Der Absturz

Das frühe Ausscheiden bei der WM hat den deutschen Fußball um Jahre zurückgeworfen. Auf der Weltrangliste stürzt Deutschland von Platz 1 auf Platz 15 ab. Oha.

Dieses Trikot sollte künftig besser ausgefüllt werden... Foto: Mangan2002 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Jogi Löw wird noch lange an dieser WM 2018 in Russland zu knabbern haben. Denn die Folgen des Ausscheidens in der Gruppenphase schlagen sich jetzt auch auf der Weltrangliste nieder. Vor der WM noch Nummer 1 und Titelverteidiger, rutscht der DFB nun auf Platz 15 (!) ab. Nur noch wenige Plätze trennen das deutsche Team von Fußballgiganten wie Österreich (Platz 23), Tunesien (24) oder Nordirland (Platz 27). Das stimmt nachdenklich.

Die neue Weltrangliste spiegelt allerdings den tatsächlichen Leistungsstand im Fußball wider. Auf Platz 1 liegt nun Weltmeister Frankreich, gefolgt von Belgien (man erinnert sich an das großartige Halbfinale zwischen beiden Teams!) und Brasilien. Es folgen: Kroatien, Uruguay, England, Portugal, die Schweiz, Spanien, Dänemark, Argentinien, Chile, Schweden und Kolumbien – und dann Deutschland. Die Zeiten, in denen sich Teams ärgerten, wenn sie gegen Deutschland antreten mussten, sind vorbei. Es beginnt die Zeit der fußballerischen Ernüchterung. Doch wo lagen die Fehler, die zu dieser Entwicklung führten?

Der Weltmeister von 2014 hat es, anders als andere Teams, nicht geschafft, einen Generationswechsel zu vollziehen. Nach der Generation der Schweinsteigers, Lahms und Kloses folgten Spieler, die eben nicht die Qualität dieser Spieler hatten und stattdessen brav vor sich hinkicken. Vor der WM freute sich die Presse noch, dass Jogi Löw keine Stars in seinem Kader zu managen habe, doch vielleicht wäre es gar nicht schlecht gewesen, hätten in diesem Kader auch der eine oder andere Spieler gestanden, der über herausragende Fähigkeiten verfügt. Merke, ein Toni Kroos gewinnt noch keine Titel.

Das Löw’sche Experiment, eine WM ohne Stürmer zu bestreiten, ist gescheitert. Das Konzept der „sicheren Null“ ebenfalls. Denn wenn die Abwehr nicht sicher steht und das Offensivspiel nicht stattfindet, dann scheidet man eben als Gruppenletzter gegen Mexiko, Schweden und Südkorea aus. Die Wahl der Stürmer, die auf den mimosenhaften und unerfahrenen Timo Werner und Gnadenbrot für Mario Gomez statt auf Leroy Sané und Nils Petersen fiel, war ein Fehler. Denn wenn man hinten Tore kassiert und vorne keine schießt, dann verliert man im Fußball.

Der deutsche Fußball muss sich neu erfinden, er muss mutiger und weniger verwaltungstechnisch werden. Topspieler wie Leroy Sané, die im Alleingang eine Abwehr schwindelig spielen, sollten gefördert und aufgebaut werden, statt dass man versucht, sie so zu disziplinieren, dass sie so spielen wie das Team in Russland.

Es gibt viel zu tun, Jogi Löw muss nun die Ärmel hochkrempeln. Und das wird er sicherlich auch tun…

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