Der Absturz des FC Bayern München

Nach der Münchner Niederlage im Spitzenspiel gegen RB Leipzig und dem Erfolg der Dortmunder in Augsburg steuern die Serienmeister in die erste titellose Saison seit – 2012!

Viel Grund zum Lachen hat Thomas Tuchel gerade nicht... Foto: Oleg Bkhambri (Votmetro) / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Fußball-Deutschland, Ausnahme eingefleischte Bayern-Fans, kann sich eine klammheimliche Freude nicht verkneifen. Zum ersten Mal seit 2012 wird der Deutsche Meister voraussichtlich nicht Bayern München heißen, sondern Borussia Dortmund. Es sei denn, die Nerven der Dortmunder flattern und es reicht am nächsten Samstag nicht zu einem Sieg gegen Mainz 05, doch selbst dann müssten die Bayern erst einmal in Köln gewinnen, was angesichts der völligen Verunsicherung der Bayern auch noch nicht eingetütet ist. Aber wie konnte es zu diesem Absturz kommen?

Der Hauptgrund für diesen Niedergang ist wohl die „Mia-san-mia-Mentalität“, in der seit einem Jahrzehnt die Option, dass man nicht Meister werden könnte, einfach nicht existiert hat. Dazu kam der völlig unverständliche und sündhaft teure Trainerwechsel von Julian Nagelsmann (zum Zeitpunkt seiner Entlassung standen die Bayern auf Platz 2 der Tabelle, waren noch im Viertelfinale des DFB-Pokals und der Champions League) zum Fußball-Professor Thomas Tuchel und – seitdem geht es steil bergab.

Sehr teure Einkäufe (Leroy Sané, Sadio Mané und viele andere), die in München nie ihr Potential abrufen konnten, unerklärliche Formschwäche von Spielern wie Gnarby, Pavard oder Coman und vielen anderen, ein Mangel an Einstellung auf dem Platz (fällt das nicht in die Zuständigkeit des Trainers?) und Führungsspieler, die ihre Führungsrolle nicht ausfüllen wie Kimmich oder Thomas Müller (dem Tuchel auch nicht so oft die Gelegenheit gab, Führungsaufgaben zu übernehmen), ein fahriges Management von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic – irgendwie kam in dieser Saison alles zusammen, was aus den „Über-Bayern“ ein normales Team machte.

Merke – Geld ist nützlich, kauft aber den Erfolg auch nicht sicher ein. Paris St.-Germain und Bayer Leverkusen können davon ein Lied singen. Statt Bayern München heißen die Gewinner der Saison 2022/23 RB Leipzig, Union Berlin und SC Freiburg – und damit konnte man nicht wirklich rechnen.

Dass ein Verein, der nach einem Jahrzehnt der absoluten Dominanz jetzt ins Straucheln gerät, dann auch Schadenfreude auslöst, ist menschlich und verständlich. Dabei ist der Niedergang des FC Bayern München auch zusammen mit dem Absturz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu betrachten. Die Mannschaft zehrt seit Jahren von ihrem guten Ruf, für den Spieler gesorgt haben, die seit Jahren nicht mehr auf dem Platz stehen. Man muss das nüchtern betrachten: Der deutsche Fußball ist im internationalen Mittelmaß angekommen und offenbar fehlt es an einer langfristigen Strategie, mit der wieder Ausnahmetalente nach oben gespült werden. Es hapert offenbar in der Ausbildung und letztlich auch an der Siegermentalität.

Fußball-Deutschland (bis auf eingefleischte Bayern- und Schalke-Fans) wird am Samstag Borussia Dortmund und auch dem 1. FC Köln die Daumen drücken. Einfach, damit Fußball in Deutschland wieder spannend wird.

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