Der 1. Mai – Tag der Arbeit und der Streiks

Seit 1886 ist der 1. Mai der Tag der Arbeit, der Tag der Streiks und der Tag der Arbeiter. In Kriegszeiten ist dieser Tag besonders wichtig, denn immerhin brauchen Macht und Kapital die Arbeiterschaft, um ihre Kriege führen zu können.

So sieht es aus... Foto: unbekannter Künstler / Text Georg Herwegh / Wikimeedia Commons / PD

(KL) – Es ist kein Zufall, dass man den 1. Tag als „Tag der Arbeit“ begeht. Zu Beginn ging es, wie heute in Frankreich, um die Dauer der Arbeit. 1886 organisierte die Arbeiterbewegung in den USA einen Generalstreik am 1. Mai, um den Acht-Stunden-Tag durchzusetzen. Dabei nahmen sich die Amerikaner ein Beispiel an den Australiern, die bereits 30 Jahre zuvor mit der gleichen Forderung am 1. Mai 1856 angetreten waren. Dabei war das Datum kein Zufall, denn in Australien endeten traditionell am 1. Mai die Arbeitsverhältnisse von Wanderarbeitern, die diesen Tag nutzten, um auf ihre Rechte zu pochen. Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“, aber auch als Tag der Streiks und der Forderungen der Arbeitnehmer, setzte sich dann international durch, brauchte zwar hier und dort etwas Anlaufzeit, doch heute ist der 1. Mai als Tag der Arbeit fest etabliert. Wie fest, das wird man heute in Frankreich erleben.

Heute, wo viele Politiker in Ost und West fordern, dass die Wirtschaft als „Kriegswirtschaft“ umorganisiert wird, um den Krieg in der Ukraine möglichst lange fortführen zu können, kommt diesem 1. Mai eine besondere Bedeutung zu. Denn kein Präsident, Kaiser, Diktator oder anderer Machthaber kann Kriege führen, wenn die Arbeiterschaft nicht mitmacht. Der berühmte Satz „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“, der aus einem Kampflied der Arbeiterschaft 1863 stammt, ist heute noch so aktuell wie damals. Angesichts der Tatsache, dass Arbeiter noch nie einen Gewinn aus Kriegen gezogen haben,sondern grundsätzlich nur die Opfer von Kriegen sind, wäre es an der Zeit, dass die Arbeiterschaft den Mächtigen der Welt in den Arm fällt und verhindert, dass diese aus Profitgier die Welt zerstören.

Es wird Zeit, dass die Stimme derjenigen, die diese Welt rund laufen lassen, gehört wird. In Europa ist das gerade der Fall, dank der Gewerkschaften, die seit nicht allzu langer Zeit in Ländern wie Deutschland und Frankreich wieder mehr Gewicht bekommen. Wenn man an die jüngsten Tarifabschlüsse im Öffentlichen Dienst in Deutschland denkt, wenn man an das politische Gewicht der gemeinsam agierenden Gewerkschaften in Frankreich denkt, dann wird deutlich, dass dieser 1. Mai mehr als ein „Feiertag“ ist. Sämtliche sozialen Fortschritte der letzten 150 Jahre sind der Arbeit der Gewerkschaften, und nicht etwa der Güte der Arbeitgeber und Politiker zu verdanken. Arbeitszeit, Rente, bezahlter Urlaub, 35-Stunden-Woche – all das hat sich die Arbeiterklasse selbst erkämpft, geschenkt wurde ihr nichts. Und das ist heute noch so.

Während heute viele Menschen in Deutschland zur traditionellen 1. Mai-Demo auf die Straße gehen werden, wird Frankreich heute Massendemonstrationen erleben, wie nie zuvor. Denn die französische Regierung hat sich den Sozialabbau auf die Fahne geschrieben, um mehr Geld für die großen Finanzinstitute zu generieren, durch deren Hände künftig die französischen Rentengelder laufen sollen. Für den Präsidenten Macron könnte der heutige 1. Mai ein Fanal werden, was auch seine reichlich stümperhaften Kommunikations-Versuche nicht mehr auffangen können, zumal der Mann es einfach nicht schafft, ohne Beleidigungen mit den Franzosen zu kommunizieren. Der letzte, der den Franzosen mit einer solchen Arroganz begegnete, wurde auf der Flucht in Varennes geschnappt…

Hoffen wir mal, dass das Wetter heute schon wird und viele, viele Menschen für ihre Recht auf die Straße gehen. Denn selten war es wichtiger, sich für seine Rechte stark zu machen, die von der aktuellen Kriegstreiber-Generation in den Regierungen immer mehr in Frage gestellt werden. Heraus zum 1. Mai!

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