Der Bahnstreik steht vor der Tür – programmiertes Chaos

Ab heute Abend 21 Uhr streiken die Lokführer bis Mittwoch früh um 6 Uhr. Und das ist erst der Anfang.

Während sich die GDL-Mitglieder in den nächsten Tagen mit Kaffee vom anstrengenden Streiken erholen, können wir sehen, wo wir bleiben. Foto: schubalu / www.pixelio.de

(KL) – Der Chef der GDL Weselsky schläft zur Zeit vermutlich nicht gut. Aber nicht aus Sorge, wie sich die Millionen Bahnpendler in den nächsten Tagen organisieren können, um wenigstens zur Arbeit und wieder nach Hause zu kommen, sondern weil er gerade Machtphantasien hat, die ihm vor Selbstüberschätzung wohl den Schlaf rauben. „Alle Räder stehen still, wenn mein starker Arm das will“ – das scheint momentan sein feuchter Traum zu sein.

Neben den üblichen Forderungen (5 % mehr Lohn, Reduzierung der Wochenarbeitszeit um 2 Stunden), geht es bei dem Streik, für den sich 91 % der GDL-Mitglieder aussprachen, vor allem um einen Machtkampf zwischen zwei Eisenbahner-Gewerkschaften, die beide gerne die alleinige Vertretung der Bahnmitarbeiter wären. Was die Bahnreisenden vermutlich nicht viel mehr interessiert als der berühmte Sack Reis, der in China umfällt.

Einstellen müssen sich alle auf einen langfristigen und „flächendeckenden“ Streik, wie Weselsky nicht müde wird zu drohen. Dass die GDL bei ihrem Kampf um die Vormachtstellung der Bahngewerkschaften dabei denjenigen schadet, die ihr Gehalt bezahlen, scheint der Gewerkschaft egal zu sein, ja, fast hat man das Gefühl, als habe die GDL eine klammheimliche Freude daran, ihren zahlenden Mitmenschen zu schaden.

Ab sofort müssen sich Reisende und Pendler auf Alternativen einstellen und angesichts der immer weiter steigenden Unzuverlässigkeit des Transportmittels Bahn und vor allem seiner Mitarbeiter, sollte man sich überlegen, ob man nicht längerfristig bei solchen Alternativen bleibt.

Alternative 1: Die Busse. Ob für kurze Strecken im ÖPNV oder für weitere Strecken – die neuen Buslinien sind nicht nur eine schmerzhafte Konkurrenz für die Bahn, sondern eine echte Alternative. Man sollte rechtzeitig schauen, mit welchen Bussen und/oder Straßenbahnen man sein Ziel erreicht. Und überlegen, ob man nicht ganz umsteigt.

Alternative 2: Die Fahrgemeinschaft. Sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen und versuchen Sie, Fahrgemeinschaften zu bilden – Sie werden sehen, dass wenn man zu mehreren fährt, die Kosten zumeist unter denen für ein Zugticket liegen. Und wer weiß, vielleicht überdauert dann so eine Fahrgemeinschaft dann auch die Dauer des Streiks.

Alternative 3: Es gibt immer mehr gut funktionierende Mitfahr-Sites und -Apps. So kann man auf Plattformen wie „BlablaCar“ (kostenlos zum Downloaden für Smartphones und Tablet-PCs) kurzfristig freie Plätze im Auto anbieten und suchen. Auch diese Methode ist oft günstiger als der Zug (bei „BlablaCar“ kostet die Fahrt Freiburg – Offenburg meisten nur 3 oder 4 Euro), allerdings ist man abhängig von der Verfügbarkeit von Plätzen. Wer in den kommenden Tagen auf das Auto umsteigt, sollte nicht vergessen, freie Plätze in seinem Fahrzeug anzubieten. Das senkt die Benzinkosten, ist eine solidarische Geste für „Mit-Opfer“ der Bahngewerkschaften und führt oft auch zu netten Begegnungen.

Der neue Streik, dessen Hauptgrund nicht unerträgliche Arbeitsbedingungen oder schändlich geringe Gehälter, sondern eben ein Machtkampf zwischen Gewerkschaften ist, stellt einen feindlichen Akt der Gewerkschafter gegenüber ihren Kunden dar. Also ist es an uns Kunden, uns hiergegen zur Wehr zu setzen.

In den kommenden Tagen kann man sich unter der kostenlosen Hotline 08000-996633 informieren, wann und wo gerade gestreikt wird. Vielleicht informieren uns die Bahnler ja auch über diese Nummer, warum sie meinen, dass sie weniger arbeiten und mehr verdienen sollten. Wegen der vielen Verspätungen? Dem lausigen Service? Dem unfreundlichem Personal? Es wird Zeit, dass die Bahnmitarbeiter endlich von ihrem hohen Ross herunter kommen und sich das Vertrauen der Bahnkunden erneut verdienen. Mit „Geiselnahmen“ wie dieser dürfte das schwierig werden.

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