahmen sie einführen wollen, um das ambitionierte Ziel zu erreichen. Und vor allem, das letztmals in dieser Zusammensetzung in Straßburg tagende Parlament hat das Thema inklusive Abstimmungsergebnis in hübsches Geschenkpapier eingepackt und an das nächste Parlament übergeben. Das dann, so könnte man sich vorstellen, wieder ganz anders entscheiden kann.

Das Parlament verlangt von den Mitgliedstaaten, den Verbrauch dieser Tüten bis 2017 mindestens um die Hälfte zu verringern, und um 80% bis 2019 (im Vergleich zu 2010). Sehr leichte Kunststofftüten, die als Verpackung für trockene, lose, unverpackte Lebensmittel wie Früchte, Gemüse und Zuckerwaren dienen, müssen schrittweise durch Tüten aus Recyclingpapier oder durch biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststofftüten ersetzt werden.

Bis 2017 werden wir dann sehen, ob sich die Anzahl der Plastiktüten tatsächlich um 50 % verringert hat oder ob sie weiterhin eingesetzt werden, wobei sie dann lediglich teuer werden dürften. Man darf gespannt sein.

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