Der Albtraum ist vorbei…

Da der durchgeknallte Ex-Präsident Donald Trump wie ein trotziges Kind die Amtseinführung von Joe Biden boykottierte, musste ihn Vize-Präsident Mike Pence vertreten. Das tat er auch würdig.

Und tschüss - Vizepräsident Mike Pence verlässt das Capitol. Auf dieser Treppe hätten wir auch gerne Donald Trump gesehen... Foto: ScS EJ

(KL) – Sollte der amerikanische Ex-Vizepräsident Mike Pence je in die Geschichtsbücher eingehen, dann als tragischer Gewinner, der auf der Zielgeraden seiner Amtszeit vieles richtig und ebenso vieles falsch gemacht hat. Zwar verweigerte er seinem Boss am 6. Januar die Gefolgschaft beim Sturm auf das Capitol, aber dann konnte er sich nicht durchringen, Schritte zur Amtsenthebung seines Präsidenten einzuleiten. Aber immerhin nahm er an der Amtseinführung von Joe Biden und Kamala Harris teil und machte als einziger führender Vertreter der Trump-Administration eine „bella figura“. Doch nun wird man ihn vermutlich ebenso schnell vergessen wie (hoffentlich) Donald Trump.

Ein Aufatmen ging rund um die Welt – die Machtübergabe an Joe Biden fand ohne den angekündigten „bewaffneten Widerstand“ der Trump-Anhänger statt. Dies ermöglichte dem neuen Präsidenten einen guten Start ins neue Amt, den er gleich am ersten Arbeitstag dadurch demonstrierte, dass er per Dekret die USA wieder dem Pariser Klimaabkommen und auch der WHO beitreten ließ und damit die ersten grundlegenden Politikwechsel einläutete.

Ebenso wie Barack Obama, George W. Bush oder Bill Clinton gab sich auch Mike Pence bei der Amtseinführung die Ehre und kann damit das Verdienst verbuchen, sich an die demokratischen Spielregeln der USA gehalten zu haben, was man von Donald Trump nicht behaupten kann. Zur Demokratie gehört eben auch, dass man mit Niederlagen umgeht, also genau das tut, was Donald Trump nicht kann. Trump war eher bereit, sein Land ins Chaos zu stürzen, als seine Niederlage einzugestehen, was er bis heute nicht getan hat. Dies wird er so lange nicht tun, bis ihn eines Tages die Gerichte eingeholt haben.

Schwierig wird es für Joe Biden dennoch werden, die zutiefst gespaltenen USA wieder zu einen. Donald Trump hatte es geschafft, 74 Millionen amerikanischen Wählerinnen und Wählern weiszumachen, er habe die Wahl gewonnen, was er so oft wiederholte, bis es eben 74 Millionen Leichtgläubige schluckten. Doch mit dem Regierungswechsel in Washington dürften „alternative news“ in nächster Zeit weniger problematisch sein, da Joe Biden anders als Donald Trump nicht alle 5 Minuten einen Tweet absetzen wird. Dennoch wird es eine der ersten Aufgaben Bidens sein, diesen 74 Millionen Menschen klarzumachen, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hatten und einer vier Jahre andauernden Lügenkampagne auf den Leim gegangen sind.

Dass Mike Pence den Ablauf der Amtseinführung von Joe Biden und Kamala Harris begleitet hat, war zwar seine Pflicht als scheidender Vize-Präsident, doch gleichzeitig war es auch ein mutiger Akt, der vermutlich dazu führen wird, dass sein früherer Boss nicht mehr mit ihm sprechen wird. Dass der Aufruhr am 6. Januar 2021 in Washington noch halbwegs glimpflich ausgegangen ist (wobei diese Bewertung angesichts von 5 Toten durchaus hinterfragt werden kann), ist auch ein Verdienst von Mike Pence. Doch wird sich die Geschichte kaum an ihn und seine Rolle erinnern. Heute sind einfach alle nur erleichtert, dass der Trump-Albtraum vorbei ist. Drücken wir also Biden/Harris die Daumen für einen gelungenen Neustart der amerikanischen Politik!

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