Der Bahnstreik findet (vorerst) nicht statt
Nach Ablauf eines Ultimatums der Gewerkschaft EVG wurde am Samstag der 50-Stunden-Bahnstreik, der heute Abend beginnen sollte, vorerst auf Eis gelegt. Zu Störungen wird es trotzdem kommen.
(KL) – Im letzten Moment wurde der Bahnstreik, der ab heute Abend 22 Uhr den gesamten Bahnverkehr in Deutschland für 50 Stunden lahmlegen sollte, doch noch (vorerst) gestoppt. Vor dem Arbeitsgericht Frankfurt einigten sich die Eisenbahnergewerkschaft EVG und die Deutsche Bahn darauf, sich zügig bei den Tarifsverhandlungen zu bewegen und zu einem Abschluss zu kommen. Angesichts des Umstands, dass die Forderungen der Gewerkschaft und das Angebot der Deutschen Bahn nicht allzu weit auseinander liegen, erscheint es vernünftig, vorerst nicht zu streiken, sondern lieber eine schnelle Verhandlungslösung zu suchen. Allerdings wird es dennoch zu Behinderungen im Bahnverkehr kommen, da nun „Notpläne“ für die nächsten Tage erstellt werden müssen, da eben alle mit einem Streik gerechnet hatten.
Knackpunkt bei den weiteren Verhandlungen dürfte die Laufzeit des Tarifabschlusses sein. Während die EVG einen Abschluss für 12 Monate anstrebt, wünscht sich die Deutsche Bahn einen Abschluss für 27 Monate, um mehr Plaanungssicherheit zu erhalten. Zwischen den geforderten 12 % mehr Gehalt, die von der EVG gefordert werden und den 10 %, die von der Deutschen Bahn angeboten werden, sollte es Kompromisse geben können, ebenso bei den Einmalzahlungen, die als Inflationsausgleich im Gespräch sind. So, wie es aussieht, wird es so oder so einen ordentlichen Schluck aus der Pulle für die rund 230.000 in der EVG organisierten Eisenbahner geben.
Die Last-Minute-Einigung, mit der dieser angekündigte Mega-Streik verhindert wird, ist einmal mehr ein Beispiel dafür, was „Sozialpartnerschaft“ bedeutet. Wenn die Parteien, ohne ihre Positionen zu verraten, im Interesse des Landes und der Bevölkerung handeln, dann ist das ein gutes Zeichen, dass die „Sozialpartnerschaft“ funktioniert. Dass Arbeitgeber und Gewerkschaften dabei unterschiedliche Ziele verfolgen, liegt in der Natur der Sache. Dass man dennoch gemeinsam in der Lage ist, das übergeordnete Ziel des sozialen Friedens im Land nicht aus dem Auge zu verlieren, ist stark.
In anderen Ländern wäre eine solche Einigung auf schnelle Verhandlungen und Ergebnisse kaum denkbar. Man denke nur daran, wie sich der französische Präsident vier Monate lang weigerte, mit den Gewerkschaften, die Millionen Franzosen gegen seine Rentenreform mobilisiert hatten, alleine nur zu sprechen. Doch das Ergebnis spricht für den Weg, den die deutschen Gewerkschaften gehen – während Frankreich auf Monate und Jahre hinaus keinen sozialen Frieden mehr finden wird, setzt man sich in Deutschland eben wieder an den Verhandlungstisch und sucht nach Lösungen, mit denen alle leben können. Und somit lautet die gute Nachricht: Der Streik, der von Sonntagabend 22 Uhr bis Dienstag 24 Uhr angekündigt war, fällt aus.
La grève des cheminots, programmée de dimanche soir 22h à mardi soir 24h, a été suspendue. Devant le tribunal de Francfort, la Deutsche Bahn et le syndicat EVG se sont mis d’accord de reprendre rapidement les négociations. Toutefois, si vous avez prévu de circuler ces prochains jours en Allemagne en train, renseignez-vous sur la disponibilité des trains, car il y aura quand même quelques perturbations.
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