Denn Skifahr’n ist des Leiwandste…

… was man sich nur vorstellen kann. Nur nicht in Zeiten der Pandemie. Die geplanten Regelungen für den Winter zeigen die ganze Hilflosigkeit der Politik auf. Schonungslos...

Doch, doch, Sie düfen Ski fahren - wie Sie auf den Berg hochkommen, müssen Sie halt selber schauen... Foto: Hannestho / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die einen versuchen Leben zu retten, die anderen würden gerne den Ski-Tourismus über Wasser halten. Da aber beides zusammen nicht geht, präsentieren uns die europäischen Politiker ein geradezu jämmerliches Schauspiel, mit Ideen, die sich am Rande des Schwachsinns bewegen. Wolfgang Ambros hatte schon Recht, dass „Skifahr’n leiwand ist“, aber sicher nicht im Winter 2020/21.

Als Angela Merkel bei ihren europäischen Partner nachfragte, ob es nicht möglich sei, alle europäischen Skistationen in diesem Winter geschlossen zu halten, erntete sie bei den Skifahr-Nationen Österreich und Schweiz nur höhnisches Gelächter. Den Alpen-Ländern das Skifahren verbieten? Geht’s noch? Doch während diese beiden Länder noch nachvollziehbare (wenn auch falsche…) Positionen bezogen, kam der absurdeste Vorschlag aus Frankreich, von Premierminister Jean Castex. Der regte tatsächlich an, dass die Skistationen offen bleiben und Touristen empfangen können, allerdings sollen alle Skilifte geschlossen bleiben. Das wäre dann so wie die Badeorte an der Küste zu öffnen, aber die Strandpromenaden für Spaziergänge zu schließen.

Der Vorschlag von Jean Castex ist ein Paradebeispiel dafür, wie völlig überforderte Politiker versuchen, die Situation und sich selbst zu retten. Wie kann man ernsthaft vorschlagen, die räumlich beengten Skistationen zu öffnen, wo die Menschen beim Après-Ski dicht an dich gedrängt feiern, ihnen aber verbieten, Skilifte zu nutzen und eben Ski zu fahren? Und was macht man einen ganzen Tag in einer Skistation, wenn man nicht Skifahren darf? Jägertee trinken, andere Leute treffen und sich die verschiedenen Varianten des Coronavirus austauschen? Den Berg zu Fuß hochkraxeln, um doch eine Abfahrt fahren zu können?

Wir haben das Beispiel von Ischgl im letzten Jahr, als einer der heftigsten „Hot Spots“ entstand, der Ausgangspunkt der Coronakrise in Österreich. Dieser „Hot Spot“ entstand allerdings nicht auf der Piste und an der frischen Luft (wo man nicht mehr hin soll), sondern beim Après-Ski (was dann die einzige Beschäftigung während des Skiurlaubs sein könnte). Toll.

Zum Thema „Skifahren“ überschlagen sich die Politiker mit seltsamen Ideen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wollte dann auch nicht im Wettbewerb und die abstruseste Idee zurückstehen – er kündigte an, dass für die Skisaison die „24-Stunden-Regel“, also die Möglichkeit ohne Quarantäne und Test ins benachbarte Ausland zu fahren, aufgehoben wird. Das bedeutet, dass jeder Bayer, der einen Tag beim Skifahren in Österreich verbringen will, bei der Rückkehr 5, 10 oder 14 Tage in häusliche Quarantäne muss. Aber ernsthaft, wer geht schon eine oder zwei Wochen in Quarantäne, um einen Tag lang Ski zu fahren?!

Im Grunde können einem die Politiker momentan leid tun. Sie befinden sich in einer Situation, die es so noch nie gegeben hat, müssen versuchen, die Volksgesundheit, die Wirtschaft und den Rechtsstaat zu retten und – sie schaffen nichts davon. Je länger diese Krise dauert, desto unwirklicher werden die Maßnahmen, desto hilfloser wirken die Maßnahmen, die kaum Wirkung zeigen. Irgendwann wird man sich entscheiden müssen und entweder radikal alles für 6 Wochen herunterfahren, was viel Geld kosten würde, oder aber alles stoppen, akzeptieren, dass es viele Todesopfer geben wird und die Verantwortung auf jeden Einzelnen abwälzen, nach dem Motto „wer sich nicht schützt, hat eben Pech gehabt“.

Man darf gespannt sein, was ihnen als nächstes einfällt. Ski-Langlauf an der Uferpromenade erlauben? Jogging in den Alpen? Kinoöffnungen ohne Filmvorführungen? Restaurants öffnen, aber Besteck verbieten? Es kommen noch seltsame Zeiten auf uns zu…

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