Der Anti-Inflations-Warenkorb

Frankreichs Supermarktketten bieten jetzt fast alle eine Reihe von Produkten zum Selbstkosten- oder sehr geringem Preis an – die Inflation wird zum Marketing-Instrument.

Mit dem "Anti-Inflations-Warenkorb" soll die Kaufkraft der Haushalte gestärkt werden. Foto: Tim Reckmann from Hamm, Deutschland / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Die Franzosen, ebenso wie die Menschen in vielen anderen Ländern, leiden unter der galoppierenden Inflation. Die Preise für Lebensmittel explodieren genauso wie die für Energie und viele Menschen haben heute Probleme, sich bis zum Monatsende korrekt zu ernähren. Daher hatte die französische Regierung eine „Empfehlung“ mit den Handelsketten vereinbart, nach der die Supermarktketten sich Maßnahmen gegen die Inflation einfallen lassen sollen. Und das haben diese auch getan, auch, wenn die Ausgestaltung dieses „Anti-Inflations-Warenkorbs“ von Kette zu Kette anders ausfällt. Vorgaben gibt es keine, jede Supermarktkette schnürt das Angebot, das ihr sinnvoll erscheint.

Am 6. März hatten sich Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und Vertreter des Handels getroffen, und sich darauf verständigt, das „Anti-Inflations-Trimester“ zu starten, also ein Angebot, bei dem bestimmte Produkte des täglichen Gebrauchs von den Ketten zu deren Einkaufspreisen oder deutlich reduzierten Preisen angeboten werden. Die Absprache lautete, dass dieser „Anti-Inflations-Warenkorb“ zu so „günstigen Preisen wie möglich“ angeboten werden soll.

Den Anfang machte die Kette „Super U“, mit einem Warenkorb, der 150 Produkte des täglichen Bedarfs enthält, die von der Kette zum Selbstkostenpreis angeboten werden. Die Ketten „Intermarché“ und „Casino“ warten mit einem Warenkorb mit 500 günstigen Produkten auf, ohne dass diese allerdings zum Selbstkostenpreis angeboten werden. Die anderen großen Ketten wie „Auchan“ und andere folgen mit ähnlichen Angeboten und plötzlich sind „Anti-Inflations-Maßnahmen“ ein Verkaufsargument, mit dem man neue Kundenkreise erschließen kann. Außer für den Discounter „Leclerc“, der sagte, dass er nicht auf die Regierung gewartet habe, um die niedrigsten Preise in Frankreich aufzurufen.

Mit Maßnahmen wie diesen soll die Kaufkraft der Haushalte gestärkt werden und das ist auch der Fall. Denn so, wie die Lebensmittel- und anderen Preise gerade explodieren, geraten immer mehr Haushalte in finanzielle Schieflagen. Dass sich nun die großen Handelsketten zu solch solidarischen Schritten durchringen, ist für die Verbraucher eine gute Sache und für die Ketten ein frischer Wind im Marketing.

Allerdings ist dieses „Anti-Inflations-Trimester“ eine etwas schwammige Angelegenheit, da diese Angebote nicht einmal untereinander vergleichbar sind, da sie keinem einheitlichen Schema folgen. Nichtsdestotrotz ist es eine gute Sache, wenn die wichtigsten Produkte des täglichen Gebrauchs für eine Weile auf niedrigem Niveau eingefroren werden, auch, wenn dies nur für ein Trimester, also drei Monate geschieht. Doch viel länger vorausplanen kann heute ohnehin niemand. Nur – die Nicht-Vergleichbarkeit dieser Angebote bedeutet für die Verbraucher, dass es sich auch weiterhin lohnt, die Preise zu vergleichen. Aber das tun die Menschen heute ohnehin.

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