Der Anti-Germanismus der Marine Le Pen

10 Tage vor der Stichwahl um die französische Präsidentschaft zeigt sich die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen wieder so, wie sie wirklich ist. Empörend und gefährlich.

Was für ein Hass auf Deutschland! Marine Le Pen zeigt sich nun wieder so, wie sie wirklich ist... Foto: Jérémy-Günther-Heinz-Jähnick / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – Sie hatte lange Kreide gefressen, die rechtsextreme Marine Le Pen, um sich für die französischen Wählerinnen und Wähler „hofffähig“ zu machen. Dies fiel ihr in diesem Wahlkampf auch nicht sonderlich schwer, gab es doch rechts von ihr (doch, doch, das ging…) den Kandidaten Eric Zemmour, der die ansonsten ihr zukommende Rolle des ausländerfeindlichen, antisemitischen, von Hass zerfressenen Meckerers übernahm. Da konnte sich Marine Le Pen entspannt zurücklehnen, sich Eric Zemmour an ihren Themen abarbeiten lassen und das brachte ihr tatsächlich im Wahlkampf Stimmen ein. Doch jetzt, wo es Macron – Le Pen heißt, zeigt sich Marine Le Pen wieder so, wie man sie kennt. Diese Woche ritt sie eine scharfe Attacke gegen Deutschland und zeigte damit, was auf Frankreich, die deutsch-französischen Beziehungen und Europa zukommen würde, könnte sie am 24. April tatsächlich das höchste französische Staatsamt erobern.

So kündigte Marine Le Pen am Dienstag an, dass sie im Falle ihrer Wahl die militärische Kooperation mit Deutschland beenden würde, womit sie die deutsch-französischen Beziehungen insgesamt in Frage stellt und dass sie sich gegen einen Sitz Deutschlands im UNO-Sicherheitsrat stellen würde. Viel unfreundlicher geht es kaum.

Und nun, 10 Tage vor der entscheidenden Wahl, ist sie wieder da, die stets schlecht gelaunte Rechtsextreme, deren Partei von Moskau (!) finanziert wird und die lau ihrem Stab plant, bei einem Wahlsieg das Parlament aufzulösen und per Referendum ein neues, proportionales Wahlrecht einzuführen, mit dem sie auch im Falle einer Wahlniederlage praktisch alleine regieren könnte.

Historiker zucken bei diesen Plänen zusammen und weisen darauf hin, dass 1933 auch Hitler durch eine demokratische Wahl und ohne absolute Mehrheit die totale Macht an sich reißen konnte. Der Umstand, dass sie überhaupt in die Verlegenheit kommt, ernsthafte Chancen auf einen Wahlsieg zu haben, verdankt sie in erster Linie Emmanuel Macron, dessen erste Amtszeit eine mittlere Katastrophe war. Macron hat es geschafft, außerhalb seiner eigenen Wählerschaft, die ihn gottgleich anbetet, sämtliche Bevölkerungsgruppen zu beleidigen, zu geringschätzen und sein Amt vor allem für seine unerträglich eitle Selbstdarstellung zu nutzen.

Doch der Umstand, dass Macron einer der schlechtesten Präsidenten der V. Republik war, spricht eben auch nicht dafür, für eine Kandidatin mit faschistoiden Zügen zu stimmen. Bei der Wahl am 24. April geht es leider nicht um die Wahl zwischen „Gut und Böse“, zwischen „kompetent und inkompetent“, sondern um die Wahl zwischen „Digitalem Totalitarismus“ und „Neofaschismus“. Beide Alternativen sind schlecht, und es geht eigentlich nur noch um die Frage, wer von beiden in den kommenden fünf Jahren mehr Schaden in Frankreich und Europa anrichten kann. Und da hat Marine Le Pen die Nase knapp vorne, wobei ihr Macron in kurzem Abstand folgt.

Seit dieser Woche ist auf jeden Fall klar, dass Marine Le Pen eine Amtszeit nutzen würde, um nachhaltigen Schaden für Frankreich, Europa und die wichtigen deutsch-französischen Beziehungen anzurichten.

Bis auf seine „Jünger“ wird wohl niemand in Frankreich begeistert für Emmanuel Macron stimmen, niemand rechnet damit, dass sich Macron in einer eventuellen zweiten Amtszeit zum Besseren ändern würde und jedem ist klar, dass fünf weitere Jahre „Macronie“ für das Land und vor allem den sozialen Frieden in Frankreich alles andere als gut sein werden. Doch wenn der politische Gegner ein Neofaschismus klassischer Machart ist, dann ist vielen Franzosen klar, dass es wenig Sinn macht, eine Kandidatin zu wählen, die aus Frankreich das „Ungarn Westeuropas“ machen will.

Muss man sich wirklich Sorgen machen, dass sich Frankreich eine neofaschistische Regierung wählt? Die Möglichkeit besteht, da Macron in weiten Teilen der Bevölkerung inzwischen nicht unbeliebt, sondern geradezu verhasst ist. Doch unter dem Strich bleibt die Tatsache, dass die Hälfte der Franzosen für diese beiden Kandidaten gestimmt hat und dass es sich die französische Wählerschaft selbst zuzuschreiben hat, wenn sie am 24. April nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera hat. Die nächsten fünf Jahre dürften in Frankreich ziemlich katastrophal werden…

3 Kommentare zu Der Anti-Germanismus der Marine Le Pen

  1. Wenn ich das so lese stellt sich mir die Frage, ob Sie schon einen Asylantrag eingereicht haben. Wenn die wirklich gewinnt, sind Sie doch als Erster fällig.
    Mal ehrlich, was ist da drüben eigentlich los?

    • Nach den Erklärungen von MLP in dieser Woche wird es in der Tat für jeden nicht reinrassigen Menschen in Frankreich sehr eng. Dass es so weit kommen konnte, liegt am Versagen der französischen Politik der letzten 40 Jahre und ganz besonders an den 5 Jahren “Macronie”, die den Neofaschisten richtig Rückenwind gebracht haben. Aber jetzt muss sich Frankreich entscheiden: Neofaschismus oder digitaler Totalitarismus. So richtig überzeugend ist keines der beiden Konzepte, aber mit dem, was Le Pen gerade loslässt, dürfte sie geradezu gefährlich für Frankreich und Europa sein. Bleibt die Frage, in welchem Land man seinen Asylantrag stellen muss…

    • Und trotz allem – Ihnen schöne Ostern und danke für Ihr wohlwollendes und kritisches Verfolgen unserer Artikel!

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